Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe
wieherte nachträglich noch eine Zeitlang. «» Er stellte sein Glas nieder und hielt sich die Seiten. «Wir haben schon unsern Spaß gehabt, wissen Sie. , hab ich gesagt. Gott, stundenlang haben wir uns vor Lachen gebogen! Aber das Komischste vom Ganzen -»
«Ja, Mr. Brickwood?» unterbrach ihn Ebbs.
«Ein Passagier verursacht eine Störung bei der Kajütentreppe, Sir. »
«Ein Passagier? Welcher?»
«Brigadier Broster, Sir. Er sieht nicht ein, warum er nicht an Land gehen darf. »
«Sagen Sie ihm, daß Cholera ausgebrochen ist», sagte Ebbs, «und daß Ägypten den Krieg erklärt hat. Nun, Mr. Berris, wollen wir uns ausschließlich den Schiffsangelegenheiten zuwenden. »
Die Passagiere der Charlemagne, die das Schiff nicht verlassen durften, da es nur einige Stunden pausierte, bevor es im Abend-Konvoi den Suezkanal hinunterdampfte, wurden der neuen Umgebung bald müde, wie Kinder im Zoo. Unschlüssig wanderten sie umher, versuchten ihre alte Begeisterung für Deck-Spiele wieder aufzuwärmen, wurden zunehmend schlechter Laune und lehnten sich schließlich über die Reling, wobei sie mit den Insassen der herumschwärmenden Proviantboote zu feilschen begannen - ein ebenso extravaganter Zeitvertreib wie das Spielen auf Spielautomaten.
Die einzige zufriedene Seele an Bord war Burtweed, der sich nie von der Umgebung der Charlemagne beirren ließ. Da er selten an Land ging und es unten immer heiß war, bedeutete es dem Tiger keinen Unterschied, ob man in London, Port Said oder Sydney vor Anker lag. Er fand seinen Frieden in der trostlosen Kabine in Wasserhöhe, die er mit fünf anderen Stewards teilte. War das Schiff unterwegs, hielt er sich stets parat, dem Kapitän beizuspringen, doch im Hafen stellte er seine Dienstfertigkeit für eine ruhige Stunde ein, um sich der einzigen Ausschweifung seines Lebens zu ergeben. Er entledigte sich seines weißen Rockes und seiner messerscharf gebügelten Serge-Hose und hängte sie sorgfältig an einen Kleiderhaken über seine Koje. Seine Bekleidung bestand nunmehr aus einer wollenen Wäschegarnitur, die er gewissenhaft in kühlen Breitengraden trug, um darin die Gesundheit und den Sonnenschein der Tropen aufzuspeichern. Einem marmorierten braunen Blechkoffer unter seiner Koje entnahm er ein großes Emaillavoir, das er in den Messeraum der Stewards trug und mit kochendheißem Wasser füllte. Wieder in seiner Kabine, zog er behutsam Schuhe und Socken aus, nahm ein frisches Paket Badesalz aus seinem Koffer, entleerte es ins Wasser und badete wollüstig seine Füße. Burtweed litt unter schlimmen Fußschmerzen; befand sich das Schiff auf hoher See, pflegte er sie zu massieren, mit einem grünen öl zu salben, das nur bei einem Barbier in der Dock Street erhältlich war, und seine Schuhe täglich mit Wattebäuschchen auszupolstern. Doch nur im Hafen, wo die Wünsche des Kapitäns leichter vorauszuahnen und die Technik des Fußbads einfacher zu bewerkstelligen war, gestattete er sich diese äußerste aller Sinnenlüste, der er sich während der ganzen Fahrt über den Ozean ebensosehr entgegensehnte wie seine Kameraden den etwas gebräuchlicheren Vergnügungen eines Landurlaubs.
Bald wurde es dunkel, und die für die Kanalfahrt vorgeschriebenen Scheinwerfer wurden an den Bugen der Schiffe angebracht, deren Mannschaften zahllosen Nationalitäten angehörten. Kurz danach setzte sich die Charlemagne inmitten einer Prozession von Tankern in Bewegung, die sich auf dem Wasser wie Zelluloidenten schaukelten, da sie nach Basra und Kuweit ohne Fracht fuhren. Ebbs überließ das Kartenhaus dem Lotsen der Kanal-Gesellschaft, einem Franzosen, der Gitanes rauchend an der Tür des Navigationsraums lehnte und während der ganzen Nacht den Mund nur auftat, um Steuerordern zu geben oder heißen Kaffee zu bestellen. Bei Tagesanbruch befand sich das Schiff noch immer zwischen endlosen grauen Sandufern; und die Passagiere waren schon aufgestanden und spärlich über die Decks verstreut, als sich der Konvoi unvermittelt zwischen den grellen Häusern von Port Taugiq in das Meer ergoß. Da die Pole-Star-Gesellschaft keinen Aufenthalt vorgesehen hatte, wurden Lotse, Scheinwerfer und
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