Kaiser Trajan als Bauherr
solchen Bezug dürften nicht zuletzt der Standort und die Bildausstattung der genau zwischen diesen beiden Bibliothekstrakten plazierten Trajanssäule entsprochen haben. Dabei war zwischen den Bibliothekstrakten ein |37| gestauchter Hofraum übrig geblieben, der zu einem 20m × 25m großen Peristyl mit Säulen korinthischer Ordnung ausgebaut worden ist. In dessen Mitte steht die ohne die einst bekrönende Statue dieses Kaisers 39.61m hohe Trajanssäule, dem unübertroffenen Höhepunkt des gesamten Trajansforums. Für jedermann erkennbar setzte dieses Monument einen nach Form und Inhalt nicht zu überbietenden Akzent und entsprach gemeinsam mit den beiden Bauten, die dieses Monuments rahmend flankierten, einem Konzept, das nicht nur formal begründet gewesen sein muss. Dabei war mit diesem Peristyl zwar ein aufwendig und repräsentativ geschmückter Standort des Säulenmomuments entstanden, doch ergab das im Verhältnis zu diesem Peristyl eigentlich viel zu großen Format des massiven Sockels der Trajanssäule zugleich eine überaus bedrückende Enge (Abb. 10). Zwar ist unbekannt, welche Absicht zu diesem, vielleicht auch als befremdlich empfundenen Missverhältnis geführt hatte, doch wurde damit zumindest – vielleicht auch nicht zufällig – erreicht, dass hier das Säulenmonument noch größer und mächtiger zu sein schien als es ohnehin schon war.
|36| Abb. 10 Rom, Trajansforum. Rekonstruktion des hinter der Basilca Ulpia zwischen den beiden Bibliotheken gelegenen Peristyls mit dem unteren Teil der Trajanssäule
|37| Angesicht seines prominenten Standorts, seiner auffallenden Größe und seiner konsequent entwickelten Architektur, sowie der besonderen Vielfalt und Qualität seiner Ausstattung stellen sich Fragen nach einem Konzept, das diesem Forumsplan, seinem Leitbild und der Botschaft, die damit publik gemacht werden sollte, zu Grunde gelegen hatte. Bei entsprechenden Untersuchungen wurde auf eine typologische Verwandtschaft zwischen dem Plan dieses Forums und einem bestimmten Typus römischer Legionslager verwiesen, ohne dass es bei einer nur formal begründeten Analogie geblieben ist. Zusätzlich hatte beim Trajansforum eine Überlagerung von Bedeutungen stattgefunden, die Eigenart und Programm dieses triumphalen Kaiserforums mitbestimmen: Sowohl der Typus eines Legionslagers als auch das Trajansforum besitzen eine große Platzfläche, die von rahmenden Bauten flankiert wird, zu beiden gehören sowohl ein quergestellter Hallenbau am Ende des offenen Platzes mit Räumen, die sich an die Rückseite dieser Halle lehnen und außerdem hatte im Legionslager dort das Fahnenheiligtum seinen angestammten Platz. Anscheinend sollte mit dieser typologischen Analogie, nach der der Typus eines Legionslagers beim Entwurf des Trajansforums Pate gestanden hatte, wohl zugleich auf einen bestimmten Sinnzusammenhang hingewiesen werden. Dabei dürfte allerdings auch Trajan bekannt gewesen sein, dass er mit einer derart direkten Anspielung auf die herausragende Bedeutung des Militärs und eine zumindest sinnbildhafte Präsenz seiner Truppen im Zentrum Rom bei der römischen Bevölkerung zugleich einen sehr empfindlichen Punkt treffen |38| konnte. Schließlich war in Rom die Furcht der Bevölkerung vor den Truppen und die Verachtung ihres rohen Charakters, sowie die grundsätzlich nicht auszuschließende Gefahr eines mit ihrer Hilfe arrangierten, ungesetzlichen Machtübergriffs allgemein bekannt. Ferner war nach römischem Recht und Gesetz der Aufenthalt von Truppen in Rom in der Regel verboten. Deshalb wäre es zumindest gegenüber dem Volk von Rom ausgesprochen unangemessen gewesen, dieser Stadt mit einem gleichsam versteinerten Heereslager ein ungefiltertes Sinnbild der puren Macht und Allgegenwart des Militärs aufzuzwingen. Auch um einem solchen Eindruck vorzubeugen, betont die bereits genannte Schriftquelle
( Gellius, noctes Atticae 13.25.1 )
, die Baumaßnahmen für dieses Forums seien aus der Beute der Dakerkriege finanziert und somit von Anfang an zum Nutzen Roms anlässlich des triumphalen Siegs über die Daker gestiftet worden. Damit ist klar, dass die römischen Erfolge in den Dakerkriegen die historisch verbrieften, entscheidenden Ereignisse waren, die zum Bau des Trajanforums motivierten und die zugleich den Schlüssel für das Verständnis seiner baulichen Gestalt, seiner Ausstattung mit Reliefs und Skulpturen und seiner funktionalen sowie politischen Bedeutung enthalten.
Abb. 11 Münzbild des Eingangs zum
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