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Käfersterben

Käfersterben

Titel: Käfersterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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Amen, Äpfel.«
    Hardo sah sie lange an, dann sagte er: »Reden Sie nicht so ordinär. Wenn Ihr Booz so ein guter Mensch ist, dann frage ich mich doch, was er hier oben trieb, warum er nicht gleich die Polizei rief, als er den Mord beobachtete.«
    »Vielleicht besitzt er kein Handy. Manche Leute sind technologiefeindlich.«
    »Ich frage mich weiterhin, was Sie und diesen Booz verbindet.«
    »Nichts!«, schnappte Katinka mit klappernden Zähnen.
    Es begann zu nieseln. Sie nahm die Brille ab und wischte die Tropfen weg. Sie wollte schlafen. Nur schlafen.
    »Mir ist kalt«, flüsterte sie. »Bitte, lassen Sie uns gehen.«
    »Erinnert Sie das hier an etwas?«, fragte Hardo.
    Katinka nickte.
    »Ja. An die ermordeten Käfer.« Sie drehte sich um und ging zu den Polizeiwagen zurück. Es war 0 Uhr 46, Mittwoch, der 16. Juni 2004.
     

14. Matchboxauto
    Es gab eine Menge zu regeln. Hardo dirigierte sie zu dem Polizeibus und verschwand. Booz hatte man in einen anderen Wagen gesetzt. Sie sah, wie er weggefahren wurde, den Kopf gesenkt.
    Der Regen prasselte herunter. Sabine Kerschensteiner brachte Katinka einen grünen Anorak mit Leuchtstreifen am Ärmel und der Aufschrift ›Polizei‹ auf dem Rücken.
    »Mit schönen Grüßen vom Chef«, sagte sie und zwinkerte Katinka zu.
    Dankbar schlüpfte Katinka hinein. Der Anorak reichte ihr bis zu den Knien, die Ärmel musste sie ein Stück hochkrempeln. Sie gab ihre Aussage zu Protokoll. Beim dritten Lauf durch die Geschichte des heutigen Tages hatte sie den Eindruck, eine auswendig gelernte Rolle aufzusagen. Sie fror trotz der warmen Polizeijacke. Ihr war übel vor Müdigkeit. Als alles erledigt war, fragte sie sich, wie sie zu ihrem Auto kommen sollte. Der Regen hatte ausgesetzt. Sie stieg aus dem Bus.
    »Einen Schluck Kaffee, Frau Detektivin?« Lutz Fleischmann stand im Schutz eines Baumes und schwenkte eine Thermoskanne.
    Katinka gab sich einen Ruck.
    »Gern«, sagte sie. »Danke.«
    »Immerhin sind wir sowas wie Kollegen«, sagte Fleischmann gönnerhaft.
    »Klar«, nickte Katinka. Sie mochte sein Grinsen nicht, aber der Kaffee war heiß und stark und wärmte ihre Magenwände. Ein Leichenwagen war gekommen. In einem simplen Sarg warteten Danis sterbliche Überreste auf den Abtransport. Katinka ließ den Becher sinken.
    »Kann ich sie nochmal sehen?«, fragte sie.
    Fleischmann gab den beiden Männern, die den Sarg in den Wagen wuchten wollten, ein Zeichen. Sie nahmen den Deckel ab.
    Katinka sah Dani an. Sie war selbst im Tod schön. In der Düsternis schimmerte ihr Gesicht bläulich, wie erfroren. Aber ihre Züge schienen entspannt, so ebenmäßig wie im Leben.
    Katinka biss sich auf die Lippen.
    »Wiedersehen, Dani«, murmelte sie und wandte sich ab.
    Fleischmann sah sie neugierig an. Sie gab ihm den Becher zurück und nickte ihm zu. Der Sargdeckel wurde geschlossen, dann ertönte ein Schrammen und der Kofferraumdeckel fiel zu. Soviel zu diesem Leben, dachte Katinka. Deckel zu, Affe tot. Es kostete sie übermenschliche Anstrengung, nicht vor Fleischmann und den anderen Männern in Tränen auszubrechen. Ich bin keine verzärtelte Lady im Rüschenblüschen, redete sie sich zu. Ich bin Detektivin. Ich fange nicht an zu weinen und ich werde nicht ohnmächtig.
    Es begann erneut zu regnen.
    »Palfy«, hörte sie Hardos Stimme. Er kam von der Kapelle herüber. »Wo ist eigentlich Ihr Wagen?«
    »Unten in Loffeld, auf dem Parkplatz.«
    »Sie möchten sicher gerne zu Fuß gehen«, sagte er sarkastisch.
    »Ich dachte eigentlich, jemand wäre so freundlich, mich hinzubringen«, entgegnete Katinka würdevoll.
    »Kerschensteiner kann das machen«, sagte er, und Katinka war froh, dass er sie nicht selbst fahren wollte. »Sobald Sie zu Hause sind, rufen Sie mich an, haben Sie das verstanden?«
    Katinka spürte Fleischmanns Blick im Rücken.
    »Ich bin nicht Ihr Baby, Hardo«, sagte sie leise und bereute es sofort. Sie wollte ihn verletzen und tat sich nur selbst weh. Schnell wandte sie sich ab und stieg zu Sabine Kerschensteiner in den Streifenwagen. Als sie den schmalen, steilen Weg hinunterrollten, liefen ihr die Tränen über die Wangen, ohne ein Schluchzen, ohne den geringsten Laut. Es war ihr auch völlig gleichgültig, dass sie sich zum Idioten machte. Sabine schwieg. Konzentriert steuerte sie den Wagen durch den strömenden Regen. Erst am Parkplatz sagte sie:
    »Frau Palfy, wenn Sie Hilfe brauchen… Auch Polizisten wird in solchen Fällen professioneller Rat angeboten.«
    »Danke. Ich

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