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Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi

Titel: Kälteschlaf - Indriðason, A: Kälteschlaf - Harðskafi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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darauf, dass sie das Gespräch beendete. Im Büro stand ein halb offener Schrank, in dem sich Talar, Halskrause und Ornat befanden.
    »Du schon wieder?«, fragte Eyvör, als sie das Telefongespräch beendet hatte. »Kommst du wieder wegen María?«
    »Irgendwo habe ich gelesen, dass sich immer mehr Menschen einäschern lassen«, sagte er in der Hoffnung, die Frage auf diese Weise umgehen zu können.
    »Es gibt immer Menschen, die diesen Weg wählen und diesbezüglich strikte Anweisungen geben, weil sie nicht in der Erde verwesen möchten.«
    »Es hat also nichts mit Glauben oder Christentum zu tun?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Soweit ich weiß, hat Baldvín María einäschern lassen«, sagte Erlendur.
    »Ja.«
    »Angeblich auf ihren Wunsch hin.«
    »Darüber weiß ich nichts.«
    »Sie hat nie mit dir darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    »Hat Baldvin mit dir über diesen Wunsch gesprochen?«
    »Nein, darüber hat er nicht mit mir geredet. Er sagte mir nur, dass sie es so gewünscht habe. Wir verlangen dafür keine Beweise.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Ihr Tod macht dir zu schaffen«, konstatierte Eyvör.
    »Vielleicht«, sagte Erlendur.
    »Was glaubst du, was passiert ist?«
    »Ich glaube, sie hat sich sehr elend gefühlt«, sagte Erlendur, »und zwar bereits seit Langem.«
    »Das glaube ich auch. Deswegen habe ich mich vielleicht weniger als andere darüber gewundert, was passiert ist.«
    »Hat sie mit dir über Erscheinungen gesprochen, die sie gehabt hat, Visionen oder dergleichen?«
    »Nein.«
    »Darüber, dass sie ihre Mutter gesehen zu haben glaubte?«
    »Nein.«
    »Oder dass sie zu Séancen gegangen ist?«
    »Nein, das hat sie nicht erzählt.«
    »Worüber habt ihr dann gesprochen, wenn ich danach fragen darf?«
    »Solche Gespräche sind selbstverständlich vertraulich«, sagte Eyvör. »Ich darf keine Details an dich weitergeben, zumal ich auch nicht glaube, dass es irgendetwas mit der Art und Weise zu tun hat, wie sie aus dieser Welt gehen wollte. Wir haben ganz allgemein über Dinge des Glaubens gesprochen.«
    »Irgendetwas Spezielles?«
    »Ja, manchmal.«
    »Über was?«
    »Über die Vergebung. Darüber, dass man sich zu seinen Sünden bekennt. Über die Wahrheit und wie sie den Menschen befreit.«
    »Hat sie irgendwann einmal über die Dinge gesprochen, die sich in ihrer Kindheit am See von Þingvellir zugetragen haben?«
    »Nein«, erklärte Eyvör, »daran kann ich mich nicht erinnern.«
    »Oder über den Tod ihres Vaters?«
    »Nein. Es tut mir leid, dass ich dir in dieser Sache nicht weiterhelfen kann.«
    »Schon gut«, entgegnete Erlendur und erhob sich.
    »Eines kann ich dir vielleicht sagen. Wir sprachen häufig über das Leben nach dem Tod. Das habe ich dir aber, glaube ich, schon bei unserem letzten Gespräch gesagt. Sie war … Wie soll ich das ausdrücken? Ihr Interesse an diesen Fragen wurde mit den Jahren immer stärker und natürlich ganz besonders nach dem Tod ihrer Mutter. Es ging ihr im Grunde genommen um einen Beweis für so etwas, und ich hatte das Gefühl, dass sie bereit war, ziemlich weit zu gehen, um einen solchen Beweis zu bekommen.«
    »Was meinst du damit?«
    Eyvör beugte sich über den Schreibtisch vor. Aus den Augenwinkeln behielt Erlendur die Halskrause im Blick.
    »Ich glaube, sie war bereit, den Weg zu Ende zu gehen. Aber das ist meine private Ansicht, und ich möchte nicht, dass irgendwelche Gerüchte über sie in Umlauf gebracht werden. Das bleibt unter uns.«
    »Warum glaubst du das?«
    »Ich hatte einfach das Gefühl.«
    »Und der Selbstmord war demnach …?«
    »Ihre Suche nach einer Antwort. Glaube ich. Ich weiß, dass ich nicht so reden sollte, aber so, wie ich sie in den letzten Jahren kennengelernt habe, könnte ich mir gut vorstellen, dass sie ganz einfach auf der Suche nach einer Antwort war.«
    Als Erlendur wieder im Auto saß und losfuhr, klingelte sein Handy. Es war Sigurður Óli. Erlendur hatte ihn gebeten, Marías Mobiltelefon zu überprüfen, und Baldvin hatte freundlicherweise sein Einverständnis gegeben. In den Tagen vor ihrem Tod hatte María sich mit verschiedenen Leuten wegen ihrer wissenschaftlichen Arbeit in Verbindung gesetzt, mit Karen wegen des Ferienhauses und mit ihrem Mann, sowohl auf seinem Anschluss im Krankenhaus als auch auf seinem Handy.
    »Das letzte Gespräch auf dem Handy führte sie an dem Abend, an dem sie sich erhängt hat«, sagte Sigurður Óli unverblümt.
    »Wann war das genau?«
    »Um zwanzig vor neun.«
    »Da ist sie

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