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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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einem der Küchenschränke einen alten gusseisernen Topf und machte Wasser auf dem Ofen heiß. Eine Stunde später und nachdem sie die knarrende Treppenstufe sechsmal hinauf- und hinabgelaufen war, war die alte klauenfüßige Badewanne fast gefüllt. Sie fand eine Kerze, befestigte sie auf einem zerbrochenen Teller und trug sie hoch.
    Sie blickte auf das dampfende Wasser hinunter. Niemals zuvor hatte sie sich so sehr nach einem heißen Bad gesehnt wie in diesem Moment. Rasch streifte sie ihre Kleidung ab und ließ sich bis zum Kinn in das warme Wasser gleiten. Es war nur eine kleine Annehmlichkeit, aber eine, die sie in diesem Augenblick gegen nichts anderes hätte eintauschen wollen.
    Mit Jake hatte sie seit ihrem Wortwechsel nicht mehr gesprochen. Er wirkte rastlos und grüblerisch, und Leigh würde sich nicht um ihn kümmern, solange sie selbst noch so aufgewühlt und angespannt war. Er war zum Hummer gegangen und mit zwei Protein-Riegeln zurückgekehrt.Sie hatten sie schweigend gegessen. Er hatte kein Wort mehr über Rasmussen verloren. Doch Leigh hatte bemerkt, wie er sie ansah.
    Sie lehnte sich in dem warmen Wasser zurück und versuchte, alle Gedanken an ihn beiseitezuschieben. Doch Jake Vanderpol war nicht der Typ Mann, den eine Frau leicht aus ihrem Kopf verbannen konnte. Seit sechs Jahren versuchte sie ihn zu vergessen. Auch mit all den ungelösten Problemen zwischen ihnen war etwas geblieben. Etwas, das weder durch die Zeit zu erschüttern war noch durch die Abwesenheit und nicht einmal durch den Schmerz, den er ihr bereitet hatte.
    Sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte. Sie setzte sich auf und blickte umher. Im Kerzenlicht sah sie, dass ihr Handy auf dem Boden neben ihrem BH und ihrem Slip lag. Wer sollte sie anrufen? Die Leute vom Zeugenschutzprogramm? Hatte man Ian Rasmussen gefasst? War sie in Sicherheit? Konnte sie nach Hause fahren?
    Voller Hoffnung griff sie nach dem Telefon. Die Nummer auf dem Display war ihr unbekannt. Sie nahm den Anruf an. „Hallo?“
    „Leg nicht auf.“
    Die kultivierte Stimme, die die Worte so weich aussprach, ließ ihr Herz rasen und sorgte dafür, dass das Wasser sich plötzlich eiskalt anfühlte. „Ian. W…was machst du?“ „Ich versuche, am Leben zu bleiben, Leigh. Da draußen sind Männer, die mich umbringen wollen. Sie glauben, dass ich ein Verbrecher bin.“
    „Du bist ein Verbrecher. Du musst dich stellen.“
    „Das Gefängnis ist kein Ort für einen Mann wie mich. Aber schließlich wusstest du, dass es hart für mich werden würde, oder? Und doch hast du getan, was du tun musstest, um mich in den Knast zu bringen, nicht wahr?“
    „Du wolltest mich töten.“
    „Ich habe dich geliebt, Leigh. Ich würde dir niemals wehtun. Das weißt du.“
    „Ian, du musst dich stellen.“ Ihr fiel nichts anders ein, was sie sagen konnte.
    „Du und ich haben da noch eine Sache zu klären, Leigh. Du und ich und Jake Vanderpol.“
    Ihr Herz schlug noch schneller. „Ich habe nichts mit dir zu klären.“
    „Du hast dich ihm hingegeben, nicht wahr? Ich höre es an deiner Stimme. Du hast ihm deinen Körper geschenkt.“
    Dann veränderte sich sein Tonfall. Er war immer noch kultiviert, doch direkt unter der Oberfläche schwang etwas Hässliches und Bedrohliches mit. „Ich werde ihn dafür bezahlen lassen, wenn ich ihn in die Finger bekomme, Leigh. Und ich verspreche dir, dass du alles mit anhören wirst, was ich ihm antue.“
    „Nicht.“ Sie brachte nicht mehr hervor als dieses einzige Wort. Leigh hatte sich nie für schwach gehalten. Und mit Sicherheit hatte sie sich niemals für einen Feigling gehalten. In dem Jahr, in dem sie mit Ian Rasmussen zusammen gewesen war, hatte er niemals die Handgegen sie erhoben. Und doch fürchtete sie ihn, wie sie niemals einen anderen Menschen in ihrem Leben gefürchtet hatte.
    „Ich vermisse dich, Leigh.“
    Ihr entfuhr ein Aufschrei, als die Badezimmertür aufging. Einen Augenblick lang sah sie Rasmussen vor sich, wie er in den Raum stürzte. Jake, wie er tot unten an der Treppe lag. Ihr Schicksal war besiegelt …
    Dann erblickte sie Jake. Sorge und grimmige Entschlossenheit spiegelten sich in seinem Gesicht, als er zu ihr an die Badewanne trat. Im Kerzenlicht sah sie, wie sein Blick von ihr zu dem Handy in ihrer Hand wanderte. Er musste irgendetwas an ihrem Gesichtsausdruck abgelesen haben, denn er griff wortlos nach dem Telefon. „Wer ist dran?“, fragte er mit rauer Stimme.
    Jake hatte das Klingeln ihres Handys durch den

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