Kairos (German Edition)
zurückzuhalten.
Alain wich weiter zurück. „Sie sind krank. Im Ernst. Sie gehören therapiert.“
Ihr Blick bohrte sich in seinen wie Splitter aus interstellarem Eis. „Sie wissen nichts.“
„Ich weiß genug. Was man über Sie sagt, stimmt. Sie haben nicht bloß ein
Einstellungsproblem
; Sie haben den Tod Ihres Ehemannes und Ihrer Tochter nie überwunden.“
Die Kälte in Dorias Stimme machte Eiko Angst. „Halten Sie Ihr Maul, de Saux.“
„Nein! Sie tragen zu schwer an der Schuld. Man hätte Sie nicht rehabilitieren, geschweige ständig protegieren dürfen. Weiß der Teufel, wer’s verbockt hat. Die Luftwaffe,
AstroCom
, alle hatten Sie abgeschrieben und völlig zu Recht. Weil Sie ein Sicherheitsrisiko sind.“
„Alain, halt die Klappe!“, schrie Eiko.
„Sie Arschloch!“ Doria stieß einen Wutschrei aus und Eiko beiseite. Die Pilotin stürmte vor wie ein Preisboxer aus der Ecke.
Alain floh Richtung Steinkreis, Doria dicht hinter ihm. Sie stellte ihn und versetzte ihm rücklings einen Stoß. Der Sturz trieb Alain die Luft aus den Lungen. Doria war über ihm, holte aus, ließ ihre Faust niedergehen. Alain hob die Arme, um sein Gesicht zu schützen ... und plötzlich war Eiko da. Sie riß Doria an der Schulter zurück und versuchte, sie von Alain wegzubringen. Doria fuhr herum. Ihr Gesicht hatte einen Ausdruck manischer Wut. Sie schwang die Faust gegen Eiko. Eiko duckte sich, aber Dorias Schlag traf ihr Handgelenk. Eiko sah den nächsten Schlag kommen, konnte ihm aber nicht ausweichen und wurde am Kinn getroffen. Sie ging in die Knie. Alain stürzte sich auf Doria, versuchte sie niederzudrücken. Sie schüttelte ihn ab, schwang ihr linkes Bein bereits zu einem mächtigen Tritt, als Enriqu sie von hinten rammte und zu Boden warf. Doria tobte, bäumte sich auf, doch sein Griff hielt. „
Rak´shasa. Kash´aa
“, flüsterte er. „
Rak´shasa. Kash ´aa
.“
„Runter von mir!“ Sie befreite sich mit Fußtritten von Enriqu, kroch von ihm weg und kam auf die Knie. Sie zog ihren 38er Colt, ihre langen Finger umklammerten den Griff, der Lauf zitterte und schwenkte in alle Richtungen.
Enriqu war bei ihr. Bevor Doria den Abzug betätigen konnte, ächzte diese gequält, als er ihr den Colt aus der Hand riß und gegen die nächste Steinwand schlug. Enriqus mächtiger Schwung katapultierte Doria auf den Lehmboden. Der Indianer warf sich erneut auf sie.
Doria wand sich unter ihm mit aller Kraft, doch schaffte es diesmal nicht, Enriqu von sich zu stoßen. „Runter oder-“
[Hört auf.] Es war Galdea. [Sofort.]
Enriqu ließ von Doria ab, warf sich zu Boden und wiederholte etwas erregt.
Alain erstarrte.
Galdea.
Ihre Präsenz in seinem Inneren Es lief ihm kalt über die Kopfhaut und den Nacken hinab. Seine Schläfen pochten.
Doria wuchtete sich hoch, in ihren Augen nur Haß. „Halte dich aus meinem Kopf heraus.“
[Hör auf, Doria-Pilotin.]
Lauren...
[Lauren ist fort.]
Doria schnappte nach Luft.
Alain rappelte sich hoch und erwiderte Dorias Blick. „Das ist Wahnsinn. Es steht mehr auf dem Spiel, als Sie und ich uns auch nur entfernt vorstellen können.“
Galdea, schien es Doria, schaute, berührte ihr Innerstes. Plötzlich klärten sich ihre Gefühle, ihre Gedanken. Ihr Herz kam frei. Sie atmete durch.
[Ihr seid eins. Handelt so. Kein Scheitern jetzt.]
Doria sah Alain am Boden liegen, Eikos ängstliches Gesicht und Blut ihr Kinn hinablaufen. Sie weitete die Augen, war von sich selbst entsetzt. „Das habe ich nicht verdient. Das habe ich nicht verdient“, wimmerte sie.
Alain beäugte sie kühl. „Was, ein Anfall von Gewissen?“ Er stand auf. „Ich weiß nicht, was Sie oder wir verdient haben.“
Doria wich seinem Blick aus.
Enriqu war ganz in sein Gebet versunken. „
Rak´shasa. Kash ´aa
.“
Eiko hatte einen Einfall. Sie verstand kein Wort, doch stimmte instinktiv in den Singsang mit ein. „
Rak´shasa. Kash´aa
.“ Das hatte sie noch früher gehört.
Rak´shasa.
Es schien wichtig zu sein. Sie winkte den anderen ungeduldig. „Los doch. Wir müssen es zusammen tun, versteht ihr? Zusammen.“
„
Rak´shasa. Kash ´aa
“, flüsterte Alain und sah Eiko an. Etwas an diesem Wortlaut faszinierte – ergriff ihn. Doria stand schweigend da.
Ein Grollen setzte ein. Enriqu sah auf. Mit einem Mal klaffte im Dach eine Öffnung. Ein Trichter aus staubigem Licht fiel herein und warf eine Oase von Tageslicht um den Steinkreis. „
Rak´shasa.
.“ Enriqu schloß die Augen. Alle taten es ihm
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