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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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der Chef eines Autohauses hier am Ort.« Katinka hatte sich damals mit ihrer Schwester Melissa in seinem Fuhrpark umgesehen.
    »Und Sie haben sich immer noch nicht für einen Kleinwagen entschieden?«
    Katinka ließ den Blick schleifen. Etwas irritierte sie. Autohaus Ullrich. Damals hatte er ihr einen Vorschlag gemacht. Einen neuen Beetle wollte er ihr andrehen. Als Geschäftsfahrzeug.
    »Ich würde diesen wählen«, sagte sie und wies auf eine Isetta in tristem Beige.
    »Vergessen Sie es. Die Zeiten, als man in den rollenden Kloschüsseln die Alpen überquerte, um nach Capri zu kommen, sind einfach vorbei. Aber haben Sie das Metier gewechselt?« Er hielt im Scherz eine Hand vor den Mund und raunte: »Oder ermitteln Sie verdeckt?«
    »Weder das eine noch das andere.« Katinka steckte ihre Notizen weg. »Aber Sie sind der ideale Ansprechpartner für ein paar ganz andere Fragen.«
    »Immer los.«
    »Haben Sie eine Vorstellung davon, warum jemand Käfer ermordet?«
    Er machte große Augen, dann lachte er.
    »Sie meinen, diese schaurige Geschichte von den Cabrios, denen ein Irrer ein Schwert ins Dach gebohrt hat?«
    »Wer macht so was, frage ich mich«, sagte Katinka. Sie bemerkte, dass Krüppmann zum Kaffeeausschank hinüberlugte. Um ihm zuvorzukommen sagte sie schnell:
    »Ich lade Sie auf einen Kaffee ein. Im Gegenzug erzählen Sie mir alles, was Sie über Käferfans wissen.«
    Sie besorgte zwei große Becher Kaffee. Krüppmann hatte es sich neben einem Golf der ersten Generation auf dem Gras bequem gemacht.
    »Käfer gehören gar nicht wirklich zu den Youngtimern«, begann er. »Haben Sie auch Zucker mitgebracht? Bestens. Ja, sie sind zu alt und zu kultig. Sie sind einfach eine Klasse für sich.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie sind irgendwie das Auto, der Volkswagen. Auch der neue Beetle macht dem alten keine Konkurrenz. Zu schade, dass die Krabbeltiere am Ende ihrer Karriere sind.«
    »Was für Leute mögen Käfer?«
    Krüppmann verschüttete ein paar winzige Spritzer Kaffee über sein Sakko und machte ein ziemliches Aufheben.
    »Die sind nicht über einen Kamm zu scheren, wie die Youngtimer auch nicht«, sagte er und hantierte mit einem Stofftaschentuch. »Können Sie mir mal helfen? Ist da noch ein Fleck? Nein? Gut. Ja. Die Käferfreunde. Eigentlich gibt es meiner Erfahrung nach keinen Kunden, der einfach nur ein Auto will. Die Leute wollen Coolness, Sicherheit, Romantik. Nicht nur ein bisschen Blech mit vier Rädern und haufenweise Elektronik.«
    »Aber warum sägt jemand ausgerechnet Käfern die Blechkehle durch? Es gibt doch auch noch andere Cabrios«, fragte Katinka.
    »Was weiß ich. Käfer sind eben immer noch was Besonderes.«
    Katinka rührte in ihrem Kaffee. Der Himmel zog sich immer mehr zu. Die Stimmung wurde düster, als bräche die Abenddämmerung unerwartet herein. Sie war froh um den heißen Kaffee und wärmte sich die Finger an dem Becher.
    »Mag sein, dass die Käferfans die Romantiker unter den Autofreunden sind«, fuhr Krüppmann fort. »Und die Sportlicheren wählen eben den New Beetle. Auch ein schickes Exemplar der Gattung. Für Sie könnte ich mir so einen vorstellen.«
    Katinka grinste.
    »Ich muss mal mein Budget überprüfen«, sagte sie.
    »Kommen Sie einfach vorbei, schauen Sie sich an, was wir haben, und ich mache Ihnen ein Angebot. Ganz unverbindlich. Einen Neuwagen können Sie auch leasen. Sie sind selbständig? Das verschafft Ihnen Steuervorteile.«
    Katinka dachte an Toms Fiesta, der sein Leben allmählich aushauchte, an ihr Bankkonto und sagte:
    »Neuwagen ist jenseits von gut und böse. Aber wenn Sie mal einen anständigen Gebrauchten haben …«
    »Vor einigen Wochen habe ich einer jungen Dame einen New Beetle verkauft, ein Cabrio. Ich hoffe, das gute Stück ist inzwischen nicht auch noch Opfer eines Samurai geworden. Es war ein Jahreswagen, hatte 20.000 Kilometer auf dem Tacho. Und gar nicht teuer. Ein richtiges Schnäppchen.«
    Er leerte seine Tasse. Die Irish Brothers hatten sich an ihre Verstärker angeschlossen und schickten probeweise ein paar Akkorde über den Parkplatz. Über der Giechburg hinter ihnen türmten sich violette Wolken auf.
    »Ich wollte damit nur sagen: Junge Frauen mögen die neuen Käfer. Sie sind nicht so antiquiert wie die alten, bieten absoluten Fahrkomfort. Und sie sind schick, flott, spritzig und jugendlich. So wie ihre Besitzerinnen.«
    Katinka nahm ihm den leeren Becher aus der Hand.
    »Danke für die Einschätzung. Wie gesagt: Ich überlege es

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