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Kafka am Strand

Kafka am Strand

Titel: Kafka am Strand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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drückte eine dreistellige Nummer.
    »Ja, ich bin’s«, sagte Colonel Sanders, als abgehoben wurde. »Wie immer, am Schrein. Ein Mann namens Hoshino. Ja … Genau. Wie immer. Verstehe. Komm sofort, wenn’s geht.«
    Colonel Sanders schaltete das Handy aus und steckte es wieder in eine Tasche seines weißen Jacketts.
    »Bestellen Sie die Mädchen immer zum Schrein?«, fragte Hoshino.
    »Stört’s dich?«
    »Nein, eigentlich nicht. Aber gibt’s da nicht passendere Orte? Vernünftigere Treffpunkte, wie ein Café oder ein Hotelzimmer?«
    »Bei einem Schrein ist es ruhiger. Und die Luft ist auch besser.«
    »Stimmt schon, aber mitten in der Nacht auf einer Bank vor einem Schreinbüro auf ein Mädchen zu warten, ist nicht gerade entspannend. Als sollte man von einem Fuchs verzaubert werden.« *
     
    »Was redest du da? Mach Shikoku bloß nicht schlecht. Takamatsu ist Sitz der Präfekturverwaltung und eine Großstadt. Hier gibt’s keine Füchse.«
    »War doch nur ein Scherz. Aber wenn man Dienstleistungen anbietet, sollte man etwas mehr auf Atmosphäre achten. Sie sollten für ein etwas luxuriöseres Ambiente sorgen. Aber wahrscheinlich geht mich das nichts an.«
    »Ganz recht, das geht dich nichts an«, sagte Colonel Sanders resolut. »Nun zum Stein.«
     
    »Ja, ich will wissen, was mit dem Stein ist.«
    »Aber zuerst machst du Fickificki. Dann reden wir.«
    »Das ist wohl für Sie das Wichtigste?«
    Colonel Sanders nickte feierlich. Dann strich er sich bedeutungsvoll über den Kinnbart.
    »Ja. Das ist das Wichtigste. Es ist wie ein Ritual. Erst Fickificki, und dann sage ich dir, wo der Stein ist. Das Mädchen gefällt dir bestimmt. Ich will ja nicht übertreiben, aber sie ist unsere Nummer eins. Pralle Titten, Haut wie Samt, Hüften voller Schwung, feuchte Muschi, eine echte Sexmaschine. Wenn man sie mit einem Auto vergleicht, ist sie im Bett ein SUV, und wenn sie mit ihrem Lustturbo erst mal durchstartet und ihre Hände den Schaltknüppel umschließen – los geht’s, um die Kurve, schalten, ein geschmeidiger Gangwechsel –, dann rauscht der kleine Hoshino auf der Überholspur mit Karacho geradewegs in den Himmel.«
    »Sie sind schon ein einmaliger Typ, Colonel«, sagte Hoshino beeindruckt.
    »Damit verdiene ich meine Brötchen.«
     
    Fünfzehn Minuten später erschien die Frau. Colonel Sanders hatte nicht zu viel versprochen. Sie war eine echte Schönheit mit einer tollen Figur. Sie trug ein hautenges schwarzes Minikleid, schwarze Stilettos, und über ihrer Schulter hing eine kleine schwarze Lacktasche. Sie hätte ein Model sein können. Ihr tiefer Ausschnitt gewährte einen Blick auf den Ansatz ihrer vollen Brüste.
    »Na, gefällt sie dir, Kleiner?« fragte Colonel Sanders.
    Wie vom Donner gerührt stand Hoshino da und nickte stumm. Ihm fehlten die Worte.
    »Eine erstklassige Sexmaschine, mein kleiner Hoshino. Uijuijui – das wird ein Spaß«, sagte Colonel Sanders. Zum ersten Mal lachte er und kniff Hoshino dabei in den Hintern.
    Die Frau verließ mit Hoshino den Schrein und führte ihn in ein Love Hotel in der Nähe. Sie ließ heißes Wasser in die Badewanne ein, entledigte sich routiniert ihrer Kleidung und zog dann Hoshino aus. In der Wanne wusch sie ihn gründlich, leckte überall an ihm und legte eine superschlachtschiffmäßige, raffinierte Fellatio hin. So was hatte der junge Mann noch nie gesehen oder gehört. Hoshino ejakulierte umstandslos und ohne sich überflüssige Gedanken zu machen.
    »Mannomann, so klasse hatte ich’s ja noch nie«, sagte er und ließ sich langsam in die Wanne sinken.
    »Das war erst der Anfang«, sagte sie. »Nachher fühlst du dich noch viel, viel besser.«
    »Das hat sich schon ziemlich gut angefühlt.«
    »Wie gut?«
    »So gut, wie ich es mir nie hätte ausmalen können, in der Vergangenheit nicht und für die Zukunft auch nicht.«
    »›In Wahrheit ist jede Wahrnehmung schon Gedächtnis. Die reine Gegenwart ist das unfassbare Fortschreiten der Vergangenheit, die an der Zukunft nagt‹.«
    Hoshino hob den Kopf und starrte die Frau mit halboffenem Mund an. »Was war denn das?«
    »Henri Bergson.« Sie brachte ihre Lippen an seine Eichel und leckte das restliche Sperma ab.
    »Maderiungedäsnis.«
    »Wie bitte?«
    » Materie und Gedächtnis. Hast du’s gelesen?«
    »Ich glaub nicht«, sagte Hoshino nach kurzem Nachdenken. Abgesehen vom Handbuch für die Bedienung militärischer Spezialfahrzeuge, das er bei den Streitkräften mühselig hatte durchackern müssen (und den

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