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Kain

Kain

Titel: Kain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: José Saramago
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gerettet hat. Nein, das stimmte nicht, Kain ist kein Engel, ein Engel ist der, der soeben mit mächtigem Flügelrauschen gelandet ist und wie ein Schauspieler, der endlich sein Stichwort vernimmt, zu deklamieren beginnt, Hebe nicht die Hand gegen den Jungen, tu ihm nichts zuleide, denn ich sehe ja, dass du dem Herrn gehorchst und bereit bist, aus Liebe zu ihm nicht einmal deinen einzigen Sohn zu verschonen, Du kommst zu spät, sagte Kain, Isaak ist nur deshalb nicht tot, weil ich es verhindert habe. Der Engel machte ein zerknirschtes Gesicht, Es tut mir sehr leid, dass ich mich verspätet habe, aber das war nicht meine Schuld, auf dem Weg hierher hatte ich ein mechanisches Problem an meinem rechten Flügel, er bewegte sich nicht synchron zum linken, was zu ständigem Richtungswechsel führte und mich verwirrt hat, ehrlich gesagt, hatte ich verdammte Mühe, hierher zu finden, dazu kam, dass man mir nicht richtig erklärt hatte, welcher Berg die Opferstätte ist, und dass ich überhaupt hergefunden habe, verdanke ich einem Wunder des Herrn, Spät, sagte Kain, Besser spät als gar nicht, antwortete der Engel selbstherrlich, als hätte er gerade eine Urweisheit verkündet, Da irrst du, gar nicht ist nicht das Gegenteil von spät, das Gegenteil von spät ist zu spät, erwiderte Kain. Der Engel brummelte, Wieder so ein Kopfmensch, und da er noch nicht alles ausgeführt hatte, was ihm aufgetragen war, gab er den Rest von sich, Das hier lässt der Herr dir sagen, Da du dies zu tun in der Lage warst und deinen eigenen Sohn nicht verschontest, schwöre ich bei meinem guten Namen, dass ich dich segnen und dir eine so zahlreiche Nachkommenschaft schenken will, wie es Sterne am Himmel gibt oder Sandkörner am Strand, und sie werden die Städte ihrer Feinde einnehmen, und zudem werden sich durch deine Nachkommen alle Völker der Welt gesegnet fühlen, weil du meinem Befehl gehorcht hast, beim Wort des Herrn.
    Für alle, die es nicht wissen oder so tun, als wüssten sie es nicht, so sieht die doppelte Buchführung des Herrn aus, sagte Kain, wo die eine Seite etwas dazubekommen hat, hat die andere nichts verloren, doch abgesehen davon verstehe ich nicht, wieso alle Völker der Welt gesegnet sein sollen, nur weil Abraham einen idiotischen Befehl befolgt hat. Wir im Himmel nennen das pflichtschuldigen Gehorsam, sagte der Engel. Auf dem rechten Flügel humpelnd, übellaunig, weil er mit seinem Auftrag gescheitert war, zog das himmlische Geschöpf davon, Abraham und sein Sohn sind auch schon auf dem Weg zu der Stelle, wo die Knechte warten, und nun, während Kain dem Esel die Satteltaschen über den Rücken legt, malen wir uns einen Dialog zwischen dem verhinderten Henker und dem in extremis geretteten Opfer aus. So fragte Isaak, Vater, was habe ich dir getan, dass du mich töten wolltest, mich, der ich dein einziger Sohn bin, Getan hast du mir nichts, Isaak, Warum wolltest du mir dann die Kehle durchschneiden, als wäre ich ein Lamm, fragte der Junge, wäre nicht der Mann gekommen und hätte deinen Arm festgehalten, möge der Herr ihn mit Segen überhäufen, dann würdest du jetzt eine Leiche nach Hause tragen, Es war die Idee des Herrn, er wollte einen Beweis, Einen Beweis wofür, Für meinen Glauben, meinen Gehorsam, Aber was für ein Herr ist das, der einem Vater befiehlt, den eigenen Sohn zu töten, Es ist der Herr, den wir haben, der Herr unserer Vorfahren, der Herr, der schon da war, als wir geboren wurden, Und wenn dieser Herr einen Sohn hätte, würde er den auch töten lassen, fragte Isaak, Das wird die Zukunft zeigen, Dann ist der Herr zu allem fähig, zum Guten, zum Schlechten und zum Schlimmsten, So ist es, Wenn du den Befehl nicht befolgt hättest, was wäre dann geschehen, fragte Isaak, Der Herr hat die Angewohnheit, dem, der sich ihm widersetzt, Verderben oder Krankheit zu schicken, Der Herr ist also rachsüchtig, Ich glaube, ja, antwortete Abraham leise, als fürchtete er, gehört zu werden, dem Herrn ist nichts unmöglich, Gilt das auch für Fehler oder Verbrechen, fragte Isaak, Vor allem für Fehler und Verbrechen, Vater, mit dieser Religion komme ich nicht zurecht, Das musst du aber, mein Sohn, du hast keine Wahl, und jetzt bitte ich dich um etwas, ganz bescheiden, Um was, Dass wir vergessen, was geschehen ist, Ich weiß nicht, ob ich das kann, mein Vater, ich sehe noch, wie ich gefesselt auf dem Holz liege, und deinen erhobenen Arm mit dem blitzenden Messer, Das war nicht ich, bei klarem Verstand hätte ich das nie

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