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Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe

Titel: Käpt'n Ebbs Seebär und Salonlöwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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auf. «Diese Weiber!» sagte er. Er ging in sein Quartier und schlug krachend die Tür zu. Die Mennige begann seinen Rücken zu benetzen. Er besaß nur noch ein einziges reines Hemd bis Aden. Und beim Lunch würde Broster todsicher über seinen Durchfall plaudern.

14

    Am Nachmittag wurde es noch heißer.
    Nunmehr waren die Nerven der Passagiere ebenso empfindlich geworden wie ihre Häute. Es beschlich sie das Gefühl, daß sie seit ihrer Geburt auf der Charlemagne lebten und nie mehr die Aussicht hatten, ihr lebend zu entkommen. Ein Tag war wie der andere: zu lang, um ihn zu erleben, und zu kurz, um ihn im Gedächtnis zu behalten. Aller Leben schleppte sich müde zwischen den Meilensteinen der Mahlzeiten dahin, durch die kleineren Stationen beim morgendlichen Eis, dem nachmittägigen Tee und den abendlichen Sandwiches aufgemuntert. Mochten auch die Schiffsklatschbasen jedes Lächeln bei den Deckspielen und jedes nächtliche Krachen einer Kabine noch immer mit einer neuen Liebesromanze ausschmücken - die leidenschaftlichen Bindungen des Mittelmeers begannen auseinanderzugehen und zu erlöschen, und die lebenslänglichen Freundschaftsbündnisse nördlich von Suez wurden stündlich durch so banale Dinge wie das außertourliche Benützen des Haartrockners oder das Wegschnappen von jemandes Lieblingsbackwerk zerstört. Das Deck-Tennis wurde mit einer Schärfe gespielt, die in Wimbledon am Platz gewesen wäre, die Bridgespieler sprachen nur noch in Form gereizter Ansagen miteinander, und bloß die Trinker blieben weiterhin zufrieden, wie sie, eingesponnen in die schützenden rosigen Kokons ihres Alkohols, so dahinsegelten.
    Und dann brach beim Dinner die Klimaanlage zusammen.
    Der Salon der Charlemagne war ganz auf das Ventilationssystem des Schiffes abgestimmt und ebenso luftdicht wie eine Taucherglocke konstruiert worden. Die Passagiere schwitzten bei Tisch reichlich, wenn sie sich durch die unerschütterliche englische Speisenfolge von Roastbeef bis Yorkshire-Pudding hindurch aßen. Ebbs spürte seine Hemdbrust wie ein nasses Blatt Löschpapier zusammensacken, während er schweigend dasaß, die Augen glasig auf den Tafelaufsatz mit dem Obst gerichtet. Sogar die zanklustigen Cokes waren durch die Hitze zum Stillschweigen gebracht worden, und Mrs. Porteous wendete sich an Ebbs nur mit der Bitte, ihr Pfeffer und Salz zu reichen -dies freilich in einem Tonfall, der darauf schließen ließ, daß diese Dinge für sie beide in intimste Bedeutung besaßen. Nur Brigadier Broster pflegte noch die Konversation mit seinem Trompetensolo zu beherrschen.
    «Wir Engländer», sprach er laut in Richtung Bill Cokes, «wohnen in großen Häusern. Oft sehr alten Häusern. Mit Bildergalerien.» Er aß eine Bratkartoffel. «Ich besitze eine sehr große Bildergalerie in meinem Haus. Glaube, sie ist einige hunderttausend Pfund wert. Im vergangenen Jahr war ein Bursche bei mir, um meine Bilder zu restaurieren. Sie ein bißchen zu reinigen, wissen Sie. Steward! Nehmen Sie den Meerrettich da weg. Und als ich von meinem Büro nach Hause kam», fuhr er fort, «empfing mich meine Frau sehr aufgeregt. Sie regt sich sehr leicht auf. , sagte sie, , sage ich, Wir Engländer lassen uns nicht gern aufregen und uns in den Mahlzeiten stören. Wir aßen also unser Dinner - es gab geräucherte Forellen, wie ich mich erinnere, und danach Wildpastete. Dazu eine Flasche gewöhnlichen Burgunder. Nach Tisch nahmen wir eine Kerze, und ich ließ den Kammerdiener eine Trittleiter herbeischaffen. Wir suchten den Van Dyck - er war irgendwo in der Finsternis, direkt unterm Dach. Ich warf nur einen Blick auf ihn und sagte zu meiner Frau: , sagte ich, Aber es war kein sehr guter Van Dyck. So ließen wir ihn dort, wo er war.»
    Er brach ab und begann geräuschvoll seinen Salat zu kauen.
    «Na, was sagen Sie dazu?» fragte er.
    «Kann Sie nicht tadeln», sagte Bill Coke geistesabwesend und wischte sich Kopf und Hals mit einem gelben Taschentuch trocken. «Hab auf diese verdammten holländischen Schnäpse nie viel gegeben.»
    Am nächsten Morgen erwachte Ebbs mit Pickeln besät.
    «Das kommt vom Fisch, Sir», erklärte Burtweed. «Ich hab dem Koch gleich gesagt, daß der schon hinüber ist.»
    «Mir ist es egal, wovon das kommt», sagte Ebbs. «Verdammt zuwider ist's mir auf jeden Fall.»
    «Soll ich

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