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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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überzeugen, er wäre von einem plötzlichen Fieberanfall gepackt worden, so daß die letzten regelwidrigen Vorkommnisse in seiner Kabine keinen Verdacht aufkommen ließen. Einen Augenblick dachte er daran, nach dem Schiffsarzt zu senden, damit seine Fabel, durch das Gerücht einer Konsultation untermauert, auf festeren Beinen stünde, ja, er erwog sogar, sich niederzulegen und mit Hilfe des Heißwasserhahns im Baderaum eine tobende Körpertemperatur zu erzeugen.
    Er blickte auf. Burtweed stand mit einem Tablett neben ihm.
    «Ja, Burtweed?» fragte er desinteressiert.
    «Verzeihung, Sir. Aber wenn Sie so freundlich wären, mir den Namen der Dame anzugeben, der dieses Armband gehört, könnte ich es ihr diskret in ihre Kabine bringen.»
    Ebbs faßte den massiven goldenen Reifen auf dem Tablett ins Auge.
    «Woher, um alles in der Welt, soll ich das wissen?» fragte er mürrisch. «Legen Sie es zu den anderen Überbleibseln der Party. Die Eigentümerin wird zweifellos bald genug danach fragen kommen.»
    Burtweed hustete. «Verzeihung, Sir. Dieses Stück fand ich in Ihrer Nachtkabine, Sir.»
    Ebbs fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. «Dann ist es möglicherweise irgendwie hineingeraten, Burtweed.»
    «Möglicherweise, Sir.»
    Ebbs erblickte auf dem Tablett sein Whiskyglas, dessen Rand dick mit Lippenstift beschmiert war, und ein anklägerisch rotgefärbtes Zigarettenende.
    «Ich möchte mit allem Respekt bemerken, Sir», fuhr Burtweed fort, «daß es mir diskreter erschiene, dieses Stück persönlich zu retournieren.»
    Ebbs erhob sich. Er öffnete die Kabinentür, lugte hinaus, schloß sie behutsam und begann, die Hände auf dem Rücken verschränkt, auf und ab zu wandern.
    «Burtweed», sprach er entschlossen, «Sie sind bereits Tiger bei mehreren Kapitänen gewesen...»
    «Ich hab's bei keinem bedauert, Sir.»
    «Gut so. Sie haben ohne Zweifel genug Beobachtungen angestellt, um die Schwierigkeiten zu ermessen, denen Kapitäne gegenüberstehen. Ich fühle mich daher berechtigt, einen einigermaßen ungewöhnlichen Weg einzuschlagen. Ich werde Ihnen etwas anvertrauen, Burtweed. Sie werden es doch nicht weitererzählen?» fragte er, von plötzlicher Angst ergriffen.
    «Oh, gewiß nicht, Sir! » Burtweed war direkt schockiert. «Bei meinem Leben, Sir!» fügte er hinzu, indem er sich kräftig auf die linke Brustseite schlug.
    «Also gut, Sie haben vollkommen recht. Es war eine Frau heute nacht in meiner Kabine.»
    «Meine herzlichsten Glückwünsche, Sir.»
    «Kein Anlaß zu Glückwünschen, Burtweed. Die Besucherin kam ungebeten und verließ mich - äh, unbefriedigt.»
    «Verstehe, Sir.»
    «Soll das heißen», fragte Ebbs, zusehends in Hitze geratend, «daß ich jedem unternehmungslustigen Weibsbild an Bord als Zielscheibe zu dienen habe? Gerade ich, unter all den andern - dessen Position in erster Linie davon abhängt, daß mein Ruf über allen Tadel erhaben bleibt? Hat es denn jedes Weib, das es unterwegs nach einem Bettgenossen gelüstet, auf den Kapitän abgesehen? Können die sich nicht auch einmal den Chief aufs Korn nehmen?»
    «Weiß der Himmel, Sir!» sagte Burtweed. «Immer ist's der Kapitän! Er ist der Siegespreis, um den sich die ganze Bande reißt, wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf, Sir.»
    «Ja, kann ich denn gar nichts dagegen unternehmen? Das Ganze ist doch lächerlich! Wie soll ich denn meine Offiziere unter Disziplin halten, wenn sie glauben, daß ich das Leben eines - Wüstlings führe?»
    «Kapitän Buckle, Sir, gab viel auf sein Holzschnitzeln. Er sagte, keine Frau könnte romantische Anwandlungen in einem Raum kriegen, in dem eine Drehbank steht.»
    Es entstand ein Schweigen, während Ebbs sich niedersetzte und verängstigt durch das Bullauge starrte.
    «Dürfte ich fragen, Sir», sprach Burtweed, «ob Sie mit einer lieben Gattin und Kinderchen gesegnet sind?»
    «Nein, Burtweed, das ist nicht der Fall.»
    «Ich auch nicht. Aber das würde Sie irgendwie schützen.»
    «Burtweed, ich kann schwerlich während einer einzigen Fahrt heiraten und eine Familie gründen», sagte Ebbs ärgerlich.
    «Ich meine das nicht fleischlich, Sir», erklärte Burtweed, «wenn ich diesen Ausdruck verwenden darf. Da unten gibt's eine ganze Menge Burschen, die Väter zu sein vorgeben, Sir. Das kommt ihnen mächtig zustatten, wenn sie mit den Mädels an der Küste anbandeln. Die eine Hälfte der Besatzung behauptet, verheiratet zu sein, um sich die australischen Mädels vom Leib zu halten, und die andere

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