Kälteeinbruch (German Edition)
«Nein, das hab ich noch nie gemacht. Natur pur.» Er sah die Brünette an und fügte hinzu: «Wie alles an mir.»
Sie schien zu erröten und sah weg.
«Ich glaub dir kein Wort», entgegnete Nils und zog den einen Mundwinkel hoch.
«Dreimal am Tag ordentlich die Zähne putzen plus Zahnseide morgens und abends.»
«Hollywood-Lächeln.» Nils musterte Sverres Gebiss noch ein paar Sekunden lang. «Ich weiß nicht, was ihr euch vorgestellt habt», fuhr er plötzlich fort. «Erst die Bilder, dann das Interview, oder umgekehrt? Der Fotograf ist jedenfalls bereit.»
Thomas lächelte. Warf Sverre einen raschen Blick zu, bevor er Nils wieder ansah und sagte: «Macht ruhig zuerst die Bilder, dann führen wir das Interview hinterher. Wir haben es nicht eilig.»
Den beiden Journalisten fiel es offenbar zunehmend schwerer, sich auf Nils zu konzentrieren. Inzwischen hatte auch die Brünette ihren BH ausgezogen.
Nils stand auf und schnipste den Mädchen zu. Sie sahen ihn gespannt an. Er ging in die Hocke. Lehnte sich gegen den Tisch und formte zwei weiße Punkte, nicht größer als eine Bleistiftspitze. Nahm das Röhrchen und inhalierte den einen. Legte den Kopf für einen Augenblick in den Nacken, bevor er sich wieder über den Spiegel beugte.
«Eine Portion in jedes Nasenloch, Mädels, das ist wichtig. Sonst wird die Nase schief.» Er wieherte und schnupfte den anderen Punkt aus weißem Pulver. «Das wird so geil.» Fast rannte er auf den Fotografen zu.
Die drei folgten den Anweisungen des Fotografen und nahmen die unterschiedlichsten Posen ein, während ein Blitzlichtgewitter in der Wohnung niederging. Die Blondine empfahl sich für einen kurzen Moment aus der Dreierrunde und wollte sich schon der Festtafel nähern, doch Nils pfiff sie zurück. Das Geknipse ging weiter. Ein paar Bilder mitten im Wohnzimmer, die Fenster mit Blick auf den Oslofjord im Hintergrund. Danach ein paar vor dem gasbetriebenen Kaminofen. Der Fotograf trug ein Tischchen weg, das zwischen zwei Designerstühlen gestanden hatte, und wies jedem der Mädchen einen der Stühle zu, bevor sich Nils zwischen ihnen aufbaute. Beim Knipsen sagte der Fotograf ständig «gut», «super», «phantastisch» und «umwerfend». Nachdem sie etwa eine Viertelstunde in der Wohnung zugange gewesen waren, zogen die vier auf die Terrasse um.
Die Mädchen froren, schienen jedoch schnell wieder warm zu werden, als Nils ihnen die Hände auf die Brüste legte. Sie kicherten. Der Fotograf knipste weiter. Offensichtlich fror er auch, denn nach zwei Minuten war die Session auf der Terrasse beendet.
Die Mädchen gingen voran, wobei Nils den Slip der Brünetten mit dem Zeigefinger gepackt hatte. Er ließ los, schüttelte dem Fotografen die Hand und bat die Mädchen, ihn nach draußen zu begleiten, er selbst machte sich auf den Weg in die Küche.
«Was zu trinken?», rief er den beiden Journalisten zu.
Die beiden bejahten im Chor. Er kam mit zwei Flaschen teurem Mineralwasser aus Voss in der einen und einer Dose Kautabak in der anderen Hand zurück. Er stellte die Flaschen vor die Journalisten, setzte sich aufs andere Ende des Sofas, öffnete die Tabakdose und schob sich eine Portion unter die Lippe. «Greift zu», forderte er sie auf und nickte in Richtung Spiegel. «Prima Ware. Rein wie Schnee. So was habt ihr bestimmt noch nicht probiert.» Er schloss die Augen. Atmete schwer durch die Nase und sagte: «Ich glaub, ich muss etwas nachjustieren.» Ein weiterer kurzer Streifen fand den Weg in jedes Nasenloch. Sein Zeigefinger fuhr über den Spiegel, bevor er in seinem Mund verschwand.
Sein Kopf zuckte leicht, als überliefe ihn plötzlich ein Kälteschauer. Er lehnte sich zurück, stützte einen Arm hinter den Kopf. «Yes. Das wird echt geil. Hoffe, es ist in Ordnung, dass ich meinen eigenen Fotografen genommen habe. Eure Fotografen sind bestimmt gut, aber ihr wisst ja …» Er berichtete von der langen Freundschaft, die ihn mit dem Fotografen, der die Bilder gemacht hatte, verband. Dass sie sich seit zehn Jahren kannten und er erst kürzlich in dessen Studio in Frogner investiert habe. «Schaut einfach mal vorbei. Bringt eure Familien mit. Auf meine Kosten, versteht sich.» Er nahm einen Schluck aus dem Champagnerglas, aus dem die Brünette getrunken hatte. «Aber ich rede hier und rede. Ich überlasse euch jetzt das Kommando. Wo wollt ihr anfangen? Am Anfang? Ich hab im Übrigen einen grandiosen Titel für euch, bin heute Nacht darauf gekommen. Wenn ihr den nehmt, werdet
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