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Kaelter als dein Grab

Kaelter als dein Grab

Titel: Kaelter als dein Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Arzt.“
    „Das ist keine verfügbare Option.“
    Ein Schauder überlief sie, als sie aus dem Fenster blickte und sah, dass die Nacht hereingebrochen war. Der Wind draußen stöhnte und ächzte um das alte Haus wie ein Geist, der nach Schutz vor der eisigen Kälte suchte. Sie hasste es, Angst zu haben und bei jedem Geräusch und jedem Schatten zusammenzufahren. Noch mehr hasste sie das Wissen, dass Rasmussen dort draußen war und jedes Mittel einsetzen würde, um sie zu finden.
    „Was, wenn er uns hier findet, Jake?“
    „Das wird er nicht.“ Doch seine Stimme klang nicht sehr überzeugend.
    Leigh bemühte sich, ihm möglichst wenig wehzutun, als sie die Wunde desinfizierte und das Klammerpflaster aufbrachte. Doch an der Art, wie sich seine Muskeln anspannten, erkannte sie, dass sie ihm Schmerzen bereitete.
    Als sie den Verband angelegt hatte, bebte sie vor innerer Anspannung. „Hast du irgendetwas gegen die Schmerzen?“, fragte sie.
    „Paracetamol im Erste-Hilfe-Kasten.“ Er verzog das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse, als er nach seiner Hose griff.
    Leigh reichte ihm die Decke. „Lass mich erst das Blut aus deinen Sachen waschen.“
    Jake wollte erst protestieren, doch dann nahm er die Decke und wickelte sie um seine Hüften. „Ich mach das selbst. Bring mir nur die Tabletten.“Mit einer Hand hielt er die Decke um seinen Hüften fest, während er mit der anderen umständlich seine Boxershorts hinunterstreifte und sie zusammen mit der Jeans zum Waschbecken brachte. Leigh trat kurz darauf mit drei Tabletten in der Hand zu ihm.
    Er schluckte sie trocken hinunter und begann damit, das Blut aus seiner Unterhose zu waschen. Ohne zu fragen, nahm Leigh seine Jeans und benutzte ein altes Seifenstück, um das Blut aus dem Stoff zu reiben.
    „Was sollen wir jetzt also tun?“, fragte sie.
    „Versuch, ein bisschen zu schlafen. Wir haben fließend Wasser. Eine Heizung. Ich glaube, ich habe noch ein paar Protein-Riegel im Hummer. Wir brechen bei Morgengrauen auf.“
    „Wohin?“
    Er sagte nichts.
    „Zu dir?“
    „Ich habe es nicht zum Bundesagenten gebracht, weil ich dämlich bin, Leigh.“
    „Aber das würde Rasmussen sicher aus der Reserve locken, nicht wahr?“
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Du wirst mir schon vertrauen müssen.“
    „Als ich dir das letzte Mal vertraut habe, musste ich einen hohen Preis dafür zahlen.“ Schockiert von dem, was sie gerade gesagt hatte, verkniff sich Leigh jedes weitere Wort.
    Jake sah sie eindringlich an. Sein bohrender Blick suchte in ihren Augen nach Antworten, die sie ihm nicht gebenwollte. „Du hast es mir nie erzählt, Leigh. Was genau musstest du tun, um Rasmussen vor sechs Jahren dranzukriegen?“
    Sie kämpfte gegen die Scham und den Schmerz an, die sie zu überwältigen drohten, und starrte ihn direkt an. „Das solltest du eigentlich wissen, Jake. Aber schließlich war ich entbehrlich, nicht wahr?“
    Als ihm dämmerte, was sie meinte, blitzte Wut in der dunklen Tiefe seiner Augen auf. Aber sie richtete sich nicht gegen sie. Und plötzlich begriff sie, dass er es nicht gewusst hatte.
    Wortlos nahm er ihr die Jeans aus der Hand, wandte sich um und ging ins Wohnzimmer. Mit der Hand auf ihren Bauch gepresst, blieb Leigh in der Küche stehen. Was war da gerade geschehen? War Jake wütend auf Ian Rasmussen? Oder auf sie? Oder war er wütend auf sich selbst?
    Als sie sich beruhigt hatte, folgte sie ihm. Er war gerade dabei, die Jeans und die Unterhose auf den heißen Ofen zu legen. „Das sollte in wenigen Stunden trocken sein“, sagte er.
    „Wie fühlt sich die Wunde an?“
    „Ich schätze, ich werde für ein paar Tage ein bisschen steif sein.“ Seine Stimme klang milder, doch noch immer sah er sie nicht an. „Und ich bekomme sicher eine hübsche Narbe, die ich meiner Sammlung hinzufügen kann.“
    Vor ihrem inneren Auge sah sie plötzlich seinen narbenübersäten Körper vor sich. Konnte fühlen, wie sich die festen Muskeln unter ihren Händen bewegten. Spürte die Kraft in ihm – eine Kraft, die sie ungebändigt erlebt hatte.
    Dass sie all dies in so verblüffender Klarheit vor sich sah und in sich fühlte, machte ihr klar, dass sie in den nächsten Tagen vorsichtig sein musste. Jake Vanderpol war ein energiegeladener Mann, und dies umso mehr, wenn er etwas wollte.
    Leigh fragte sich, ob er etwas von ihr wollte. Und ob dieses Etwas damit zu tun hatte, Rasmussen zu schnappen. Oder ob es etwas viel Persönlicheres war.
    Leigh entdeckte in

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