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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Plastiktüte mit der Uhr auf den Tisch und schob sie rüber zu Jahr. «Schicke Uhr. Mein Vater war Uhrmacher, ich kenn mich da ein bisschen aus. Audemars Piguet – nicht billig.» Anton lehnte sich zurück. Betrachtete die Uhr in der Tüte auf dem Tisch. «Die hier wurde sogar noch mit Diamanten aufgemotzt.» Anton richtete den Blick auf Nils Jahr. «Und ich könnte mir vorstellen, dass genau das der Kern des Schlamassels ist, in dem wir beide gerade stecken. Dass Sie es nämlich immer ein wenig übertreiben müssen. Ihre Selbstgefälligkeit. Und nicht zuletzt: Weshalb Sie zu dem geworden sind, der …» Anton öffnete die Mappe. Besah sich die erste Seite. «Tz tz», machte er. «Ich weiß eine ganze Menge über Sie, Nils. Zumindest so viel, dass ich nachvollziehen kann, weshalb Sie Ihren Körper mit Kokain und Beruhigungsmitteln vollpumpen.»
    Anton saß mit dem Rücken zum Spiegel. Dennoch konnte er spüren, dass die Blicke der Kollegen auf ihn gerichtet waren und nicht auf Nils Jahr.
    «Der Polizist, der Sie verhaftet hat, wird Ihnen keinen verlockenden Deal anbieten, anders als ich es getan habe. Spielt aber wahrscheinlich keine Rolle? Sie wissen ihn eh nicht zu Ihrem Vorteil zu nutzen.»
    «Ich …» Die Unterlippe bebte. Die roten Augen glänzten. «Ich …»
    Anton ließ ihn den Satz nicht zum dritten Mal beginnen. «Was denken Sie? Wie hoch ist wohl die Strafe für den Besitz von einem halben Kilo Schnee, Nils? Gut möglich, dass es für den Eigenbedarf gedacht war, das glaub ich Ihnen sogar, aber bei diesen Größenordnungen macht das Gesetz keinen Unterschied. Sie werden sich wegen Drogenbesitzes und -verkaufs vor Gericht verantworten müssen.»
    Anton stand auf. Machte einen Schritt rückwärts auf den Spiegel zu und lehnte sich dagegen. «Ich hatte ein recht interessantes Gespräch mit einer jungen Dame, mit der Sie ein bisschen Zeit verbracht haben. Betreffende Person hat mir erzählt, Sie hätten zu ihr gesagt – und das sind jetzt Ihre eigenen Worte, Nils: ‹In meiner Jugend ist etwas Furchtbares passiert.›»
    Anton hielt inne und wartete Nils’ Reaktion ab. Sein Fuß hörte auf, im Takt seines Pulsschlags unter dem Tisch auf und ab zu wippen.
    «Mmh», Anton blätterte in der Mappe. «Haben Sie den beiden Frauen, die Sie wegen Vergewaltigung angezeigt haben, dieselbe Story aufgetischt? In der Hoffnung auf einen Mitleidsfick?»
    Nils hob den Blick. «Ich wurde nicht verurteilt.»
    Für einen kurzen Moment konnte Anton in ihm wieder den widerlichen, überheblichen Mann von Aker Brygge erkennen.
    «Vor Gericht nicht, das ist richtig.» Anton ließ die Antwort im Raum hängen. «Aber wir sind nicht hier, um über vergangene Lustbarkeiten zu plaudern. Ich habe mich auch sehr nett mit Oscar Lind unterhalten. Wir haben über Ihren früheren Lehrer gesprochen. Viggo Holm.»
    Die Kiefermuskulatur trat hervor, als Nils auf der anderen Seite des Tisches die Zähne zusammenbiss.
    «Oscar Lind war nicht besonders gesprächig, bis er erfuhr, dass jemand Viggo Holm die Kehle durchgeschnitten hat. Wissen Sie, was eine seiner ersten Fragen war?» Anton wartete weder auf ein Nicken noch auf irgendeine andere Reaktion. «Er fragte mich:
Hat Jahr ihn umgebracht?
» Kunstpause. «Mit diesem einen Satz hat Oscar Lind eigentlich alles gesagt. Trotzdem hab ich mir die Details erzählen lassen.»
    Nils senkte den Kopf.
    «Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist es mehrmals vorgekommen. Doch während
Sie
zweimal angezeigt wurden, konnte ich keine einzige Anzeige von Ihnen gegen Viggo Holm ausfindig machen.»
    Anton ging um den Tisch und stellte sich hinter ihn. Knallte die Mappe auf die Platte. Beugte sich über Nils’ Rücken und stützte sich mit beiden Fäusten auf den Tisch.
    «Helfen Sie mir doch mal auf die Sprünge, Nils. Da vergreift sich so ein alter Sack von Lehrer mehrfach an Ihnen, und Sie zeigen ihn nicht an? Ein so erfolgreicher und selbstbewusster Geschäftsmann wie Sie hat es doch wohl kaum so weit gebracht, indem er sich von anderen ausnutzen ließ? Oder ist das nicht die ganze Wahrheit? Kommen hier das Kokain und die Pillen ins Spiel? Brauchen Sie die, um sich über Wasser zu halten?»
    Ein Tropfen landete neben Antons Hand.
    «Nur zu, weinen Sie ruhig. Sind ja schlimme Geschichten. Die nur bestätigen, was die sogenannten Sachverständigen behaupten: dass Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch im Erwachsenenalter eine geringere Hemmschwelle haben, anderen dasselbe zuzufügen.»
    Zu dem Tropfen

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