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Kains Erben

Kains Erben

Titel: Kains Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Lyne
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deinem Ochsenziemer prügeln oder brandmarken lassen, aber einfacher hättest du es, wenn du dich einfach wieder dort hinüber zu deinem hübschen Schachbrett setzt.«
    Sichtlich zähneknirschend ließ Adam von ihm ab und trollte sich. Randulph zupfte sich die Kutte zurecht. Den Wein, der ihm eingeschenkt worden war, rührte er nicht an. »Wir wollten, dass sie Frieden hat«, sagte er. »Zeit, zu genesen und sich wiederzufinden. Und natürlich hätten wir uns gewünscht, dass sie sich entscheidet, in der Priorei zu bleiben und ihr Leben Gott zu weihen.«
    »Warum?«, fuhr Adam auf. »Warum kann sie nichts anderes sein als eine vermaledeite Betschwester?«
    »Sie war ja schon anderes«, erwiderte Randulph, ohne sich reizen zu lassen. »Ein Bastard. Ein Zankapfel. Eine Getriebene, die nirgendwohin gehörte. Welche Möglichkeiten ihr sonst noch offenstünden, wirst du mir zweifellos gleich zum wiederholten Mal darlegen, aber wenn du dir aufrichtig zuhörst, fällt dir vermutlich selbst auf, dass nichts davon sonderlich machbar klingt.«
    »Sie könnte heiraten.«
    »Ach ja? Und als was? Als Isabels Bastard? Und obendrein gar als deiner? Vielleicht hättet ihr dem Mann, der sie wollte, ohne nach ihrer Herkunft zu fragen, nicht Leib und Seele zerfleischen sollen, wenn ihr euch so innig einen Schwiegersohn wünscht.«
    »Beim Himmel, Randulph! Wie hätten wir sie denn Cyprians Sohn geben können? Damit am Ende doch noch Cyprian die Insel bekommt?«
    »Cyprians Sohn hat sich von Aldfield und seinem Vater losgesagt«, erwiderte Randulph. »Und er hat sich in ein mageres Mädchen mit kurz geschorenem Haar verliebt, das unter den Laienbrüdern von Quarr lebte. Nicht in die letzte Tochter der de Redvers. Wer sie ist, hätte er womöglich nie erfahren, hätte ihn nicht ein Witzbold von Wachmann neben einen Strolch in ein Verlies des Towers gekettet. Neben den Strolch de Stratton, der sich wieder einmal nicht verkneifen konnte, mit einem Kind zu prahlen, für dessen Wohl er nie einen Finger krumm gemacht hat. Aber dieses Gespräch ist müßig und alles andere auch. Amicia hat nicht geheiratet, sie hat in Fountains keinen Frieden gefunden, und sie war auch nicht fähig, eine Entscheidung zu treffen. Deshalb muss sie noch einmal hierherkommen. Du musst ihr die Wahrheit sagen, Isabel. Damit sie mit allem, was geschehen ist, endlich leben kann.«
    Wieder wollte Adam Antwort geben, aber Isabel fuhr zu ihm herum und gebot ihm mit einer Handbewegung Schweigen. Bis hierher hatte sie stumm gelauscht und fieberhaft versucht, in den Sturm der Gedanken Ordnung zu bringen. Jetzt legte sich der Sturm und gab frei, was darunter ruhte. Sie hatte sich vor dem Mädchen gefürchtet, vor seinen Fragen und Anschuldigungen, vor verstiegenen Hoffnungen, die noch einmal erwachen mochten, und vor Erinnerungen, die wie Dolchstiche waren. Das alles war noch immer da. Aber viel stärker war der Wunsch, den sie vor Randulph aussprach: »Ja, sie soll kommen. Sie hat ein Recht darauf, und ich werde ihr sagen, was immer sie zu wissen wünscht.«
    Randulph legte den Kopf schräg und musterte sie skeptisch. »Sie kommt um ihretwillen, Isabel. Nicht, um dich oder Adam und schon gar nicht um die Insel zu retten.«
    Isabel schloss die Augen. Sie glaubte das Mädchen vor sich zu sehen, zum Greifen nah, auf dem gemauerten Sitz unter dem Fenster nach Norden. Dort hatte sie ihm gezeigt, was die Insel war, wie Baldwyn es einst ihr gezeigt hatte: ein Torhaus zum Paradies. Geschaffen, um darauf glücklich zu sein.
    »Weshalb entscheidest eigentlich du darüber?«, mischte sich jetzt wieder Adam ein. »Wenn es dir mit deiner Sorge um sie ernst ist – wieso darf sie dann nicht selbst wählen, was ihr besser schmeckt? Das, was du ihr servierst, oder das, was wir ihr anzubieten haben?«
    »Wenn du mir versicherst, dass du dich daran hältst, will ich mich darauf nur zu gern einigen«, antwortete Randulph. »Lassen wir Amicia selbst wählen. Wir haben ihr den Beistand versagt, den wir ihr schuldeten und den sie von uns gebraucht hätte, also haben wir uns auch kein Recht erworben, über ihr Leben zu bestimmen. Versprechen wir einander, dass wir Amicias Entscheidung annehmen, wie immer sie aussieht – und wenn sie als Gauklerin über die Marktplätze ziehen oder einen Heiden heiraten will.«
    »Wie kommst du darauf, sie könnte einen Heiden heiraten wollen?«, fragte Adam entgeistert.
    »Darauf komme ich gar nicht«, erwiderte Randulph und winkte ab. »Es war nur ein

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