Kaiser Trajan als Bauherr
eine Maßnahme gegeben zu haben, durch die zugleich die Stadtgrenze und das Pomerium neu definiert worden sind.
|30| Abb. 6 Rom, Trajansforum. Ansicht wieder aufgestellter Säulen vom Innenraum der Basilica Ulpia und Blick auf die Trajanssäule
|31| Trajan und seine Berater waren sich der technischen Probleme und Risiken dieser topographischen Veränderung des Geländes wahrscheinlich durchaus bewusst. Es war kein Zufall, dass Trajan mit Apollodor von Damaskus die Planung und Ausführung dieses Prestigeprojekts jenem Architekten übertragen hatte
( Cassius Dio 69.4.1 )
, dessen Kompetenz als Ingenieur Trajan sowohl durch den Bau der berühmt gewordenen Donaubrücke bei Drobeta
( Prokopios
,
de aedificiis 4. 6. 11 ff
.) als auch durch die drei Jahre vor Vollendung seines Kaiserforums fertiggestellten Trajansthermen gut bekannt war. Er soll ihn bei Beratungen von Bauprojekten |32| sogar direkt zu sich geholt haben
( Cassius Dio 69.4,1 )
. Ohnehin war für die Planung und Ausführung eines derart spektakulären Monuments wie der Trajanssäule, die gleich nach ihrer Fertigstellung durch eine eigens 112 / 113 n. Chr. hierfür geprägte Münze (Abb. 7) allgemein bekannt gemacht worden ist, die Kompetenz eines versierten Ingenieurs besonders gefragt.
Abb. 7 Münzbild der Trajanssäule
Das Trajansforum selbst ist zwar – mit Ausnahme der vollständig erhaltenen Trajanssäule – weitgehend zerstört, doch blieb von ihm trotz seines ruinösen Zustands zumindest noch so viel erhalten, dass ein Gesamtplan seiner Anlage grundsätzlich zu erkennen ist. Hierzu zeigt ein Grundriss (Abb. 5), dass sich der Platz, dessen Größe sämtliche in Rom entstandenen Anlagen ähnlicher Art und Funktion bei weitem übertraf, mit seinen Bauten – wie auch bei den anderen Kaiserfora – konsequent an einer Symmetrieachse orientierte. Beim Trajansforum verlief diese maßgebliche Symmetrieachse von Südwest nach Nordost und bestimmte die Anlage dieses Forums insgesamt wie auch die Anordnung seiner Bauten und einzelnen Teile. Da sämtliche Kaiserfora Roms in hautnaher Nachbarschaft lagen, war eine vergleichende Betrachtung zwischen ihnen und dem Trajansforum stets möglich; sowohl bestimmte Verwandtschaften als auch deutliche Unterschiede konnten leicht erkannt werden. Man brauchte den Bestand des Trajansforums nur ganz wörtlich zu nehmen, um zu verstehen, dass Trajan mit einer in das Medium der Architektur übertragenen Botschaft den Anspruch erhob, sämtliche seiner Vorgänger an Macht und Bedeutung bei weitem zu übertreffen. Darüber hinaus wird bei einem Gang über diesen Staatsplatz und mit Blick auf seine Bau- und |33| Bildwerke das sehr schlüssige und konsequent entwickelte Entwurfskonzept ebenso verständlich wie der programmatische Tenor eines feinsinnig erdachten Bau- und Bildprogramms.
Versucht man, sich einem Verständnis dieser Anlage zu nähern, bietet es sich an, die Betrachtung mit Überlieferungen zur Eingangssituation zu beginnen. Wahrscheinlich lag der Haupteingang mit dem Propylon (1 in Abb. 5) und damit der Fußpunkt der planbestimmenden Symmetrieachse an der südöstlichen Schmalseite des Forums. Anschließend durchschneidet diese Hauptflucht zuerst die offene Fläche des 89m × 118m großen Forumsplatzes (2 in Abb. 5), trifft dabei auf die Mitte der Flanke der 59m × 176m großen, quergelagerten Basilica Ulpia (3 in Abb. 5) und findet hinter dieser Basilica in der von einem Peristyl eingefassten und von zwei Bibliothekstrakten (4 in Abb. 5) begleiteten Trajanssäule (5 in Abb. 5) ihr Ziel. Darüber hinaus sind zwei deutlich wahrnehmbare Querachsen, die an besonders wichtigen Stellen im rechten Winkel die Hauptrichtung dieses Forums durchschneiden, maßgebliche Elemente der Struktur dieses Forumentwurfs. Dies gilt zuerst für den offenen, 89m breiten und an den Flanken von den 14. 60m tiefen, saalartigen Säulenhallen (6 in Abb. 5) flankierten Forumsplatz, der sich hinter der Mitte dieser beiden Forumshallen in je einer großen Exedra nach außen aufweitet. Durch das Gegenüber der Scheitelpunkte ihrer im Grundriss weit ausschwingenden Halbkreisformen hatte sich auf der offenen Platzfläche eine 165m lange Querachse ergeben. Während von der südwestlichen Exedra nur noch geringe Reste bekannt sind und somit lediglich ihre Lage bestimmt werden konnte, blieb von ihrem Gegenüber an der gegen den Hang des Quirinal gelehnten Nordostseite wesentlich mehr erhalten, sodass sie in ihrer Position, Größe, und
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