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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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blonder Mann in einem Kapuzenpullover abgebildet, der auf ein Einfamilienhaus zuging. Karl Skarvik las die Bildunterschrift:
Polizeihauptkommissar Anton Brekke von der Kriminalpolizei Oslo unterstützt die Polizeidirektion Østfold bei den Ermittlungen.
    Karl Skarvik googelte den Namen. Die Suche ergab mehrere Tausend Treffer. Das Einzige, was dem Mann noch fehlte, war ein eigener Wikipedia-Eintrag. Er las schnell. Die Zeitung
Sarpsborg Arbeiderblad
wusste zu berichten, dass Anton Brekke die Region Østfold nicht zum ersten Mal anlässlich eines Mordfalls besuchte.
    Karl Skarvik musste an den Mord an Wilhelm Martiniussen denken, der Fredrikstad im vergangenen Jahr erschüttert hatte. Er erinnerte sich nicht an Details, nur dass die überregionalen Zeitungen seitenweise über Anton Brekke und irgendeinen Gangster aus New York geschrieben hatten. Und nun war derselbe Ermittler auf diesen Fall angesetzt.
    Skarvik schlürfte an seinem Tee. Sorgen machte er sich nicht. Er hatte seine Karten perfekt ausgespielt.

Kapitel 34 Vilnius, Litauen
    Bernandas ist nicht aufgekreuzt. Wo ist seine Schwester jetzt? Wann können wir sie schnappen?
    Viktorija Mielkos war von der Universität direkt zu einer Taverne in der Tilto gatvė gegangen. Sie hatte unbekümmert ausgesehen. Hatte sich auf dem kurzen Spaziergang nicht ein einziges Mal umgesehen, obwohl sich Ivan nie sehr weit hatte zurückfallen lassen. Sie musste seine Schritte wenigstens unbewusst gehört haben. Waren normale Leute denn überhaupt nicht auf der Hut? Ivan warf ständig einen Blick über die Schulter, auch wenn er nur von seinem Auto über den Hof und in die Wohnung wollte. Denn sollte der Tod eines Tages kommen, dann ganz gewiss von hinten.
    Bevor er antwortete, las er sich die SMS von Doskino noch einmal durch. Wann sie sie schnappen könnten, wusste er nicht. Frühestens, wenn sie Feierabend hatte. Sie aus der Kneipe zu entführen, wäre die reinste Idiotie, auch wenn er aus Erfahrung wusste, dass wohl kaum jemand versuchen würde, ihn daran zu hindern. Selbst in der Gruppe waren die allermeisten feige, wenn sie einem Mann gegenüberstanden, der so grauenvoll aussah wie Ivan. Wie die mit Kreide auf einer schwarzen Tafel vor der Tür vermerkten Öffnungszeiten verrieten, schloss der Laden um zehn. Nachdem sie hineingegangen war, hatte Ivan sich in der Nähe der Taverne aufgehalten. Nun beobachtete er sie durch das Fenster, wie sie Bestellungen entgegennahm und Menschen bediente.
    Das Handy vibrierte in seiner Hand. Eine neue SMS .
    Sind um zehn in eurer Nähe. Gib Bescheid, in welche Richtung ihr geht.
    Ivan stand schon eine ganze Weile draußen. Wie lange, konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Er war die Tilto gatvė auf und ab spaziert und hatte an nichts anderes gedacht als die Schmerzen, die sie erwarteten, wenn Bernandas nicht auftauchte. Und das war, wie er soeben erfahren hatte, der Fall.
    Wenn sie sich doch nur von seinem Äußeren hätte abschrecken lassen, dann wäre es einfacher. Aber sie hatte gelächelt, als wäre der Mexikaner im Dunkel der Bibliothek nicht sichtbar gewesen. Vielleicht hatte sie ihn nicht bemerkt? Doch, dachte Ivan, sie musste ihn gesehen haben. Als sie sich zum Gehen fertig machte, hatte er sich zu ihr umgedreht.
    So oder so gab es nun kein Zurück mehr. Doskino hatte seine Entscheidung vor mehr als vierundzwanzig Stunden getroffen. Egal, was er sagte, es würde nichts helfen. Nicht mehr. Ivan wusste, dass es notwendig war. Es ging ausschließlich darum, ein Exempel zu statuieren. Was Viktorija Mielkos erwartete, würde wesentlich abschreckender wirken als das Schicksal des Kuriers, der sich an der eigenen Fracht bedient hatte. Er hatte nicht lange genug gelebt, um anderen von den Konsequenzen berichten zu können, die er hatte tragen müssen.
    Ivan ging jetzt auf die Taverne zu. Blieb mitten auf dem Gehweg stehen. Sah durch das Fenster. Sie stand da und lächelte eine Gruppe von drei Gästen an. Nahm die Bestellungen auf. Blickte zum Fenster. Sie konnte ihn nicht sehen. Das Licht im Raum war zu hell, als dass sie etwas in der Dunkelheit draußen hätte erkennen können.
    Er hatte bereits beschlossen, hineinzugehen und sich zu setzen. Dafür zu sorgen, dass er von ihr bedient wurde. Und die Unschuld in ihren Augen zu sehen, die ihr nur noch für kurze Zeit vergönnt wäre.
    Ivan steuerte auf die Tür zu. Ging hinein. Zog die Handschuhe aus und steckte sie in die Tasche. Suchte sich einen freien Tisch neben der Tür zur Küche, damit

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