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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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aufragender Quellwolken näherte sich in atemberaubender Geschwindigkeit. Die Unterseite der sonnenbeschienenen Wolkenformation schrammte über das Hochplateau der Gebirgskette. Faserige Auswüchse der Böenfront tasteten voraus und hoben einen feinen, durchsichtigen Schleier vom Boden.
    „Was ist denn das? Sieht aus wie Nebel, der den Berg hinaufkriecht.“
    „Nein, das ist kein Nebel, das …“ Hans Augen wurden groß. „Verdammt. Das ist Staub.“
    „Scheiße!“, entfuhr es seinem Kollegen. „Hast du das gesehen? Die ganze Baumreihe wurde umgerissen.“
    Sie warfen einander einen entsetzten Blick zu. Hans begriff als Erster die Tragweite ihrer Beobachtung. „Wir müssen sofort die Terrasse räumen.“
    Sie stürzten nach draußen. „Tische, Bänke, Sonnenschirme, alles hinein!“, brüllte Hans dem dritten Mitarbeiter zu und schnappte sich die erste Sitzbank. Keuchend hetzte er Richtung Eingangstür.
    Erst da fiel es ihm auf. Er verharrte mitten in der Bewegung und blinzelte in den Himmel. Ein frostiger Schauer lief seine Wirbelsäule hinab. Es war absolut windstill.

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Samstag, 6. Januar, 09:33 Uhr
    Er sondierte das Innere der Gondel. Ein Pärchen Mitte zwanzig turtelte miteinander, als gäbe es kein Morgen. Wenigstens hatte es das vorhin getan. Jetzt schien etwas vorgefallen zu sein, denn der Bursche war abgerückt und hielt den Blick gesenkt.
    Zwei Sitze neben ihm bemühte sich eine hagere Mutter vergeblich, ihr störrisches Kind zu beruhigen. Er verzog geringschätzig die Lippen. Einer der vielen Momente, in denen er froh war, keine Nachkommen in die Welt gesetzt zu haben.
    Die beiden jungen Frauen waren die interessantesten Fahrgäste. Besonders die linke wirkte anregend. Sie besaß lange, dunkle Haare, hatte die Strähnen zu einem festen Pferdeschwanz zusammengebunden. Ihr Gesicht war fein geschnitten, die großen, dunklen Augen starrten voll kindlicher Begeisterung in die Welt. Er glaubte nicht, dass sie bereits sechzehn war. Eigentlich zu jung für seinen Geschmack. Er mochte Frauen, die bereits mit mehreren Männern geschlafen hatten. Seiner Erfahrung nach empfanden sie intensiver, schrien länger und starben nicht so schnell.
    In der Not frisst der Teufel Fliegen
. Seine Mundwinkel zuckten.

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Besprechungsraum
Samstag, 6. Januar, 09:33 Uhr
    „Es könnte also heikel werden“, stellte Franz fest.
    „Heikel?“ Benjamin lachte humorlos. „Zugelassen ist die Anlage für achtzig Stundenkilometer. Getestet wurde sie bis einhundertzwanzig. Davon abgesehen, dass ich niemanden telefonisch erreicht habe, weiß vermutlich nicht einmal der Hersteller, was bei zweihundert Kilometer pro Stunde passiert.“
    Ein Krachen in der Leitung und das Funkgerät erwachte zum Leben. „Bei der Kälberalm fliegen Bäume durch die Luft!“ Nataschas Stimme klang gehetzt.
    „Ernsthaft?“
    „Glaubst du, ich mache Witze?“
    Benjamin atmete tief ein und aus. „Wir werden eine Durchsage machen, dass sich die Leute in Sicherheit bringen sollen“, sagte er. „Wie viele Gondeln fehlen noch?“
    „Sechs oder sieben. Gerade ist eine weitere in die Station eingefahren. Es wird sich nicht ausgehen.“
    Franz und Benjamin starrten auf das Funkgerät, als könnten sie die Kabinen Kraft ihrer Gedanken zu mehr Eile antreiben.
    „Wir müssen vom Worst Case ausgehen“, sagte Benjamin. „Das bedeutet die Abschaltung der Anlage, falls die weitere Beförderung zu gefährlich wird.“
    „Zu gefährlich?“, fuhr Franz auf. „Das Gefährlichste ist wohl, wenn wir die Gondeln während des Sturms über dem Abgrund hängen lassen!“
    „Nicht unbedingt“, widersprach Benjamin. „Es gab Fälle, bei denen Trag- oder Zugseile durch Orkanböen von den Seiltragrollen gesprungen sind. Es wäre sicherer, wenn die Gondeln still stehen.“
    „Also Bergung mithilfe der Winden?“
    „Im Notfall, ja.“
    „Ich bereite den Einsatz des Bergewagens vor“, meldete sich Natascha. „Einverstanden?“
    „Ja“, sagte Benjamin, der einen spontanen Entschluss gefasst hatte. „Ich nehme mir einen Motorschlitten und fahre zur Talstation. Eventuell müssen wir auch dort die Winde einsetzen. Sollte die Windstärke einhundertzwanzig Stundenkilometer übersteigen, deaktiviert die Anlage.“

Schiregion Kitzbühel, 3S-Bahn, Kabine 14
Samstag, 6. Januar, 09:34 Uhr
    Doris war der Verzweiflung nahe. Samantha hatte zwar aufgehört zu schreien, stand nun aber mit ihren nassen, schweren

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