Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
Vom Netzwerk:
Gestalt (Abb. 8) noch gut zu erkennen ist. Bei ihrem Grundriss, der einem Halbkreis folgt, fällt auf, dass dessen Radius dem Maß der beiden Exedren des direkt benachbarten Augustusforums (11 in Abb. 5) mit knapp 22m eng verwandt ist. Anscheinend handelt es sich dabei um eine formale Anleihe, die angesichts der hohen Bedeutung des zitierten Vorbilds keineswegs zufällig gewesen sein muss. Die zweite Querachse ist zugleich die Längsachse der auffallend monumentalen und mehr als 175m langen sowie fast 60m breiten Basilica Ulpia (3 in Abb. 5). Die Längsflucht ihres Grundrisses trifft an den Stirnseiten der Halle auf die Scheitelpunkte der beiden, in ihrem Grundriss jeweils halbkreisförmigen Apsiden (7 in Abb. 5). Ihr Format entspricht den beiden Exedren des Forumsplatzes, die mit ihrer Größe bereits auf das Maß der Exedren des benachbarten Augustusforums hingewiesen hatten.

    |34| Abb. 8 Rom, Trajansforum. Ansicht der Nord-Ost-Exedra der Forumshallen
    Da die Längsrichtung der Basilica Ulpia quer zur Hauptrichtung des Forums verläuft, ergab sich aus der Gestaltlogik der Gesamtanlage, dass der Haupteingang der Basilica (8 in Abb. 5) in der Mitte ihrer dem Platzgeviert zugewandten Langseite liegt. Dass dies für eine Basilica nicht ungewöhnlich war, konnte sowohl durch einen Bau wie die Basilica Aemilia auf dem Forum Romanum, als auch durch Vitruvs Regeln zum Bau einer Basilica
( Vitruv 5.1.4   –   5
) als damals allgemein bekannt vorausgesetzt werden. Zu einer besonderen Attraktion wurde diese Basilica jedoch vor allem durch die Ausstattung ihrer inneren Raumgestalt. Nach bisheriger Rekonstruktion (Abb. 9) besass der fünfschiffige Hallenbau ein 88m langes und 25m breites sowie fast 25m hohes Mittelschiff, das ringsum von etagierten Säulen korinthischer Ordnung und von zwei jeweils knapp 15m breiten Seitenschiffen eingefasst war. An beiden Stirnseiten der Halle kam eine dritte Säulenreihe hinzu, die jeweils zu einer der großen Apsiden überleitete. Dabei trugen die 10.65m hohen, mit monolithischen Schäften und korinthischen Kapitellen ausgestatteten Säulen der unteren Etagen ein gut 2m hohes Gebälk, auf dem die 8.20m hohen und gleichfalls mit monolithischen Schäften ausgestatteten Säulen |35| der oberen Etage standen. Angesichts dieser Raumausstattung glich das Innere dieser größten Basilica Roms mit ihren insgesamt 96 Säulen einem spektakulären Säulenwald, der seines gleichen in Rom bisher nicht kannte. Von dessen Dichte und Ausdrucksstärke vermitteln selbst noch die zum Teil restaurierten und wieder aufgestellten Steinsäulen der unteren Etage (Abb. 6) einen bleibenden Eindruck. Sie stammen aus den Steinbrüchen in Assuan und mussten deshalb vom fernen Aegypten über das Meer nach Rom verschifft werden und sind dort mit großem Aufwand in der Basilica Ulpia aufgestellt worden. Damit demonstrieren sie zugleich ganz augenscheinlich und gleichsam selbstredend die außerordentliche Leistungsfähigkeit Roms unter der Herrschaft und Macht dieses Kaisers.
    Abb. 9 Rom, Trajansforum. Basilica Ulpia. Rekonstruktion einer Innenansicht
    Gegen die Rückwand dieser Basilica lehnten sich zwei jeweils 27m lange, 20m breite und bis zum First ihrer Giebeldächer mehr als 24m hohe Gebäude. Mit ihren Stirnseiten standen sie sich in einem Abstand von 27m einander gegenüber, und sind wahrscheinlich Archiv- und Bibliotheksbauten gewesen. In ihrem Inneren umfassten erneut etagierte Säulenreihen den Saalkern, in dem zahlreiche Leseplätze untergebracht sein konnten. Zur Ausstattung der zweigeschossigen Seitenschiffe gehörten wahrscheinlich Regalschränke, in denen Schriften der Bibliothek aufbewahrt wurden. Zwar sind keine authentischen Hinweise zu deren Beständen überliefert, doch ist es zumindest naheliegend, dass hier nicht zuletzt auch die |36| schriftlich niedergelegte Berichte über die erfolgreichen Eroberungen Trajans und hierbei vor allem die commentarii der Dakerkriege aufbewahrt waren. Dies wäre nicht ungewöhnlich, weil es in Rom – wie bereits Caesars Schrift de bello Gallico eindrucksvoll belegt – einem guten Brauch entsprach, dass Feldherren mit einem Bericht über ihre für Rom durchgeführten Feldzüge in schriftlicher Form Rechenschaft ablegten. Dabei bieten sich die Archivtrakte nicht zuletzt wegen des triumphalen Tenors, der die ganze Anlage des Trajansforums durchzieht, fast wie von selbst dafür an, in ihnen auch die Erfolgsberichte Trajans über die Dakerkriege zu deponieren. Einem

Weitere Kostenlose Bücher