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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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Sie hob zur Abwehr den linken Arm, und das Monstrum verbiß sich in dem Leder ihrer Fliegerjacke. Die stilettscharfen Mandibeln und klauenförmigen Hilfsglieder waren in ständiger Bewegung.
    Corey war wieder auf den Beinen, sah die wimmelnde Masse weiterer Drachen dicht hinter sich und spurtete auf Doria zu.
    Die schrie: „Bleib weg!“
    Er lief nicht langsamer, immer auf Doria zu. Der Drache biß sich an ihrem Arm fest. Der robuste Stoff ihrer Jacke war in Fetzen gerissen. Blut floß. Dessen spezifischer Geruch – das, was er verhieß – schien die Kreatur noch wilder zu machen. Doria versuchte, den rechten Arm hochzureißen, um dem ständig nach ihr schnappenden Scheißvieh endlich ein Loch zwischen die Augen zu schießen, aber dessen peitschenartig vorschnellender Schwanz verhinderte es, traktierte Dorias Waffenarm pausenlos mit Schlägen. „Teufel, ich...“ Sie kreischte: „Scheiße, verdammt! Verpiß dich!“
    Corey war bei ihr. Er zog hastig seine Jacke aus, wickelte sie sich um den Arm und schlug dann auf den Drachen ein, ohne allerdings eine Wirkung zu erzielen. Die Kreatur schien ihn gar nicht zu bemerken und machte keine Anstalten, von Doria abzulassen. Daran, was passieren würde, wenn sie es doch tun und sich ihm zuwenden sollte, dachte Corey nicht. Dann traf die Schwanzspitze Coreys Schläfe. Der Junge ging zu Boden, blieb benommen, aber nicht besinnungslos liegen. „Was zum...“
    Dorias Naturell entsprach es, jedes Geschenk anzunehmen, was man ihr bot. Wollte ihr jemand etwas Gutes tun, nur zu, niemand konnte von ihr verlangen, daß sie sich auf irgendeine Art revanchierte. Der Drache, auch wenn es nicht den Anschein gehabt hatte, mußte wohl einen Moment von Coreys Attacke abgelenkt worden sein. Als der Schwanz Corey statt Doria traf, war derAugenblick zum Gegenschlag da. Sie war eine erfahrene Kampfpilotin, und dieser Sorte Mensch genügte ein Lidschlag Zeit, um lebenswichtige Entscheidungen zu treffen. Außerdem hatte sie noch immer großartige Reflexe. Ihr Waffenarm wurde nur einen Moment von einem weiteren Schlag des Schwanzes verschont – aber diese Sekunde reichte Doria, um ihre Kanone hochzureißen und sie dem Drachen an die graue, feuchtglänzende Stirn zu setzen. Es hielt inne mit Fauchen, Geifern, um sich schlagen und beißen und sah Doria an. Der Blickkontakt reichte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber lange genug, daß Doria in den schwarzen Facettenaugen etwas wie ... menschliche Verblüffung über einen gelungenen, unglaublich beeindruckenden Zaubertrick lesen konnte.
    Doria grinste fies, hauchte ein: „
Adieu
, Arschloch.“ Und dann drückte sie ab.
    Der Knall war ohrenbetäubend. Für Coreys Wahrnehmung mochte es das lauteste Geräusch des heutigen Tages gewesen sein. Er sah den Rauch aus der Kanone aufsteigen, als es die Kugel aus dem Magazin in die Kammer feuerte, sah den Rückstoß durch die Waffe rasen, in Dorias Hand und Arm fahren, hin zum lodernden Herzen, aus dem nichts als Haß und der Wunsch zu Töten sprachen. Er gewahrte den Geruch von Kordit. Das Wesen aus einem anderen Sternsystem gab noch einen letzten Schrei von sich, dann explodierte sein Schädel samt dem halben Torso von der Wucht des auf Knochen und Fleisch treffenden Projektils. Innereien trafen Dorias Gesicht. Drachenhirn traf Corey am Oberkörper und an der Schulter. Graue Haut, hellgraues Fleisch, glitschiges Gedärm, schwarzes Blut. Vor allem das sollte Corey in Erinnerung bleiben: das unerwartet warme, schwarzglänzende
    (Käfersekret)
    Blut. Dort, wo es ihn traf, löste sich seine Haut zischend auf, und der schwarze Saft brannte sich in sein Fleisch wie Karbolsäure. Er schrie auf und versuchte sich irgendwie von dem Zeug zu befreien.
    Corey und Doria sahen sich an. Der Mund der Frau, an dessen Rändern dampfende Organreste hingen, dessen Blutspuren sich in Dorias Wangen fraßen, öffnete sich, doch ehe sie etwas äußern konnte, erstarben ihr die Worte in der Kehle. Sie riß die Augen auf. Corey stand im Begriff, sich umzudrehen, als...
    Die Drachen erreichten sie. Die Meute schrie. Ihre Tentakel und Glieder bewegten sich ekelhaft schnell. Ihre Fänge waren aufgerissen; da blitzten massenhaft Zähne, Reißzähne.
    Corey, den ersten Drachen bereits auf sich zustürzend sehend, brüllte auf. „Ich ...“
    „Zum Schiff!“
    „Zu spät!“
    Er hörte die Schüsse, die Doria abgab, aber sah die Pilotin nicht mehr, da er sich folglich des Angriffes der Drachen hart zur Seite geworfen hatte, weil er

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