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Kairos (German Edition)

Kairos (German Edition)

Titel: Kairos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Gallo
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ob
abmurksen
es trifft.“
    Judith warf ihr einen abschätzigen Blick zu. „Was will
die
hier?“
    „Ich denke nicht, daß ›ihn abmurksen‹ es im Ansatz trifft, was Berg angetan wurde, findest du nicht?“
    Sie maß Judith lange und feindselig. „Was immer, Klassenprimus.“
    Sarah-Jem sagte nur: „Habt ihr von den Unruhen gehört, oder nicht?“
    „Haben wir nicht“, sagte Judith, „und wollen wir auch nicht.“
    „Ein marodierender Mob hat sich bei den Meadows gesammelt und ist dann eine Spur der Zerstörung hinterlassend in Richtung Parlament gezogen. Sie blockierten die Straßen mit brennenden Fässern und Schrottautos, und als die Feuerwehr anrückte, bewarf man sie mit Steinen und Gegenständen und schoß auf sie.“ Sie maß Judith und Nazma anklagend. „Ihr müßt davon gehört haben.“
    „Sorry, Kleines, ich hab’ bei O’Leary gesessen und um meinen Schein gebettelt.“
    „Aron Berg ist tot! Vergiß mal diesen Schein.“
    „Das sagst du mir. Wer büffelt denn bis spät in die Nacht für einen weiteren scheiß Positiveintrag ins Seminarbuch?“
    „Judith“, versuche es Sarah-Jem in einem Tonfall, als spräche sie mit einem Kind, „die Welt ist im historischen Wandel begriffen – das ist noch untertrieben; niemand weiß, was sein wird, und alles, woran du denkst, sind deine Schleimereien bei O’Leary und der Sitz deiner Haare.“
    Nazma schielte auf Judith’ Frisur, die aussah wie mit Lack fixiert.
    „Du vergißt Kleidung und Sex“, sagte Judith.
    „Ich wußte nicht,
wie
umfassend dein Fundus an tiefergehenden Faibles ist.“
    „Für dein nicht vorhandenes Sozialleben kann ich nichts.“
    „Aber etwas für dein lotterhaftes.“
    Nazma, ungewollt, mußte hinter vorgehaltener Hand schmunzeln.
    „Miststück“, sagte Judith zu Sarah-Jem.
    Die musterte Judith schweigend.
    „Was?!“, schnaubte Judith.
    „Dein Gesicht. Von Menschen mit hübschem Aussehen erwartet keiner, daß sie gescheit sind. Dein Vorteil.“
    Judith stieg Zornesröte ins Gesicht.
    Nazma: „Menschen mit attraktivem Äußeren fallen mehr auf“, sagte sie. „Sie werden bemerkt.“
    „Auf diese Art von Status bin ich nicht erpicht.“
    „Du lügst, Schätzchen“, sagte Judith. „Das ist jeder.“
    „Nur bin ich nicht jeder.“
    Judith lachte. „Warum gehst du nicht und klinkst dich bei einer Podiumsdiskussion über
Robin Wood
oder katholische Privatschulen ein, oder lernst das Curriculum auswendig, oder ... Was weiß ich, worauf du stehst! Geh einfach und tu irgendwas. Nur geh!“
    Das war deutlich. Sarah-Jem, was Nazma Respekt abrang, blieb souverän. „Es geht hier nicht um euch oder mich. Alles ändert sich bald grundlegend“, sagte sie. „Grundlegender, als wir es uns erträumen.“
    „Amen, Bibelschwester“, sagte Judith.
    „Wollt ihr denn nicht wissen, weshalb dieser Mthembi den Präsidenten umgebracht hat? Ob es nicht einen Zusammenhang gibt zwischen Deimos und dem Attentat, und so weiter und so fort?“
    „Ehm, nein“, sagte Judith. „Jetzt verpiß dich.“
    Nazma sah unsicher zu Judith. „Mthembi ... Ich weiß nicht. Wer ist dieser Typ?“
    „Wer immer er ist, er wird für eine Weile verschwinden.“ Sie funkelte Sarah-Jem an. „Wie du, hoffe ich! – Nicht wahr?“, fragte sie Nazma, die nicht gleich antwortete. „Nicht wahr?“, wiederholte sie schroff.
    „Ähm, ja“, sagte Nazma.
    Sarah-Jem: „Warum verschwendest du deine Zeit mit solchen Leuten? In dir steckt mehr, als dieses überdrehte, flatterhafte Showgehabe.“
    Nazma schwieg. Sarahs Worte hatten sie erreicht. Sie fragte sich schon, was von Judith’ Getue Tünche war, wie es wirklich in ihr aussah, woran sie im Grunde ihres Herzens glaubte, speziell jetzt.
    Solche Fragen, dachte sie stillschweigend, wären dem trivialen Charakter ihrer Zeit geschuldet. Da fiel ihr ein Gespräch mit Corey ein – Wochen zuvor, vor Ewigkeiten –, auf einem Feld nördlich der Stadt, in dem sie, wenn sie sich recht entsann, etwas Ähnliches über eine gewisse Fadenscheinigkeit überall bemerkt hatte.
    Sie wußte, daß sie selbst schon immer Teil dieser Fadenscheinigkeit gewesen war.
    Judith riß die Augen auf. „Paß auf, Jesuskind, sicher nicht habe ich es nötig, mir von einer dahergelaufenen...“
    „Ja? Bibelschwester? Klassenprimus? So war’s doch, wie du mich eben nanntest.“
    „Du hast ›Jesuskind‹ vergessen.“
    „Nein, wirklich?“
    „Und füg
Primadonna
hinzu.“
    „Selbstverständlich hast du

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