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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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seinem Kopf. Von einem Dutzend Punkte vor den Rolltoren von BAU 17 krachten Gewehrschüsse. Mit durchschlagender, koordinierter, verschwenderischer Kraft und lasergestützter Präzision nahmen die Geschosse auf achtzig Meter Sichtlinie die Drachen aufs Korn. Etwa zwanzig krepierten in den geschätzten acht Sekunden der ersten Salve. Ihre Schädel wurden schlagartig zur Seite gestoßen, ihre Leiber platzten. Der Kugelhagel ließ sie, von Mantelgeschossen durchsiebt, in die Höhe fahren, wild um sich schlagen und als zuckende, bluttriefende Brocken wieder hinabfahren. Corey sah fasziniert auf die sich windenden Körperteile. Da zuckte ein Tentakel, hier ein Greifarm mit verkrümmten Klauen, und, weiter weg, in einer schwarzen Blutlache, ein einzelner Schädel. Langsam hob Corey den Blick. Um ihn her preschten die restlichen Drachen schrill kreischend in alle Richtungen davon. Projektile zerfetzten ihnen auf der Flucht etliche Extremitäten; die verkrüppelten Kreaturen versuchten humpelnd, springend oder über den Boden kriechend sich in Sicherheit zu bringen. Die es nicht gab. Nicht hier. Corey sah viele von ihnen sterben. Hoffnung keimte. Fragen kamen auf. Wer waren die Schützen? Was taten die Skulls? Wie mochten sie reagieren? Mit einem energischen Vorstoß? Und Patrick? Wie war es ihr in der Zwischenzeit ergangen?
Ob sie noch lebt?
    Corey stemmte sich auf die Beine. Seine Knie hatten kaum Kraft. Seine Wangen brannten. Er konnte kaum stehen. Mal sah er scharf und dann wieder nicht. Seine Oberschenkelwunde klaffte, seine linke Gesichtshälfte war blutverschmiert. Und erst seine Hand. Ihm schwindelte. Jetzt sah er doppelt. Er hatte eine Menge Blut verloren, bald würde er den Strapazen Rechnung tragen müssen und in der Folge das Bewußtsein verlieren. Was dann aus ihm werden würde, wußte der Himmel. Soweit durfte es nicht kommen. Er mußte einen sicheren Ort finden, bevor er zu schwach wäre, um sich überhaupt noch auf den Beinen zu halten.
Scheiß auf Patrick. Scheiß auf die Skulls. Ich muß hier weg, schnell. Nur wohin?
Er wußte es nicht. Dennoch schleppte er sich weiter. Abgasschwaden und die beißenden Dämpfe verbrennender Chemikalien brannten ihm in der Nase. Seine Hand schmerzte. Ihmwar, als durchströmte sie Magma anstatt Blut. Er zog sein Bein hinter sich her, war zu schwach, um es auch nur anzuwinkeln; er ging wie auf Stelzen, in irgendeine Richtung. Nein, nicht in irgendeine Richtung.
Über das Hangarvorfeld.
Ohne es überhaupt bemerkt zu haben, hielt er auf den Hangar zu. BAU 17.
Klar doch.
Dort lag sein Ziel. Dorthin mußte er. Er versuchte, beim Fortkommen das verletzte Bein so wenig wie möglich zu belasten, was ihm nur leidlich gelang. Aus seiner Kopfwunde floß Blut, und seine Hand war ein blutender Stumpf. Corey versuchte sie hochzuhalten, damit der Blutfluß wenn nicht stoppte, so doch wenigstens etwas versiegte. Was nicht gelang. Hielt er die Hand über Herzniveau, war das schlecht für sein Gleichgewicht, was zu wahren ihm sowieso schwer genug viel. Also preßte er seine Hand an den Oberkörper und taumelte, eine Blutspur hinter sich herziehend, weiter BAU 17 entgegen.
    Der Hangar leuchtete. Das Teppichmuster, wie Corey es genannt hatte, war in einer steten, umfassenden Wirbelbewegung begriffen. Das ganze Gebäude schien außerhalb der Realität zu bestehen, aber das wunderte Corey nicht im Geringsten, nicht nach den jüngsten Ereignissen. Das blaue Leuchten, was von BAU 17 ausging, war durchdringend und in seiner Intensität und Befremdlichkeit wie nichts von dieser Welt. Corey wußte nicht, was sich hinter den Rolltoren abspielte. Er konnte darüber noch nicht einmal spekulieren. Er staunte, fühlte unsäglichen, rotglühenden Schmerz durch seine Glieder in sein Hirn jagen, fürchtete sich vor den anrückenden Shumgona – aber er hatte keinerlei Hemmung, auf dieses riesige Gebäude zuzuhalten und es zu betreten. Aufgrund einer Erkenntnis, die blitzartig und tiefer eindrang, als jeder bewußte Denkprozeß, zog es ihn dorthin.
    Der den Drachen geltende Beschuß nahm ab wie auch das den Hangar einhüllende blaue Leuchten. Und dann sah Corey endlich, wer die Schützen waren, wer ihm und vielleicht auch Patrick das Leben gerettet hatte: Soldaten; Kämpfer der Erde. Corey mußte in einem Reflex der Erleichterung und des Stolzes lächeln. Vor BAU 17 standen Männer postiert. Es waren viele, genug, um mit ihren Feuerstößen die Drachenmeute in Schach zu halten, sogar, um sie effektiv zu

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