Kaiser Trajan als Bauherr
besonderen, mit diesem Forum verbundenen Anspruch einstimmte.
|40| Abb. 12 Rom, Trajansforum. Rekonstruktion einer Sequenz der Forumshallen
|41| Deutlicher wurde dies vor allem durch die Reliefs und Skulpturen der langen Hallenfassaden, die einst den großen Forumsplatz flankierten (Abb. 12). Zu den 14.60m tiefen und bis zu ihrem Dachfirst nahezu 17.50m hohen Hallen gehörte ein dreistufiger, 0.73m hoher Unterbau, auf dessen Stylobat in regelmäßiger Abfolge 23 Säulen standen, die einschließlich ihrer korinthischen Kapitelle 8.72m hoch waren. Deren Schäfte bestanden aus dunklerem Pavonazzetto, die Basen und Kapitelle aus hellem Marmor. Sie trugen mit einem gut 2m starken, fascierten Architrav, mit ornamental geschmücktem Fries und Geison ein für diese Ordnung übliches Gebälk. Den weiteren Aufbau bestimmte ein mehr als 4.50m hohes und reich dekoriertes Attikageschoss, vor dessen folienartiger Wandfläche als Zeichen des Triumphes die mit einer Höhe von 2.30m überlebensgroßen Skulpturen die Daker darstellten, die durch ihre Kleidung als Barbaren charakterisiert wurden. Da sie innerhalb dieses Bauverbandes als Gebälkträger sowohl mit dem verkröpften Attikagebälk als auch mit den Säulen der Hallen korrespondierten, waren sie konsequent in den Gesamtaufbau dieser Hallenarchitektur integriert. Zwischen diesen Gestalten sind als weitere Zeichen des Triumphes große Rundschilde |42| gezeigt, deren reicher, ornamentaler Schmuck sie als prunkvolle Paradeschilde auswies. In regelmäßigem Wechsel mit den Gestalten gefangener Daker ergeben sie in der Art eines großen Felderfrieses ein überaus monumentales Band, das seine Wirkung nicht verfehlt haben dürfte. Deshalb empfiehlt es sich, dies nicht nur als ein streng organisiertes Arrangement kommentarlos hinzunehmen, sondern zumindest zu fragen, welche Botschaft damit vermittelt werden sollte. Dabei kann es interessierten Betrachtern angesichts dieses Rapports mit seinem regelmäßigen Wechsel von einer in das Gebälk der Forumshallen integrierten Gestalt und einem in das Zwischenfeld eingefügten Triumphalschild aufgefallen sein, dass maßgebliche Formen dieser Attikaausstattung einer Struktur entsprechen, die bereits bei der Ausstattung des direkt benachbarten Augustusforums verwendet worden ist. Anscheinend sind solche älteren Beispiele als Vorbilder für die Ausstattung des Trajansforums nicht unwichtig gewesen, zumal sie über die formale Verwandtschaft hinaus einem Inhalt entsprachen, dessen Bedeutung sich in einer gewissen Analogie von Augustus als Feldherr und Princeps auf Trajan übertragen lassen konnte und wohl auch sollte. Dies muss nicht verwundern, weil – wie bereits die großen Apsiden vom Forumsplatz gezeigt haben – im Trajansforum ohnehin deutliche Anleihen von der Architektur des Augustusforums zu erkennen sind. Dies mag gleichfalls für die wahrscheinlich einst in den Hallen des Trajansforums auf- und ausgestellten Figuren gegolten haben, die an eine Statuengalerie wie die Reihe der summi viri in den Hallen des Augustusforums denken lassen. Zwar sind die meisten dieser Standbilder des Trajansforums fast vollständig verloren oder bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert, doch könnten einzelne Fragmente wenigstens auf ein Bildprogramm verweisen, das mit den hier gezeigten Skulpturen vorgestellt wurde bzw. werden sollte. Allerdings lieferte anscheinend nicht nur das Augustusforum wichtige Vorbilder für Konzeption, Ausführung und Bedeutung des Trajansforums, sondern es könnten hierfür auch Inhalt und Form der allgemein als Nervaforum bezeichneten Anlage, die eine Hallenarchitektur mit Stützfiguren im Attikageschoss besaß, wichtig gewesen sein.
Trotzdem ging es bei der Baugestaltung und Bildausstattung des Trajansforums nicht nur darum, sich an bewährte und in Rom allgemein anerkannte Vorbilder anzulehnen, sondern es wurden dabei zugleich bestimmte Inhalte neu formuliert oder veränderten Verhältnissen der Gegenwart angepasst und damit aktualisiert. Dies zeigte am deutlichsten das weit überlebensgroße Reiterstandbild Trajans aus vergoldeter Bronze (Abb. 13). Es hatte die Platzmitte dieses Forums (9 in Abb. 5) eingenommen und dort zugleich einen größeren Reigen von Statuen und Zeichen |43| der Erfolge Trajans um sich versammelt. Mit diesem Standbild, dem noch in späteren Zeiten bewunderten Equus Traiani
( Ammianus Marcellinus 16. 10. 15
) könnte Trajan seine eigene Bedeutung auf eine in Rom kaum noch erträgliche Spitze
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