Kälteeinbruch (German Edition)
Tages mit seiner Liebsten aus dem Staub machen sollte. Anton überlegte, was der Mann sich dabei gedacht haben mochte, als er das Grundstück kaufte. Das Anwesen musste an die viertausend Quadratmeter umfassen. Vermutlich war allein schon der Kühlschrank so groß wie seine Einzimmerwohnung in St. Hanshaugen. Was wollte ein alleinstehender Mann mit so einem Palast?
Größenwahnsinn.
Er beschleunigte die Auffahrt hinauf. Vor dem Nebengebäude stand ein schwarzer Audi Q 7 . Auf so ein Gefährt war er schon lange scharf, und sobald er zwei Millionen erübrigen könnte, würde er sich eins kaufen. Vor sieben Jahren hatte er Elisabeth ein Auto gekauft. Einen Kombi, damit sie sich nicht über zu wenig Stauraum beschweren konnte. Es war ebenfalls ein Audi. Ein Audi A 4 . Nicht ganz dasselbe wie der Schlitten, den er hier vor sich hatte. Und den hatte Herlov Langgaard vermutlich beim Empfang der Schlüssel cash bezahlt. Den A 4 stotterte Anton immer noch ab, obwohl sie ihn nach der Trennung verkauft hatten. Das hatte er sich selbst zuzuschreiben. Er könnte längst abbezahlt sein, hätte Anton nicht noch am selben Wochenende fast den gesamten Kaufpreis verspielt. Er konnte sich an Elisabeths Wut erinnern, als er ihr davon erzählte. Sie war auch früher schon wütend auf ihn gewesen, aber damals war sie drauf und dran gewesen, auf ihn loszugehen.
Anton spürte, wie sein Puls gegen die Schläfen zu pochen begann. Er hätte gern auch einen Blick hinter das Gebäude geworfen, in die Garagen, ließ es jedoch bleiben. Das würde sein Unwohlsein nur verstärken. Er parkte unter dem Dach vor dem Eingang. Setzte seine Füße auf die roten Platten. Das Dach über ihm war mit Schnitzereien verziert. Zu beiden Seiten der doppelflügeligen Eingangstür stand eine Löwenstatue. Er ging die drei breiten Treppenstufen hinauf. An jedem Türflügel hing ein Löwenkopf mit einem Ring durchs Maul. Anton nahm in jede Hand einen Ring und klopfte abwechselnd je viermal. Trat einen Schritt zurück und wartete, bis die Tür geöffnet wurde.
Die Klinke wurde heruntergedrückt. Die Tür glitt auf. Da stand er. Schwarze Anzughose, weißes Hemd, dunkles Jackett.
«Hallo», sagte Herlov Langgaard.
Anton versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Wusste der Mann, wen er vor sich hatte, oder hatte er die vergangenen neun Jahre auf dem Mond verbracht?
«Sie kommen tatsächlich selbst an die Tür?»
«Sie müssen Anton sein.» Sein schiefes Lächeln war entwaffnend.
«Sieht ganz danach aus.»
Herlov Langgaard machte die Tür ganz auf und schüttelte Anton die Hand. «Kommen Sie herein. Wir wollten gerade essen. Hunger?»
«Na ja …» Anton trat ein. Schnupperte neugierig, um herauszufinden, was in der Küche zubereitet wurde. Der Geruch war ihm vertraut. Alexander musste es sich gewünscht haben. «Pfannkuchen?»
«Ja, ein etwas ungewöhnliches Abendessen.» Er lächelte. «Zumindest einer hier ist ganz wild darauf.»
Anton streifte sich die Schuhe ab und stellte sie auf das Schuhregal in der Diele. «Okay.»
Sie gingen durch den Flur, an dessen Ende sich die Küche befand.
Elisabeth. Als er sie erblickte, blieb Anton automatisch stehen. Einen Moment lang war es so, als wäre der andere überhaupt nicht da. Als stünde er zu Hause in Smestad in der Tür und sähe ihr beim Kochen zu. Gleich würde sie sich umdrehen, ihn flüchtig anlächeln und sich wieder an die Arbeit machen. Und Alex würde neben ihm stehen und ihn anbetteln, dass er auch einen Pfannkuchen in die Luft warf.
Der viereckige Tisch war schlicht gedeckt. Eine rote Tischdecke, zwei Kerzenständer mit Kerzen passend zur Decke. Drei Schälchen. Zucker, Zimt und Blaubeermarmelade.
Herlov Langgaard strich Elisabeth über den Rücken, öffnete den Schrank mit den Tellern und nahm vier heraus.
«Wer war das?», wollte sie wissen.
«Besuch für dich.»
«Für mich?», fragte sie und drehte sich um. «Anton?»
Anton lächelte schief. «Bin beruflich hier. Wollte mich eigentlich ein wenig mit dem Herrn des Hauses unterhalten.»
«Wie bitte?!», rief sie aus. «Du denkst wohl, du kannst dir alles erlauben, was?» Sie stürmte auf ihn zu. Packte ihn am Oberarm und zerrte ihn in den Flur. «Was zum Teufel machst du hier?»
Anton legte ihr die Hände auf die Schultern. «Entspann dich, i…»
«Ich soll mich entspannen?» Sie stieß seine Hände weg.
Ihre Augen weiteten sich. Hätte er es nicht besser gewusst, wäre er davon überzeugt gewesen, dass sie etwas eingenommen hatte, so wie
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