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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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das Formular für Zeugenvernehmungen auf. Trug ihren vollen Namen, das Geburtsdatum – sie war neunundzwanzig – und weitere Personalien ein.
    Er ließ sich dabei viel Zeit, damit seine Zeugin ein wenig zur Ruhe kommen konnte. Denn er hatte es ihr bereits angesehen, als sie durch die Tür kam. Kval hatte recht gehabt, sie war verängstigt, aber nach zwanzig Jahren bei der Polizei wusste Anton, dass das überhaupt nichts bedeuten musste. Die große Mehrzahl der Zeugen war nervös, wenn sie mit der Polizei sprach, auch wenn sie nichts zu verbergen hatte. Als könnte der verlängerte Staatsarm sie ins Gefängnis stecken, wenn sie ihm nicht mit der allergrößten Achtung und Ehrfurcht begegneten. Ihm war durchaus bewusst, dass viele junge – und auch viele nicht mehr ganz so junge – Polizisten diese Situationen genossen. So ziemlich jede Schutzpolizeidienststelle im Land besaß das eine oder andere Exemplar dieser Sorte. Zum Glück waren die meisten aber in Ordnung, wie zum Beispiel Magnus Torp. Sie waren Polizisten, die einzig danach trachteten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Und Anton hatte Glück, weil er schon früh in seiner Karriere kapiert hatte, dass dieser Glaube an eine bessere Welt eine Illusion war.
    Dass er zivile Kleidung und keine autoritäre Polizeiuniform trug, war oft von Vorteil. Ihm war es lieber, wenn seine Gesprächspartner vergaßen, dass sie vernommen wurden, und sich mit ihm wie mit einem Nachbarn unterhielten.
    Dann gab es aber auch diejenigen, die schon oft mit der Polizei in Berührung gekommen waren und die in der Regel ein perfektes Gleichgewicht zwischen Ruhe und Unruhe an den Tag legten. Dass sie sich in einem Verhör verplapperten, war höchst unwahrscheinlich, und sie zu einem Geständnis zu bewegen, war schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Sie waren im Lügen wesentlich besser als die meisten Polizisten im Durchschauen der Lügen.
    Und schließlich waren da noch diejenigen, die angespannt wirkten, sobald sie auch nur einen Fuß in ein Polizeirevier setzten. Sie gaben sich die größte Mühe, nicht zu viel oder zu wenig zu blinzeln. Den Blick nicht zu unruhig umherwandern zu lassen, nicht zu oft oder zu selten zu schlucken, sich nicht zu häufig an Händen, Kopf, Gesicht oder Armen zu kratzen. Es waren genau diejenigen, die etwas zu verbergen hatten. Und die sich am schnellsten in ihrem eigenen Lügennetz verstrickten.
    Marion Finess gehörte zur ersten Kategorie – sie war lediglich nervös. Nicht unbedingt, weil sie etwas Falsches getan hatte, sondern weil sie einem Mordermittler Auge in Auge gegenübersaß.
    «So», er ging mit den Fingern auf der Tastatur in Startposition. «Sie haben Ihre Rechte verstanden?»
    «Mmh.» Sie nickte.
    «Einfach fragen, wenn irgendetwas unklar ist. Ich drücke mich gelegentlich etwas undeutlich aus.»
    Ihre Mundwinkel gingen nach oben.
    Anton lächelte zurück.
    «Können Sie mir etwas über den gestrigen Tag erzählen?»
    Marion Finess starrte an Anton vorbei. Zum Fenster oder hinter ihm an die Wand. Er war sich nicht sicher. Sie starrte einfach ausdruckslos in die Luft, als versuchte sie, ihre Gedanken zu ordnen, bevor sie loslegte. Sie benetzte ihre Lippen und holte Luft.
    «Wir hatten vereinbart, dass ich ihn am Morgen anrufe, aber er ging nicht ans Telefon. Ich habe es mehrmals probiert. Also bin ich auf dem Weg zur Arbeit bei ihm vorbeigefahren, nachdem ich meinen Sohn im Hort abgeliefert hatte. Hatte ein etwas ungutes Gefühl, er geht sonst immer ans Telefon, bevor er zur Arbeit fährt.»
    «Sie sind also nur bei ihm vorbeigefahren, um etwas zu verabreden?»
    «Mmh.»
    «Den nächsten Tag zu planen … das wäre dann also heute?»
    «Ja. Er wollte heute früh jemanden besuchen und dort bis Sonntag bleiben.»
    «Okay», sagte Anton und machte eine Notiz. «Kennen Sie diesen Jemand?»
    «Nein, ich weiß weder wie er heißt, noch wo er wohnt. Wenn ich es mir genau überlege, weiß ich nicht einmal, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt.» Mit einem Nicken ermunterte Anton sie fortzufahren. «Ich habe ein paarmal geklingelt, dann habe ich angeklopft, aber Viggo hat nicht aufgemacht. Also bin ich ums Haus herumgegangen, konnte ja sein, dass er in seinem Büro sitzt und die Kopfhörer aufhat. Oder dass er vor dem Fernseher hockt und es deshalb nicht hört. Er sitzt morgens oft dort unten. Sieht sich die Nachrichten an, bevor er zur Arbeit geht.»
    Erneutes Nicken.
    «Ich habe an die Hintertür geklopft, aber auch da hat

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