Kaeufliche Liebe Band 2
mich nur auf den nächsten Tag zu konzentrieren, sonst hätte ich die Obdachlosigkeit wohl kaum ertragen.
„Aurel“, höre ich den Bullen rufen. „Stell das Wasser ab.“
Ich zucke zusammen und spüle mich hastig ab. In ein flauschiges Handtuch gewickelt trete ich vor den Spiegel, von dem ich mit der Handfläche den Wasserdampf wische. Ein Kerl starrt mich aus großen grünen Augen an. Ich bin mir selbst etwas fremd geworden seit ich meinen Körper verkaufe. Meine Haare sind zu lange, ich wirke fast feminin mit den langen Locken. Das mag ich nicht, auch wenn ich den passiven Part bevorzuge.
„Aurel, was machst du da die ganze Zeit?“, ertönt es gedämpft durch die Tür.
„Mich waschen?“, erwidere ich genervt.
Der Typ ist ein echter Sklaventreiber. Ich benutze seinen Kamm und traue mich dann doch nicht, sein Rasierzeug an mir auszuprobieren. An einem Haken neben der Tür hängt ein Bademantel, den ich überstreife bevor ich in den Flur trete. Es muss inzwischen schon nach Mitternacht sein und ich bin müde. Langsam trotte ich über die Dielen, auf ein erleuchtetes Zimmer zu, in dem ich den Bullen finde, der gerade ein schmales Sofa für die Nacht zurechtmacht.
„Hier kannst du schlafen“, brummt er.
„Nett“, sage ich und mustere die Blümchentapete.
Der Kerl hat einen merkwürdigen Geschmack, aber das soll mir egal sein. Hauptsache, ich habe einen warmen Schlafplatz.
„Wir reden morgen“, sagt der Bulle, geht an mir vorbei und schließt die Tür hinter sich.
Es hätte mich nicht gewundert, wenn sich auch noch der Schlüssel gedreht hätte.
Nach einer Nacht, in der ich das erste Mal seit langem tief und traumlos geschlafen habe, finde ich am nächsten Morgen meine Klamotten auf dem Stuhl vor, der vor dem Schreibtisch steht. Wahrscheinlich ist dies das Bullenarbeitszimmer, wenn ich den Computer und die Aktenordner richtig deute, überlege ich, während ich die Beine von der Couch schwinge.
Auf meiner Kleidung liegt eine Unterhose, die von der Größe her passen könnte. Ob sie meinem Gastgeber gehört? Ich ziehe sie über und horche dabei angestrengt. Dumpfe Geräusche dringen an mein Ohr. Jemand poltert mit Geschirr.
Ich laufe in den Flur und finde den Bullen in der Küche, wo er den Tisch deckt und dabei diesen Lärm verursacht. Sein Kopf ruckt hoch als er das Tapsen meiner nackten Füße hört. Sein Mund verzieht sich zu einem Grinsen, während er meinen Slip anglotzt.
„Heiß“, kommentiert er, lässt seinen Blick ganz langsam hochgleiten, bis er mir in die Augen schaut.
„Ist das deine?“, frage ich ihn verschnupft.
„Oh nein, die stammt von meinem Verflossenen. Ihr habt die gleiche Figur.“
„Hm“, mache ich und überlege, ob ich es gut finden soll, die Unterwäsche des Ex-Lovers zu tragen.
„Brauchst sie nicht anziehen, ohne geht ja auch“, sagt der Bulle, dreht mir den Rücken zu und geht zum Herd.
Es riecht nach Spiegeleiern, mein Magen knurrt. Ich überwinde meine Befindlichkeiten, finde es gut, Unterwäsche zu haben und trotte in mein Zimmer, um die Jeans und das T-Shirt überzuziehen.
„Meine Sachen sind in einem Schließfach am Hauptbahnhof“, sage ich mit vollem Mund am Frühstückstisch.
Der Bulle schaut von seinem Teller hoch und schüttelt den Kopf.
„Wasn? Ist doch nichts Ungewöhnliches, wenn man keine Bleibe hat, oder?“, nuschele ich.
„Man redet nicht mit vollem Mund“, sagt der Bulle geziert.
„Ach so“, ich lache, Eiklümpchen spritzen über den Tisch.
„Aurel“, brüllt mein Gastgeber, springt auf und schnappt sich ein Geschirrtuch.
Wie bei einem kleinen Kind wischt er mir das Gesicht ab, bevor er die Eispritzer vom Tisch entfernt. Ich schäme mich urplötzlich für mein Verhalten. Natürlich kann ich mich beim Essen benehmen, es ist nur – ich will den Kerl provozieren. Warum, weiß ich nicht.
„Entschuldige“, murmele ich mit gesenktem Kopf.
„Benimm dich bitte“, sagt er und setzt sich wieder.
Der Rest des Frühstücks verläuft schweigend. Ich beobachte heimlich meinen Gastgeber unter halbgesenkten Lidern. Der Typ sieht gut aus. Wie alt er wohl ist und – wie heißt er überhaupt?
„Wie heißt du?“, frage ich während der Bulle den Tisch abräumt.
„Aladin“, brummt er.
„Ist nicht dein Ernst?“, platze ich heraus.
„Wieso nicht? Nur weil ich helle Haare und Augen habe, darf ich nicht so heißen?“, braust Aladin auf.
„He, bleib locker Mann. Ganz cool“, beschwichtige ich ihn erschrocken.
„Spinner“,
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