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Kains Erben

Kains Erben

Titel: Kains Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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Zelt auf, das in Winchester gründlich geflickt und abgedichtet worden war, Amicia und Magdalene kochten, und weil sie ihm keine Ruhe ließen, spielte Matthew nach dem Essen für sie auf der Laute.
    »Bei Gott, so könnte das Leben bleiben, mein Lenchen!«, rief Timothy und ließ sich mit Magdalene gegen seinen Strohsack plumpsen. Das Wetter war endlich doch noch frühlingshaft geworden, und der Sternenhimmel, der sich über ihnen wölbte, versprach einen weiteren leuchtenden Tag.
    Wie ein kleiner Blitz schoss Magdalene aus seinem Arm nach oben. »Das bleibt auch so!«, rief sie beschwörend. »Das muss immer so bleiben, dafür sorge ich.«
    Wenn du dafür sorgst, du kleines alpenländisches Wunderwesen, dachte Amicia in der Nacht in Matthews Armen, was soll uns dann eigentlich noch schrecken?
    Am nächsten Morgen brach Matthew früh auf, um die Gegend zu erkunden und die günstigste Strecke festzulegen. Es war ein waldreiches, doch auch von Sümpfen durchzogenes Gelände ohne befestigte Straßen, und das Maultier würde selbst auf den besten Pfaden Mühe haben, seine Last zu zerren.
    Es war nur ein Abschied für ein paar kurze Stunden. Dennoch sprang Amicia auf und lief Matthew hinterher, als er hinaus in den Tag ritt. »Warte!«, rief sie und fand sich selbst verrückt, zwang ihn aber, noch einmal abzusteigen, damit sie ihm Wangen und Augen küssen konnte.
    »Hab mich nicht lieb, als würdest du mich nicht wiedersehen«, warnte er sie. »Sonst bekomme ich Angst und breche überhaupt nicht auf, und dann stecken wir noch vor dem Abend im Sumpf.«
    Amicia lauschte seinen Worten nach und vernahm in der von Insekten durchsummten und von Vögeln durchzwitscherten Stille ihr Herz, wie sie es lange nicht mehr gehört hatte. Entschlossen gab sie ihm noch einen Kuss, auf die Lippen, deren Geschmack sie liebte, und strich mit dem Finger über eine seiner Brauen. »Ich glaube, ich will dich immer lieb haben, als würde ich dich nicht wiedersehen«, sagte sie mit rasendem Herzen. »Wenn ich dich nicht wiedersähe, würde ich wollen, dass du weißt: Ich hatte dich zum Zerspringen lieb.«
    »Amicia!«
    Sie lachte ihn an, auch wenn es ihr auf einmal schwerfiel. »Geht mit Gott, Mylord, aber beeilt Euch, sonst wird Eure Amsel böse und zieht Euch die Ohren lang.«
    »Mit Vergnügen, Mistress.« Er lachte nicht. »Häng an meinen Ohren die Wäsche auf, aber sei noch da, wenn ich wiederkomme.«
    Der übellaunige, menschenfeindliche Kerl, der damals nach Quarr gekommen war, war nicht wiederzuerkennen. Er griff an seinen Sattel und schwang sich auf Althaimenes’ Rücken, aber verkehrt herum, sodass er sie nicht aus dem Blick verlor. Ein Mann musste ein grandioser Reiter sein, um so etwas tun zu können, und Amicia hätte ihm gern hinterhergerufen, wie sehr er ihr imponierte, hätte ihre Kehle sich nicht angefühlt wie zugeschnürt. Stattdessen winkte sie und warf ihm Kusshände zu, bis sie ihn und den namenlosen Hund, der ihm folgte, nicht mehr sah.
    Wer von einem solchen Mann geliebt wird, hat keinen Grund, Trübsal zu blasen, mahnte Amicia sich und schloss sich so heiter wie möglich den anderen an. Magdalene wollte wieder einmal nach irgendeinem Kraut suchen, das Timothys unzähmbare Lüste hemmen sollte, und Amicia begleitete sie. Sie sah vor sich noch immer Matthews Gesicht und hatte angefangen, sich auszumalen, wie ein Sohn von ihm aussehen mochte, dessen schön geschwungene Brauen und die Grübchen. Timothy hockte sich derweil ans Bachufer, schwatzte aber so laut mit Stephen, dass er mit Gewissheit sämtliche Fische vertrieb.
    »Komm, gehen wir ein Stück weiter«, bat Amicia Magdalene, denn sie wünschte sich, der klugen kleinen Freundin eine Frage zu stellen.
    Auf der Suche nach dem Kraut krochen sie durch unwegsames Dickicht, sammelten sie ihre Körbe voll Pilze und stopften sich Walderdbeeren in die Münder. »Magdalene«, begann Amicia nach einer Weile. »Du kennst Mischungen von Kräutern, wie man sie in keinem Kloster lernt, nicht wahr? Auch eine, die verhindert, dass eine Frau ein Kind bekommt?«
    Hatte sie Angst gehabt, die Freundin zu verletzen, so hatte sie sich umsonst gefürchtet. »Ja, die kenne ich!«, rief Magdalene mit Feuereifer. »Aber Herr Matthew hat sehr mit mir geschimpft, weil ich die verwendet habe, und du, Amsel, du darfst die um gar keinen Preis verwenden. Wenn du ein Kind von Herrn Matthew bekämest – ach Amsel, wäre das denn nicht schön? Herr Matthew würde gut für dich und dein Kleines

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