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Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition)

Titel: Kabelsalat: Wie ich einem kaputten Kabel folgte und das Innere des Internets entdeckte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Blum
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Automobilausstellung sowie für seinen Flughafen, eines der größten europäischen Drehkreuze. Insofern überraschte es mich nur bedingt, dass mein Bekannter schließlich zu einer schlichten, eindrücklichen Feststellung kam: Frankfurt sei eine Durchgangsstadt; die Leute machten hier Geschäfte und reisten wieder ab. Die Stadt habe zwar mehr als eine halbe Million Einwohner, sei aber eigentlich kein Ort zum Bleiben. Und das galt, wie sich herausstellen sollte, auch für die Bits.
    Am nächsten Morgen fuhr ich zu den Büros von DE-CIX in einem nagelneuen Gebäude aus Glas und schwarzem Stahl, das in einem vornehmen Viertel mit Designerläden und Medienunternehmen am Ufer des Mains stand, näher am Hafen als an den Banken. Die Netzwerktechniker von DE-CIX arbeiteten in einem Großraumbüro im hinteren Teil des Gebäudes. Ihre Schreibtische waren zwischen Whiteboards auf Rollen planmäßig im Raum verteilt, wie Flughafenfahrzeuge auf einem Rollfeld. Aber das hier war nur der Verwaltungssitz von DE-CIX. Der zentrale »Switch« – das Herzstück des Datentransfers, der große schwarze Kasten, durch den pro Sekunde 800 Gigabit an Daten strömen – stand ein paar Kilometer von hier entfernt, der Reserveswitch ebenso weit in der anderen Richtung. Nach der Mittagspause wollten wir ihnen unsere Aufwartung machen.
    Als Erstes unterhielt ich mich mit Arnold Nipper, dem Gründer und Technischen Leiter von DE - CIX . Er ist so etwas wie der Vater des deutschen Internets. Gekleidet war er standesgemäß in Arbeitshemd und Jeans wie ein angesehener Informatikprofessor. Vor ihm auf dem Konferenztisch lagen sein Smartphone und der Schlüssel seines BMW s. Er hat 25 Jahre Erfahrung darin, Leuten wie Ihnen und mir Computernetzwerke zu erklären, und sprach langsam und akzentuiert. Sein Englisch klang ein wenig wie das von Sean Connery.
    Nipper richtete 1989 die erste Internetverbindung der Universität Karlsruhe ein, eines Vorreiters auf diesem Gebiet, und war später einer der leitenden Entwickler des Deutschen Wissenschaftsnetzes. Als Anfang der neunziger Jahre das kommerzielle Internet Gestalt annahm, wurde Nipper Technischer Leiter von Xlink, einem der ersten Internetanbieter in Deutschland. Dort machte ihm ein altbekanntes Problem Kopfzerbrechen: MAE -East. »Jedes Datenpaket musste über sehr teure internationale Verbindungen zum Backbone des NSFNET geleitet werden«, erklärte Nipper zwischen zwei Schlucken Espresso. 1995 tat sich Xlink mit zwei anderen Internetprovidern der ersten Stunde zusammen, Eunet in Dortmund (der Heimat eines weiteren angesehenen Informatikinstituts) und MAZ in Hamburg. Das Ziel war, sich die Atlantiküberquerung zu sparen und die Netzwerke unmittelbar in Deutschland miteinander zu verbinden.
    Anfangs ermöglichte der Deutsche Commercial Internet Exchange einen Datendurchsatz von 10 Megabit – etwa ein Hunderttausendstel der derzeitigen Kapazität – und befand sich im ersten Stock eines alten Postgebäudes unweit der Frankfurter Innenstadt. Diese erste Inkarnation des DE - CIX war alles andere als imposant und änderte zugleich alles. Zum ersten Mal verfügte Deutschland über ein eigenes Internet – sein eigenes Netz der Netze. »Mithilfe des DE - CIX konnten wir die nationalen Netze direkt miteinander verbinden«, so Nipper.
    Aber warum Frankfurt? Die Entscheidung, den Knoten hier einzurichten – eine Entscheidung, durch die das gesamte Universum Internet heute ein sonnengleiches Zentrum hat – fiel eher zufällig, wie Nipper eingesteht. Der Hauptgrund war, dass Frankfurt in etwa die geographische Mitte zwischen den ersten drei Teilnehmern darstellte, eine Tatsache, die der Stadt nicht zum ersten Mal zum Vorteil gereichte. Außerdem war Frankfurt traditionell das deutsche Telekommunikationszentrum und natürlich die Finanzhauptstadt Europas. Trotzdem wäre es in diesem Fall ein Trugschluss, anzunehmen, dass das Internet dem Kapital folgte – oder der Deutschen Telekom. Dieser erste Knoten war nicht auf Wachstum ausgelegt – zumindest nicht für den kometenhaften Aufstieg, der alsbald begann. Der Ausbau des Internets war, wie immer, das Ergebnis von Ad-hoc-Entscheidungen.
    In den 15 Jahren seit seiner Einrichtung hat sich vieles verändert, nicht nur beim DE - CIX , sondern in ganz Europa – und es waren in erster Linie die Veränderungen in Europa, die das Wachstum des DE - CIX beschleunigt haben. Seit die Internetnutzung in den Staaten des ehemaligen Ostblocks sich der im Westen immer mehr

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