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Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition)

Titel: Kabine 14: Ein Kitzbühel-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mortimer M. Müller
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besteht. Probleme könnten uns höchstens der Sturm und die Kälte bereiten.“
    Erneutes Schweigen. Die Passagiere lauschten auf den unvermindert heulenden Orkan, spürten das schlagartig heftiger wirkende Schwanken der Gondel, nahmen den grimmigen Frost wahr, der zwischen den Fugen und Ritzen in die Kabine gekrochen kam.
    „Licht haben wir auch keines“, meldete sich Martin zu Wort. „In der Gondel sind keine Beleuchtungskörper. Und es dämmert bereits.“
    Erst durch Martins letzte Worte wurde es allen bewusst: Die einbrechende Finsternis hatte den schleichenden Kampf gegen die Helligkeit aufgenommen; einen Kampf, den sie bald gewinnen würde.
    Rüdigers Lächeln wirkte das erste Mal gezwungen. „Dann sollten wir das Beste daraus machen“, sagte er.
    *
    Ausgezeichnet
, dachte er.
    Allmählich erreichte die Sache eine ungeahnte Dramatik, gewann an Spannung und Nervenkitzel. Er hatte mit vielem gerechnet, sogar mit einer haltlosen Panik und einem gnadenlosen Kampf ums Überleben. Dass es, zumindest vorerst, nicht dazu kam und deutlich ruhiger zuging, ließ die Situation keineswegs uninteressanter werden.
    Der Clou war nun aber die Erkenntnis, dass sie viel länger in der Kabine würden ausharren müssen als zunächst angenommen. Dutzende, Hunderte verschiedene Möglichkeiten, was in der kommenden Nacht alles geschehen konnte, blitzten vor seinem inneren Auge auf. Nicht jede Alternative war erfreulich, aber sie alle waren aufregend, boten Chancen und Gleichungen mit mehreren Unbekannten. Einige der Optionen waren in höchstem Maße erregend.
    Er seufzte unhörbar. Ein wenig musste er sich noch gedulden. Aber nicht mehr lange.
    Nur eine Person in der Kabine konnte ihm Schwierigkeiten bereiten. Aber auch für dieses Problem würde er eine Lösung finden. So wie er immer eine Lösung fand.
    Er warf einen Blick nach draußen. Die Dämmerung schritt rasch voran. Das war gut, sehr gut.
    Er besann sich des Ausspruchs seines einstigen Mentors:
Nichts erzeugt mehr Furcht in den Herzen von Menschen als unsichtbare Gefahr in der Finsternis
.
    Er lächelte in sich hinein.
    Ausgezeichnet!

Seilbahn GmbH Kitzbühel, Kriseninterventionsteam
Samstag, 6. Januar, 16:00 Uhr
    „Bitte um Ruhe!“
    Der Mann mittleren Alters war eine stattliche Erscheinung, bloß seine kinnlangen Haare wirkten unpassend. „Nehmen Sie Platz.“
    Ferdinand gebot seinen Söhnen, sich auf den Stühlen niederzulassen. Er selbst blieb stehen und verschränkte die Arme. Im Moment war sitzen das Letzte, was er wollte.
    „Mein Name ist Wilhelm Forcher“, sagte der Mann. „Ich bin Leiter der örtlichen Bergrettung. Wir haben ein Team aus Spezialisten zusammengestellt, das Sie in den kommenden Stunden betreuen wird.“
    „Wie geht es ihnen?“, rief eine füllige Frau und rutschte unruhig auf ihrer Sitzfläche.
    „Wie ich anfangs schon erwähnt habe, wissen wir das nicht“, gab Wilhelm zu. „Leider besteht derzeit keine Möglichkeit, Kontakt zu den Eingeschlossenen aufzunehmen.“
    „Das ist doch lächerlich“, meinte ein älterer Herr und schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Wenn es nicht per Handy geht, was ist mit einem Megaphon oder jetzt, wenn es dunkel wird, mit Lichtsignalen?“
    „Bedenken Sie den Sturm und den starken Schneefall. Am Berg haben wir Whiteout-Bedingungen. Da hilft auch ein Megaphon nichts. Und selbst wenn sie uns vernehmen könnten, würden wir ihre Antworten nicht verstehen. Dasselbe gilt für Lichtzeichen. Hier bräuchten die Eingeschlossenen einen leistungsstarken Scheinwerfer.“
    „Es gibt also keine Möglichkeit, die Bergung noch heute durchzuführen?“, vergewisserte sich Ferdinand.
    Wilhelm warf ihm einen ernsten Blick zu. „Leider nein. Wir haben sämtliche Alternativen durchgespielt. Sie müssen bis morgen durchhalten.“
    Ferdinand blickte zu Boden. Es war nicht gut, wie sich Doris und er getrennt hatten. Im Streit. In einem Netz aus gegenseitigen Unwahrheiten. Wenn das hier überstanden war, mussten sie dringend miteinander sprechen. So konnte es nicht weitergehen. Ihre Ehe wurde bloß von den Kindern zusammengehalten. Gemeinsame Aktivitäten waren rar, und Sex hatten sie schon lange nicht mehr. Allerdings glaubte er nicht, dass Doris einen fixen Partner außerhalb ihrer Beziehung hatte. Genauso wenig wie er selbst. Die Frage war: Konnte ihre Ehe gerettet werden? Wollten sie das überhaupt? Ferdinand lauschte in sich hinein, horchte auf die leisen Stimmen in seinem Inneren.
    Nein
, fällte er sein Urteil.
Ich

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