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Kälteeinbruch (German Edition)

Kälteeinbruch (German Edition)

Titel: Kälteeinbruch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan-Erik Fjell
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Anoraks über den Kopf. Mit zwei roten Rücklichtern verschwand der Kellner um die Ecke.
    Die Stille kehrte zurück. Er sah nach oben. Das Hotelzimmer war hell erleuchtet. Die Gardine bewegte sich leicht. Anton Brekkes Gesicht kam wieder zum Vorschein. Er stützte die Unterarme aufs Fensterbrett und legte sein Kinn darauf. Dann verschwand er. Das Hotelzimmer wurde dunkel.
    War er etwa schon zu Bett gegangen?
    Er selbst blieb sitzen, rührte sich nicht. Wartete darauf, dass der Raum wieder wie eine Diskothek zu blinken begann. Er fragte sich, ob es für das Licht eine Fernbedienung gab oder ob der erwachsene Mann tatsächlich neben dem Schalter gestanden und ihn wiederholt gedrückt hatte. In diesem Fall war er offensichtlich nicht ganz dicht.
    Eine Bewegung etwa fünfzig bis sechzig Meter zu seiner Linken erregte seine Aufmerksamkeit. Ein Mann stapfte über den Parkplatz. Im Schein der Straßenlaternen waren seine blonden Haare zu sehen. Er hatte jetzt wieder Haltung angenommen. Ging aufrecht. Den Blick starr geradeaus gerichtet. Zielstrebig.
    Er wischte mit der Hand über die beschlagene Scheibe des Seitenfensters. Beobachtete, wie Anton Brekke über den Parkplatz stapfte, den Fußgängerweg und die Straße querte und die Tankstelle ansteuerte. Wenige Minuten später kam er zurück, eine weiße Esso-Tüte in der Hand. Er überquerte die Straße wieder an derselben Stelle. Kreuzte den Bürgersteig. Tauchte unter dem Flutlicht des Parkplatzes hindurch. Anton sah auf und schaute in seine Richtung. Als ahnte er, dass er beschattet wurde.
    Er erstarrte. Sein Griff schloss sich fester um das Lenkrad. Dann kam die Angst. Hatte der andere ihn gesehen?
    Der Polizist blickte noch immer zu ihm herüber, aber sein Tempo war unverändert. Dann verschwand er um die Ecke in Richtung Hoteleingang.
    Die zwei Minuten, die der Mann brauchte, um in sein Hotelzimmer zu gelangen, kamen ihm wie zwanzig vor. Das Licht wurde wieder angeknipst. Die Gardine bewegte sich. Dieselbe Stellung. Dann verschwand er. Genau wie das Licht.
    Vielleicht sollte er es für heute dabei belassen. Für das, was er vorhatte, würde er jetzt ohnehin keine Gelegenheit mehr bekommen. Es musste warten. Er hätte zuschlagen können, als der Mann auf dem Weg zur Tankstelle war, doch es wäre töricht gewesen, ein solches Risiko auf sich zu nehmen. Er würde mehr Zeit brauchen als ein paar Minuten.
    Hätte er die beschlagene Scheibe nicht abgewischt, wäre ihm die Bewegung nicht aufgefallen. Seine Hand schoss zum Zündschlüssel. Er drehte ihn um. Blickte panisch zur Seite und legte den Gang ein.
    Anton Brekke rannte über den Parkplatz auf ihn zu.
    Er trat aufs Gaspedal. Im Rückspiegel sah er eine Wolke aus Pulverschnee. Das Auto schoss über die schmale Straße hinter dem Hotel. Schnitt einen Stapel mit Pappkartons. Er sah wieder in den Spiegel. Anton Brekke stand vornübergebeugt, die Hände auf die Oberschenkel gestützt.
    Er konnte ihn unmöglich gesehen haben.
     
    «The lights in the harbor, don’t shine for me. I’m like a lost ship, adrift on the sea. Sea of heartbreak, lost love an’ loneliness. Memories of your caress, so divine. I wish you were mine again, my dear. I am on this sea of tears …»
    Zum fünften oder sechsten Mal erklang Don Gibsons Stimme kristallklar aus den Lautsprechern an Antons Laptop. Er hatte aufgehört zu zählen. Sachte klopfte seine Hand den Takt auf dem Fensterbrett mit. Der Bildschirm des Laptops war in den Energiesparmodus gefallen und erhellte das kleine Hotelzimmer nicht länger. Nur das Handy leuchtete, würde aber gleich ausgehen. Er hatte gerade noch mal nachgeschaut, ob eine SMS eingegangen war. Nichts.
    Nun stand er am Fenster und sah hinaus. Außer Feldern und den vorbeirasenden Autos auf der E 6 gab es von Zimmer  3399 des Quality Hotel & Resort Sarpsborg nichts zu sehen.
    Fünfunddreißig Autos innerhalb von einer Minute. Fünfundfünfzig mit denen, die auf der Gegenfahrbahn in Richtung Schweden unterwegs waren.
    Anton öffnete die Minibar. Die dürftige Beleuchtung des Kühlschranks warf einen schwachen Lichtfleck auf den Boden und auf seine Füße. Neben ein paar kleinen, gläsernen Limonadenflaschen in der Tür war die Minibar mit dem üblichen Sortiment an Spirituosen bestückt. Die Cola war aus. In den Fächern lagen ein Beutel mit Nüssen, eine kleine Tüte Kartoffelchips mit Paprikageschmack und verschiedene Schokoriegel. Er seufzte. In dem Hotel, in dem er zuletzt gewesen war, hatten die Waren in der

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