Kaelter als dein Grab
zögerte. „Was mir allerdings wehtun könnte, ist die Infektion, die ich mir von dieser verdammten Kugel holen kann.“ Während er sich mit der einen Hand auf dem Tisch abstützte, zog er mit der anderen die Boxershorts halb hinunter. „Fertig?“
5. KAPITEL
Leigh war nie zimperlich gewesen, doch ihre Hände zitterten, als sie die Hautstelle mit Alkohol abtupfte, eine Hand auf seine Hüfte legte und mit der Nadel auf den Muskel zielte. Sein Körper unter ihrer Handfläche fühlte sich warm und fest an. Auch wenn der Augenblick ganz und gar nicht erotisch aufgeladen war, musste sie unwillkürlich daran denken, wie gern sie ihn berührt und gestreichelt hatte. Vor sechs Jahren hatte sie gar nicht genug davon bekommen können …
Mit der Routine einer Frau, die das nur allzu oft tat, verscheuchte sie die Erinnerungen, konzentrierte sich und stieß die Nadel in den Muskel. Jake verzog noch nicht einmal das Gesicht, als sie den Kolben hinunterdrückte und die Nadel danach schnell herauszog.
„War doch gar nicht so schlimm, oder?“ Er zog seine Unterhose hoch, nahm ihr die Spritze aus der Hand und entsorgte sie in der beiliegenden Tüte für biologische Gefahrenstoffe.
„So, wie die Dinge liegen, ist das Verabreichen einer Injektion wohl die geringste Schwierigkeit. Ich schätze, unser eigentliches Problem besteht darin, was wir als Nächstes tun“, entgegnete sie.
„Ich habe einen sicheren Ort, an dem du bleiben kannst, bis Rasmussen gefasst ist.“
„Oder du willst mich als Köder benutzen. Du weißt schon, du gewinnst mein Vertrauen und schickst michdann zurück in die Höhle des Löwen, um zu sehen, ob er darauf anspringt.“
Leigh wusste, dass ihre Behauptung Unsinn war. Sie hatte nicht vorgehabt, die Vergangenheit hervorzukramen. Doch sie fühlte sich müde und ausgelaugt. Schlimmer noch, sie war noch immer wütend auf Jake, dass die Dinge vor sechs Jahren so geendet hatten. Dass er in ihr Gefühle für ihn geweckt hatte, obwohl er wusste, dass nichts daraus werden konnte. Dass er sie in eine unmögliche Situation gebracht hatte, in der ihr nichts anderes übrig geblieben war, als sich zu kompromittieren. Dass er sie nicht aufgehalten hatte, als er es konnte.
„Ich habe dich nicht zu Rasmussen geschickt“, sagte Jake bissig. „Du bist ganz allein von dir aus gegangen.“ „Du wusstest, dass es keine andere Möglichkeit gab. Und du wusstest ebenso gut, dass ich es durchziehen würde.“
„Leigh, nach allem, was zwischen uns war, hätte ich dich niemals in diese Position gebracht. Ich habe keinen Anteil daran, verdammt noch mal.“
„Doch, den hattest du, Jake.“
Er senkte den Kopf, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger das Nasenbein und seufzte. „Leigh, ich kann nicht ungeschehen machen, was bereits geschehen ist. Ich würde es tun, wenn ich könnte. Jetzt kann ich nur noch versuchen, dich in Sicherheit zu bringen.“
„Dann wirst du ja wohl Verständnis dafür haben, wenn ich deinen Motiven nicht traue.“ Mit einem weiteren Alkoholtupferreinigte Leigh ihre Hände und stellte dabei verärgert fest, dass sie zitterten. Noch mehr ärgerte sie, dass sie sich verwirrt und aufgewühlt fühlte. Wut und der alte Groll standen im krassen Gegensatz zu der Anziehung, die in den Jahren seit ihrem letzten Zusammentreffen nicht nachgelassen hatte.
Wenn es nicht Jake wäre, der hier nur in seinen Boxershorts vor ihr stand, wäre es nicht so schwierig. Doch ihn verwundet, blutend und halb nackt zu sehen rief in ihr Erinnerungen wach, an die sie sich nicht erinnern wollte. Rief Gefühle in ihr wach, die sie nicht fühlen wollte.
Jake stützte sich mit der anderen Hand gegen den Tisch, während er seine Unterhose auf der rechten Seite hinunterzog. Leighs Magen schien sich fast umzudrehen, als sie seine Wunde erblickte. Er hatte einen tiefen Streifschuss. Die Kugel hatte eine sieben Zentimeter lange klaffende Wunde in das Fleisch geschlagen. Die Haut drum herum hatte die Farbe einer überreifen Pflaume angenommen und war heiß und geschwollen.
„Oh Gott, Jake, das sieht schlimm aus. Du hast eine Menge Blut verloren. Kein Wunder, dass du Schmerzen hast.“
Er drehte den Kopf und musterte die Wunde. „Wenn es wirklich schlimm wäre, würde ich nicht mehr stehen.“ Doch Leigh entging nicht, dass sein Gesicht weiß wurde.
„Im Erste-Hilfe-Kasten ist auch Klammerpflaster“, sagte er. „Säubere die Wunde, schließ sie mit dem Pflaster und lege noch einen Verband an.“
„Du brauchst einen
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