Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)
3S-Bahn, Kabine 14
Sonntag, 7. Januar, 08:45 Uhr
Erneut war es Sebastians Mobiltelefon, das läutete. „Georg hier. Wir haben einen neuen Plan: Helikopterbergung.“ – „Bei dem Sturm?“, entfuhr es Sebastian.
„Ja. Der Hubschrauber startet soeben aus Salzburg. Wenn alles glattgeht, können wir in einer halben Stunde mit der Bergung beginnen. Den genauen Ablauf und die Verhaltensmaßnahmen wird euch Benjamin erklären.“
Sebastian schaltete die Lautsprecher seines Mobiltelefons ein, sodass alle Fahrgäste die Stimme des Sicherheitschefs vernehmen konnten. „Hallo allerseits“, begann Benjamin. „Ich bin derjenige, der euch aus der Gondel holen wird. Ich werde jetzt mit euch eine kurze Einschulung zur Bergung per Helikopter machen; und zwar deshalb, weil wir uns bei dem Sturm und dem Lärm des Hubschraubers nur schwer werden verständigen können. Der Rettungsprozess muss aber so rasch wie möglich über die Bühne gehen. Wir sollten bis Mittag fertig sein, weil später der Wind zulegen wird. Da ihr zu zwölft seid und ich euch einzeln herausholen muss, könnt ihr euch ausrechnen, dass es knapp wird, selbst wenn keine Komplikationen auftreten.“
„Ähm, Benjamin …“
„Ja?“
Sebastian musterte die übrigen Fahrgäste. Allen war klar, was er sagen wollte: Dass sie keine zwölf Personen mehr waren. Oder anders ausgedrückt: Sie waren zu zwölft, aber davon waren nur noch zehn am Leben. In Sebastians Augen lag ein eigentümlicher Ausdruck, eine Mischung aus Vorsicht und kalter Wut. Emma lief ein Schauer den Nacken hinab. Was immer Sebastian denken mochte, es war nichts Gutes.
„Es gab …“ Sebastian brach ab und schüttelte den Kopf. Keiner der anderen führte seinen Satz zu Ende.
„Egal. Kannst weitermachen, Benjamin.“
„Ah … okay. Also die erste Schwierigkeit besteht darin, die Kabinentür zu öffnen. Während ich das bewerkstellige, haltet euch bitte von ihr fern. Sobald sich die Gondeltür geöffnet hat und ich mit der Hand ein Zeichen gebe, kommt der Erste zu mir und ich helfe ihm in den Rettungsgurt. Wichtig dabei ist, dass ihr weder Rucksack noch Schischuhe tragt. Das behindert nur unnötig, ist gefährlich wegen der Rutschgefahr. Der Flug durch die Kälte dauert auch nicht lang. Den Helm könnt ihr auflassen, wenn ihr einen habt. Ihr solltet euch vorher, am besten jetzt gleich, die Reihenfolge ausmachen, in der ihr gerettet werdet. Später haben wir keine Zeit für lange Diskussionen. Nachdem ich euch angegurtet habe, werden wir hinauf in den Helikopter gezogen und fliegen nach Kitzbühel zurück. Gelandet wird unmittelbar vor dem Betriebsgebäude. Dort warten die Rettungskräfte und Angehörigen. Der Vollständigkeit halber muss ich euch mitteilen, dass der Unfall ein enormes Medienecho ausgelöst hat und zahlreiche Vertreter der Presse anwesend sind. Wer sein Gesicht also nicht in Fernsehen oder Zeitung sehen möchte, sollte es verhüllen.“
Benjamin schwieg einen Moment. „Das wäre es von meiner Seite. Gibt es noch Fragen oder Unklarheiten?“
„Ich … habe Höhenangst“, murmelte Sandra.
„Das bekommen wir schon hin“, beruhigte sie Sebastian. „Wenn du bis jetzt durchgehalten hast, schaffst du das auch. Wenn du magst, kann ich dich begleiten, bis du sicher im Gurt angeschnallt bist.“
Sandra starrte auf den Wellblechboden. Sie wirkte nicht überzeugt.
„Wie ist das mit den persönlichen Sachen“, kam von Martin. „Insbesondere den Rucksäcken. Wann bekommen wir die?“
„Wenn es sich zeitlich ausgeht, werde ich noch einmal rauffliegen, sobald ihr alle in Sicherheit seid. Im schlimmsten Fall kann es ein, zwei Tage dauern, bis sich das Wetter bessert und wir die Kabine geborgen haben.“
Als es keine weiteren Fragen gab, fuhr Benjamin fort: „Ich melde mich wieder, sobald ich im Hubschrauber sitze. Dann dauert es nur ein paar Minuten, bis ich bei euch eintreffe.“
Seilbahn GmbH Kitzbühel, Eingangshalle
Sonntag, 7. Januar, 08:46 Uhr
„Ja?“
„Franz Reiter hier. Wir werden die Bergung per Helikopter durchführen. Der Hubschrauber ist bereits aus Salzburg gestartet.“
Bernhard legte die Stirn in Falten. „Ich dachte, das wäre bei dem Sturm unmöglich?“
„Wir haben einen Weg gefunden. Nicht optimal, aber es muss funktionieren.“
„Wann kann mit der Bergung begonnen werden?“
„Frühestens in einer halben Stunde.“
„Ich nehme an, es wird immer nur ein Fahrgast transportiert?“
„Ja.“
„Wo wird der Helikopter
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