Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
deutlicher und lesbarer: Coca-Cola lautete sie.
Ebbs verließ die Brücke, sobald die Charlemagne sicher vertäut war, und fand den Schreibtisch in seiner Kabine dicht mit Briefen besät vor. Er öffnete als ersten einen von McWhirrey. Dieser schrieb ihm:
«Lieber Kapitän!
Muß ich denn jedem einzelnen von Euch Kapitänen bei jeder Fahrt einschärfen, wie sehr unerwünscht uns Popularitätshascherei ist, die eher Filmstars angemessen wäre? Ich möchte nochmals auf die Wichtigkeit hinweisen, § 1005 unserer Vorschriften zu lesen, der ausdrücklich Interviews mit Zeitungsreportern verbietet, wenn die Gesellschaft nicht vorher ihre Zustimmung hierzu erteilt hat. Die gröbsten Tatsachenverdrehungen können hieraus entstehen. Da Sie entschlossen zu sein scheinen, Ihr neues Kommando an die große Glocke zu hängen, möchte ich Sie an die Bedingungen erinnern, unter denen Sie es erhalten haben.
Hochachtungsvoll Angus McWhirrey»
Ebbs kratzte sich verwirrt den Kopf. Interviews mit Zeitungsreportern? War er doch so altmodisch, auf Journalisten eine geradezu abschreckende Wirkung auszuüben. Vollkommen außer Fassung, öffnete er den nächsten Brief. Seine Schwester schrieb ihm:
«Lieber Billy!
So ist es Dir endlich doch gelungen, berühmt zu werden! Mr. Trouncer, mein Nachbar, zeigte mir den Ausschnitt aus Willy Boasts Zeitung. Er ist überschrieben: . Er schildert darin den entsetzlichen Orkan, den Du glücklich überstanden hast, ohne daß jemandem ein Haar gekrümmt wurde (er schreibt: ). Ich kann mir vorstellen, wie erfreut Sir Angus sein wird, wenn er das liest! Boast erzählt auch eine Menge über das Dinner an Deinem Tisch und sagt, daß Du ein nautischer Diplomat und sehr witzig bist. Den roten Fleck auf Deinen weißen Hosen kann ich nicht wegkriegen, muß Obstsaft sein. Gib doch acht bei den Mahlzeiten. Du bist schon immer solch ein Schmutzferkel gewesen! Wickle Dich in der Nacht gut ein, die Temperatur täuscht oft, und Du bist schwach auf der Brust. Vergiß nicht, freitags Dein Abführmittel zu nehmen.
Deine Dich liebende Schwester Maria»
Seufzend ließ Ebbs die beiden Briefe auf seinen Schreibtisch flattern. Das war zuviel, man konnte sich nicht einmal mehr darüber ärgern. Nach einer Woche Kampf gegen Eisenfresser, Händelsucher, unverschämte Burschen und überreife Nymphomaninnen wurde sein Untergang nunmehr von einem Einfaltspinsel besiegelt, der sich seit der Abfahrt von London um nichts anderes als um das Öffnen und Schließen der Schiffsbar gekümmert hatte.
«Hallo, hallo, hallo!» drang eine kräftige Stimme durch die Kabinentür. Ebbs blickte langsam auf. Es war Berris, der Agent der Gesellschaft in Port Said, ein fideler Londoner, den er seit mehreren Jahren wie die Pest haßte. «Na, wenn das nicht der alte Ebbs ist!» sprach der Kerl weiter, indem er seinen Hut auf das Sofa warf. «Und was für ein Szenenwechsel, wenn man das laut sagen darf! Als ich das Kabel aus London kriegte, hätten Sie mich erschlagen können - ich wette, der alte Ebbs muß sich selbst einen Tritt geben, um so was anzunehmen, hab ich gesagt. Der ist doch ein viel zu alter Köter, um neue Kunststückchen zu lernen, hab ich gesagt, was?» Er stieß Ebbs in die Rippen. «Wie gefällt's Ihnen in Ihrem schwimmenden Gin-Palast?»
«Alle Schiffe gleichen einander», sagte Ebbs. Aber die Überzeugung war aus seiner Stimme gewichen.
«Haben Sie was dagegen, wenn ich mir ein Schlückchen genehmige? Ist das ein Unterschied gegen die bemooste Flasche im Schmuggelkasten, das muß ich schon sagen.» Er goß sich ein halbes Wasserglas mit Whisky voll. «Die Luther wird in ein paar Wochen hier durchkommen - wie soll ich's Ihrer alten Besatzung beibringen, was aus Ihnen geworden ist?»
«So wie ich meine alte Besatzung kenne», sagte Ebbs düster, indem er sich den übrigen Briefen zuwandte, «wird sie sich schon klargeworden sein, was aus mir geworden ist.»
«Ich hab zu meiner Alten gesagt», fuhr der Agent fort und machte es sich mit seinem Drink auf einer Ecke des Schreibtischs bequem, « Spaß muß sein, wissen Sie! , hab ich gesagt, Haben wir da gelacht!» Er
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