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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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sehr wohl Freude am Theaterspielen
haben. Wenn der vermeintliche Sommelier wirklich einer der Kabeljaubrüder
gewesen war, was der Besitz der Großen Kette vermuten ließ, mußte seine
Boshaftigkeit grenzenlos sein, wenn er es fertiggebracht hatte, eine derartige
Vorstellung vor seinen engsten Freunden zu geben. Ob Ogham Wouter ermordet
haben konnte, würde sich zeigen, aber Max konnte in der ganzen Gesellschaft
niemanden ausmachen, dem er die Tat lieber angehängt hätte.
    »Obed, am besten gehst du rauf ins Haus
und legst dich ein wenig hin«, schlug Tolbathy vor.
    »Ich glaube, du hast recht.« Ogham
hatte ungefähr zwei Drittel des Weges den Hang hinauf zurückgelegt, als ein
Krankenwagen mit quietschenden Reifen die Auffahrt hochjagte.
    »Ich gehe ihnen entgegen«, meinte Tom
erleichtert. »Könnten Sie vielleicht bei Wouter bleiben, Max? Und bei John
Wripp natürlich.«
    »Sie bleiben wohl besser auch. Die
Sanitäter sind schon auf dem Weg zum Zug.«
    Ogham fuchtelte mit den Armen und rief:
»Hierher!« Die Männer mit der Trage eilten auf ihn zu. Er drehte sich um und
führte sie in Richtung Zug, das Gehen schien ihm jedoch sichtlich
schwerzufallen. Die Sanitäter schoben sich an ihm vorbei, und er folgte ihnen
in einiger Entfernung.
    »Ich habe gehört, Sie haben ein
Problem, Mr. Tolbathy!« rief der Mann, der zuerst bei ihnen ankam.
    »Sogar ein ziemlich ernstes«, erwiderte
Tolbathy und behielt dabei Ogham im Auge. »Obed, warum läßt du dich nicht von
einem Sanitäter ins Haus begleiten? Vielleicht kann Hester dir etwas geben,
damit dein Magen sich wieder — O b e d, was hast du denn? So helfen Sie ihm
doch!«
    Ogham kniete auf dem Weg, griff sich an
den Hals und stöhnte vor Schmerzen.
    »Mac, Willy, legt ihn auf die Trage,
schnell!« ordnete der Einsatzleiter an. »Bringt ihn hoch, und laßt euch über
Funk vom Krankenhaus weitere Instruktionen geben. Willy, du bleibst bei ihm.
Mac, du holst die andere Trage. Stimmt es, daß im Zug ein Mann mit einem
gebrochenen Bein liegt, Mr. Tolbathy?«
    »Wir wissen es nicht mit Sicherheit,
aber es geht ihm offenbar sehr schlecht. Bitte folgen Sie mir.«
    Inzwischen war Wripp kaum noch bei
Bewußtsein, die braunen Altersflecken hoben sich deutlich von seiner gespannten
gelben Haut ab und bildeten einen jämmerlichen Kontrast zu dem prächtigen
karminroten Samtkissen und der Reisedecke, die Hester Tolbathy gebracht hatte,
um es ihm ein wenig bequemer zu machen. Der Einsatzleiter hockte sich neben ihn
auf den Boden und schüttelte den Kopf. »Er steht unter Schock. Sieht aus, als
ob wir hier noch mehr Hilfe brauchen. Sobald Mac zurück ist, könnten Sie beide
vielleicht die Trage unter den Mann schieben, während wir ihn hochheben? Wenn
er sich wirklich den Oberschenkel gebrochen hat, dürfen wir ihn auf keinen Fall
mehr bewegen als unbedingt nötig.«
    »Natürlich«, entgegnete Tolbathy. Er
klang erleichtert, offenbar war er froh, daß er endlich etwas unternehmen
konnte. Als Mac keuchend mit der Trage erschien, kniete sich Tom vor Wripps
Kopf und Max vor seine Füße.
    »Sie geben uns Bescheid, wenn wir
schieben sollen.«
    Gemeinsam hoben die Männer Wripp auf
die Trage, hüllten ihn in eine graue Decke und befestigten die Gurte.
    »Bei einem Mann in seinem Alter kann
man gar nicht vorsichtig genug sein«, sagte der Einsatzleiter. »Okay, das müßte
eigentlich genügen. Das wäre dann alles, nicht wahr, Mr. Tolbathy?«
    »Leider nicht. Mein Bruder liegt tot in
der Lokomotive. Am besten lassen Sie noch einen Krankenwagen kommen.«

Kapitel 8
     
     
     
     
     
     
     
    I nzwischen brauchten sie sogar eine
ganze Krankenwagenflotte. Jemand im Haus hatte offensichtlich bereits Alarm
geschlagen, denn zwei weitere Fahrzeuge rasten mit heulenden Sirenen und
Blaulicht die Auffahrt hoch, während Max und Tom Tolbathy immer noch im Zug auf
den Streifenwagen der Polizei warteten, den die erste Mannschaft zu schicken
versprochen hatte.
    »Max, gehen Sie um Gottes willen
nachsehen, was los ist«, bat Tolbathy. »Ich weiß, daß ich das eigentlich selbst
tun müßte, aber verdammt, ich kann doch Wouter hier nicht so einfach liegen
lassen. Sagen Sie Hester Bescheid. Sie wird schon verstehen. Außerdem«, er
verzog schmerzhaft das Gesicht und hielt sich den Bauch, genau wie Ogham es
eben getan hatte, »weiß ich nicht, ob ich es überhaupt schaffen würde.«
    »Oh Gott«, stöhnte Max und machte sich
auf den Weg.
    Was zum Teufel ging hier vor? Als er
den Hügel hinaufeilte, auf

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