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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Krankenhaus habe heute früh angerufen, daß sie zu den kritischen
Fällen zählt. Offenbar hat es seitdem keine Veränderungen gegeben, sonst hätte
das Krankenhaus Sie bestimmt informiert.«
    »Wissen Sie die Telefonnummer?«
    »Nein, die würde Ihnen auch überhaupt
nichts nützen. Die Zentrale nimmt keine Anrufe mehr entgegen. Sie lassen
allerdings die engsten Familienangehörigen zu den Patienten, daher würde ich
vorschlagen, daß Sie am besten selbst hingehen. Lassen Sie sich von Ihrem
Hausmädchen eine Kleinigkeit zu essen herrichten, und ziehen Sie sich etwas
Warmes an. Ich hole Sie in fünfzehn Minuten mit meinem Wagen hier ab.«
    »Geht das nicht schneller? Wie soll ich
denn etwas zu mir nehmen, wenn Marcia — mein Gott, was soll ich bloß den
Kindern sagen?«
    »Am besten, Sie verschaffen sich erst
einmal selbst Klarheit, bevor Sie überhaupt etwas sagen, finden Sie nicht? Ihre
Kinder haben sicher schon in den Nachrichten davon gehört.«
    »Ganz bestimmt nicht, sonst hätten sie
doch längst versucht, mich zu erreichen. Die ganze Familie verbringt dieses
Wochenende in unserer Berghütte beim Skilaufen. Da oben haben wir weder
Fernsehen noch Radio.«
    »Auch keine Zeitung?« Der Gedanke,
keine Tageszeitung zu bekommen, erschien Max einfach unvorstellbar. Er würde
niemals verstehen, warum Menschen, die sich jeglichen Luxus leisten konnten,
bereit waren, auf eine derartig elementare Lebensnotwendigkeit zu verzichten.
    Doch Whet schüttelte abermals den Kopf.
»Nein, das wäre viel zuviel Aufwand. Max, wenn es Ihnen Ernst damit war, mich
nach Bexhill zu fahren, wäre ich Ihnen ewig verbunden. Ich selbst habe hier in
der Stadt keinen Wagen, und mit dem Taxi ist es verdammt weit.«
    Offenbar waren sie sich in ihrer
Knausrigkeit alle gleich, das hatte Max schon vor einiger Zeit begriffen.
Bestimmt lag das an den vielen Fischbuletten und den gebackenen Bohnen. »Ich
bin so schnell ich kann zurück«, versicherte er Whet. »Mein Wagen steht drüben
in der Charles Street.«
    Max wartete nicht darauf, daß das
Hausmädchen ihn zur Tür begleitete. Sie werkelte sicher in der Küche herum, er
konnte den frischen Kaffeeduft riechen. Er hoffte, es würde ihr gelingen, ihrem
Arbeitgeber eine Tasse schmackhaft zu machen, bevor Whet das Haus verließ. Denn
auf ihn wartete nicht gerade eine Vergnügungsfahrt.
     
     

Kapitel
16
     
     
     
     
     
     
     
    G erald Whet verspürte während der Fahrt
nach Bexhill keine Lust, sich zu unterhalten. Sein Schweigen war möglicherweise
auf seine schlechte seelische Verfassung zurückzuführen, vielleicht auch auf
die Erschöpfung nach der langen Reise. Vielleicht benötigte er aber nur seine
ganze Kraft, um seine Rolle durchhalten zu können. Max wollte sich lieber noch
nicht festlegen.
    Whet trug einen zerknitterten und
ziemlich schmuddeligen Burberry sowie einen unförmigen irischen Tweedhut.
Zweifellos war dies seine Reisekleidung gewesen. Er sah darin erst recht wie
ein erschöpfter Passagier aus, der gerade einen langen Flug hinter sich hatte,
und Max hätte gern gewußt, ob Whet die Kleidungsstücke nicht genau aus diesem
Grund ausgesucht hatte.
    Vielleicht waren sie ihm auch in der
Eile nur zuerst in die Hände gefallen. Oder hatte er sich so sehr daran
gewöhnt, in diesem Aufzug die Pyrethrum-Felder zu durchwandern, daß er sie
automatisch angezogen hatte? In Streßsituationen konnte ein vertrautes
Kleidungsstück einem manchmal ein erstaunliches Gefühl von Sicherheit
vermitteln. Wenn Whet wirklich gerade erst das Flugzeug aus Nairobi verlassen
hatte, wenn er seine Frau tatsächlich so innig liebte und wenn er wirklich
derart aufgewühlt und angsterfüllt war, wie es den Anschein hatte, dann griff
er vielleicht wirklich nach dem nächstbesten Mittel, um sich ein wenig zu
beruhigen.
    Andererseits konnte es auch sein, daß
er den Burberry nur deshalb trug, damit Max Bittersohn ihn nicht in seinem
Filzhut und Stadtmantel sah, weil er ganz genau wußte, daß Max Bittersohn einem
Mann in ebendieser konventionellen Kleidung durch Beacon Hill gefolgt war und
Max von genau diesem Mann schließlich zu Whets Haus geführt worden war.
    Vielleicht war dieser Mann Whet selbst
gewesen. Vielleicht auch Edward Ashbroom. Vielleicht auch Miss Moristons
kleiner Bruder in den Sachen von Ed Ashbroom. Woher zum Teufel sollte er das
wissen? Vielleicht war Max einfach nur deshalb zu Whets Haus gelockt worden,
weil sich das Haus gut dazu eignete, jemanden herzulocken. Vielleicht war
Ashbroom

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