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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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der Meinung gewesen, Whet sei immer noch in Nairobi, und hatte
geglaubt, keinen seiner Clubbrüder in Schwierigkeiten zu bringen, wenn er
diesen Ort benutzte, um Bittersohn abzuschütteln. Oder Ashbroom hatte gewußt,
daß Whet wieder da war, und absichtlich versucht, ihn in Schwierigkeiten zu
bringen.
    Vielleicht hatte der Kerl in dem Mantel
auch nichts weiter getan, als Miss Moristons Gaszähler abzulesen, war dann als
nächstes zu Whets Haus getrabt, weil er annahm, er könne bei dem Hausmädchen
ein Mittagessen schnorren. Pah! Humbug! Max blickte zu Whet hinüber, der das
Kinn in seinem Burberry vergraben hatte und auf die Straße starrte.
    »Wie war eigentlich Ihr Flug von
Nairobi?«
    »Lang, langweilig und unbequem.« Whet
sprach, ohne den Blick von der Straße zu lösen. »Wie zu erwarten.«
    »Ich nehme an, Sie sind erster Klasse
geflogen.«
    »Warum hätte ich? Beide Enden des
Flugzeugs haben dasselbe Ziel.«
    Dieses Argument hätte durchaus auch von
Max stammen können. Er stellte fest, daß er diesen Whet mochte, auch wenn das
nicht gerade professionell war. »Welche Route sind Sie denn geflogen?«
    »Von Kairo nach London. Wir sind
natürlich erst spät von Heathrow weggekommen. Und dann gab es ein ziemliches
Durcheinander bei der Zollabfertigung, und ich mußte dort auch noch eine
geschlagene Stunde warten.«
    »Oh. Ich hatte mich schon gefragt, wie
Sie es geschafft haben, zu derart nachtschlafender Zeit hier anzukommen.«
    »Man muß immer damit rechnen, irgendwo
auf der Welt hängenzubleiben. Ein toller Empfang! Wouter tot, Marcia vergiftet,
weil sie auf Hesters Party Hesters Kaviar gegessen hat. Max, ich kann das alles
einfach nicht begreifen. Verdammt, Tom Tolbathy geht doch praktisch hin und
fängt diesen Stör mit seinen eigenen Händen. Es ist doch einfach undenkbar, daß
Hester verdorbenen Kaviar serviert hat!«
    »Die offizielle Erklärung lautet
momentan, daß der Kaviar in der Konservenfabrik absichtlich mit Colchicin
vergiftet wurde.«
    »Colchicin?«
    »Man benutzt es zur Behandlung von
Gicht.«
    Max wiederholte, was er von Jems
Krankenschwester erfahren hatte. Gerald Whet sah jetzt eher interessiert denn
bestürzt drein.
    »Daß man Colchicin gegen Gicht benutzt,
ist mir neu. Interessant.«
    »Das fällt vermutlich auch nicht
unbedingt in Ihr Spezialgebiet.«
    »So ist es. Tomatenwürmer bekommen keine
Gicht. Es wäre gut, wenn es so wäre.«
    »Kennen Sie ein Pflanzengift, das
dieselben Symptome hervorruft?«
    »Pflanzengift?« Eine Alarmglocke hatte
angeschlagen. Whet war jetzt hellwach und auf der Hut. »Doch, schon. Wenn ich
darüber nachdenke, fallen mir mehrere ein. Pyrethrum beispielsweise, obwohl ich
glaube, daß man eine beträchtliche Menge davon schlucken müßte, um Schaden zu
nehmen. Es hat zwar schon Vergiftungsfälle mit Insektiziden gegeben, in denen
Pyrethrum enthalten war, aber die wurden von den Petroleumdestillaten in dem
Grundstoff verursacht. Vermutlich sollte ich dankbar sein, daß ich in dem
verdammten Flugzeug durch die Weltgeschichte gegondelt bin und nicht auf der
Party war. Zumindest habe ich ein Alibi, ob ich es nun brauche oder nicht. Aber
wenn Marcia — oh Gott, was für eine schreckliche Geschichte, und das an
Weihnachten!«
    Er verfiel wieder in Schweigen und
regte sich erst wieder, als Max den Wagen auf dem Parkplatz des Krankenhauses
zum Stehen brachte. Dann bewegte er sich wie jemand, der gerade aus dem Schlaf
gerissen worden war.
    »Sind wir schon da? Sie wissen wohl
nicht zufällig Marcias Zimmernummer?«
    »Die sagen sie uns an der Rezeption.
Falls wir überhaupt eingelassen werden«, fügte Max hinzu, als er die Wachposten
vor den Eingängen sah.
    Whet spannte seine Kiefermuskeln an.
»Und ob die uns reinlassen werden.«
    Für einen Mann, der so höflich und
verbindlich schien, konnte Whet erstaunlich energisch sein, stellte Max fest.
Einige leise gesprochene Worte genügten, und er hatte zwei Wachposten
überzeugt. Die Dame an der Pforte fragte nicht einmal mehr nach ihren
Ausweisen, sondern teilte ihnen sofort die Zimmernummer von Mrs. Whet mit.
    »E2, den Flur entlang und dann links.
Wir mußten die Notfälle überall unterbringen, wo Platz war, aber wir beobachten
sie natürlich sehr sorgfältig.«
    »Das will ich hoffen«, antwortete Whet,
doch er war bereits unterwegs zum Zimmer seiner Frau, ehe er noch ausgesprochen
hatte. Max blieb dicht hinter ihm und versuchte wie ein ängstlicher
Schwiegersohn auszusehen. Dabei verspürte er tatsächlich

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