Kaeufliche Liebe Band 2
und rosa. Ob sie auch rosa schmeckt?
„Herr Montagere, haben Sie die Leiche berührt? Vielleicht einen postmortalen Blowjob ausgeführt?“, fragt der Bulle ernst.
„Du spinnst“, ich springe auf.
„Beamtenbeleidigung“, sagt Jason grinsend.
Es klopft an der Tür, sie wird aufgeschoben und ein Typ, den ich als Walter in Erinnerung habe, schaut herein.
„Äh, Jason? Wir haben den Kerl mitgebracht, der unter dem Opfer wohnt“, nuschelt er.
„Sehr gut, Walter. Ich bin hier gleich fertig“, antwortet Jason und steht auf.
„Okay“, der Kollege schließt die Tür.
„Verlassen Sie vorläufig nicht das Land, bis die Untersuchung abgeschlossen ist“, erklärt Jason, während er den Schreibtisch umrundet und vor mir stehen bleibt.
Uns trennen nur wenige Zentimeter. Ich kann seinen Duft riechen und schaue in seine Augen. Grün mit dunklen Wimpern. Eine Sünde wert. Irgendwo tickt eine Uhr, hastige Schritte erklingen gedämpft durch die Tür.
„Alles okay mit dir?“, fragt er leise.
„Weiß nicht“, antworte ich wahrheitsgemäß.
Mein Inneres ist in Aufruhr. Ein irrer Film läuft in meinem Kopf, bestehend aus Bildern von ihm und mir vor dem Spiegel, dann wieder die Leiche und das Blut. Ich muss einen Schock haben.
„Wenn du merkst, dass du Hilfe brauchst, ruf diese Nummer an“, sagt Jason und fummelt eine Visitenkarte aus seiner Hosentasche.
In der Erwartung, seine Telefonnummer darauf zu finden, lese ich: „Dr. G. Brotberg, Facharzt für Neurologie.“
„Der Mann wird dir helfen können“, brummt Jason und legt ganz kurz eine Hand auf meine Schulter.
„Danke“, murmele ich, während er mich zur Tür hinaus schiebt.
***
Romeo – dieser Name ist bei Blondie Programm. Auch sein Nachname erinnert an den legendären Helden aus dem Shakespeare Stück. Versonnen gucke ich ihm hinterher, wobei mein Blick an seinem geilen Arsch klebt. Was für ein Prachtstück.
„Äh, Jason?“, spricht mich Walter an, der neben einem blonden Kerl auf dem Gang hockt.
„Bring ihn rein“, sage ich seufzend.
Aus dem Augenwinkel bemerke ich eine ungewöhnliche Bewegung unter den umherwuselnden Kollegen. Irgendetwas ist anders als sonst. Ein Fremder? Ich wische mir über die Augen, gucke erneut, kann aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Muss mich wohl geirrt haben. Walter schiebt mir den Blonden zu, der mit gesenktem Blick an mir vorbei in mein Büro geht. Heute scheint Weltblondinentag zu sein. Ich folge ihm grinsend.
Die Befragung des blonden Chris verläuft ergebnislos. Er behauptet, dass den ganzen Tag ein Bekannter bei ihm gewesen sei, dessen Name er nicht nennen möchte. Ha-ha, Bekannter. Mir ist schon klar, welche Art von Bekannter das ist.
Aus der Wohnung des Opfers hätte er nur einen dumpfen Aufprall vernommen, sonst nichts. Auf der Treppe sei den ganzen Tag ein stetiges auf und ab gewesen, nichts Ungewöhnliches bei einem Mehrparteienhaus. Nein, keine verdächtigen Fremden. Ich schicke ihn schließlich seufzend nach Hause, nachdem ich seine Personalien aufgenommen habe.
„Jason?“, Walter steckt den Kopf zur Tür herein, „Kommst du zur Teambesprechung SOKO Lippenbrand?“
„Wir sind das Team“, sage ich müde. „Komm rein.“
„Wollte nur einen Scherz machen“, meint mein Kollege lahm.
Ich lächle verkrampft. Der Tag war lang und Leichen sind nicht mein Lieblingsspielplatz. Okay, Überfälle und Einbrüche sind auch nicht erquicklicher, aber unblutiger.
„Hast du den Autopsiebericht?“, frage ich Walter.
„Hier“, er wirft eine Mappe auf den Schreibtisch und plumpst auf den Stuhl, der heute eigentlich nur Blonden vorbehalten zu sein scheint.
Walter ist brünett.
„Hm-hm“, mache ich, während ich den Bericht überfliege.
„Grausige Details“, murmelt mein Kollege.
„Oh ja, oh ja“, nuschele ich und klappe die Mappe zu. „Feierabend. Der gute Enrico läuft uns nicht weg, nicht wahr?“
„Nicht mehr“, sagt Walter, und steht so schwerfällig auf wie ein alter Mann.
„Siehst du, auch Leichen haben ihre Vorteile“, erwidere ich und strecke die Beine aus.
„Dann schönen Feierabend“, brummt mein Kollege und trottet aus dem Zimmer.
Ich sitze noch eine Weile und schaue sinnend auf den Bericht. Ein Toter, kein Verdächtiger. Keine gute Gleichung. Der Mörder muss mit unglaublicher Raffinesse vorgegangen sein, und sein Motiv? Lippen und Fingerspitzen. Was tut man damit? Jemanden küssen und berühren. Ist es das?
Auf dem Weg zu meinem Wagen fällt mir Romeo
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