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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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vor Ort erfolgen, in der Regel zum Preis des nötigen Equipments. Nur: Angesichts des niedrigen Datenverkehrsaufkommens zwischen den beiden Netzwerken und der niedrigen Kosten, zu denen Daten nach Chicago und wieder zurück übertragen werden können, lohnt sich der Aufwand wahrscheinlich nicht. Manchmal ist es einfacher, über Atlanta zu fliegen. Wenn der regionale Datenverkehr jedoch zunehmen sollte – und er nimmt ständig zu –, dann ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem es eindeutig eleganter ist, die Netzwerke direkt miteinander zu verbinden und sich den Umweg über Chicago zu schenken.
    Sehr viel schneller überschritten wird diese Schwelle an Orten, deren Verbindung zum Internet an einem dünneren Faden hängt. Dort ist es unverzichtbar, möglichst viel Datenverkehr vor Ort abzuwickeln. Der afrikanische Binnenstaat Ruanda zum Beispiel war bis vor kurzem ausschließlich per Satellit ans Internet angebunden – eine teure und langsame Variante. Wenn die wenigen lokalen Provider nicht aufpassten, konnte es passieren, dass eine innerhalb der Hauptstadt Kigali versandte E-Mail zwei Mal 70 000 Kilometer zurücklegen musste, zwei Mal ins All und wieder zurück. Gelöst wurde das Problem 2004 durch die Einrichtung eines eigenen Internetknotens für Ruanda. Der regionale Datenverkehr wurde so spürbar beschleunigt, und die teuren internationalen Übertragungskapazitäten sind seither Daten vorbehalten, die tatsächlich international unterwegs sind. Genau diese Überlegung war es auch, die zur Schaffung jener Internetknoten führte, die heute die größten der Welt sind.
    Mitte der neunziger Jahre hatten nämlich Netzwerke auf der ganzen Welt eine Art »Chicago-Problem«. Genauer gesagt war es ein »Tysons-Corner-Problem«: Der gesamte Datenverkehr lief über MAE -East. Die Lösung waren Dutzende von Internetknoten, die heute auf der ganzen Welt verteilt sind. Das Spektrum reicht dabei von Giganten wie dem Japan Network Access Point ( JPNAP ) in Tokio (der einen erstaunlich hohen Datendurchsatz vermeldet, obwohl er vor allem den innerjapanischen Datenverkehr bedient) bis hin zu Zwergen wie dem »Yellowstone Regional Internet Exchange« ( YRIX ), der sieben Netzwerke in Montana und Wyoming miteinander verbindet (die dadurch ihr »Denver-Problem« in den Griff bekommen haben). In Mailand gibt es den MIX , in Seattle den SIX , in Toronto den TORIX , in Madison, Wisconsin den Mad IX und als Lösung für das »Chicago-Problem« von Minnesota wurde der »Midwest Internet Corporative Exchange« ( MICE ) eingerichtet. Die große Mehrheit dieser Internetknoten ist vollkommen unsichtbar. Oft handelt es sich um Gemeinschaftsprojekte »zum Wohle des Internets«, die trotz aller Bemühungen um öffentliche Aufmerksamkeit nur jener Handvoll Netzwerktechnikern ein Begriff sind, die sich mit dem Verlegen der Kabel befassen.
    Die größten Internetknoten dagegen spielen in einer ganz anderen Liga. Dort treffen nicht ein paar altruistische Netzwerktechniker aufeinander, sondern die größten Internetfirmen der Welt. Internetknoten dieser Größenordnung sind selbst große, professionell agierende Unternehmen mit eigener Marketingabteilung und Teams von Netzwerktechnikern. Sie werden von den Routerherstellern hofiert wie Spitzenathleten von Sportschuhherstellern. Und sie stehen in einem heftigen Konkurrenzkampf, wetteifern sie doch um den Titel »Weltgrößter« – nicht selten, indem sie kreative Maßstäbe anlegen. Die beiden Kriterien, die dabei am häufigsten zur Anwendung kommen, sind der Datendurchsatz eines Internetknotens (entweder der maximale oder der durchschnittliche) und die Anzahl der Netzwerke, die dort Daten austauschen. In den USA sind die Internetknoten eher klein, was hauptsächlich daran liegt, dass Equinix Netzwerken so erfolgreich die Möglichkeit gibt, in seinen Rechenzentren unmittelbar Daten auszutauschen. Bei den anderen großen Internetknoten läuft der Datenaustausch dagegen über eine zentrale Maschine, einen sogenannten Switch. Die drei größten befinden sich alle in Europa: der »Deutsche Commercial Internet Exchange« ( DE - CIX ) in Frankfurt, der »Amsterdam Internet Exchange« ( AMS - IX ) und der »London Internet Exchange« ( LINX ). Bei ihnen kann man auf der Website den aktuellen Traffic und die Zahl der Netzwerke ablesen, die sich dort vernetzen. Diese drei sind eine ganze Nummer größer als alle anderen – mit Ausnahme von Moskau, das sich vom Verfolgerfeld absetzen konnte. Wenn man

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