Kaiser Trajan als Bauherr
Kaiserforum fast bescheiden ausnehmen, nicht überflüssig gewesen sein. Zumindest ließ damals und lässt noch heute ein solcher Vergleich ganz unmittelbar jedem Betrachter verständlich werden, dass der neue, von und für Trajan errichtete Ehrenplatz allen Vorbildern überlegen ist. Dessen einzigartige Gestalt und die bis in die Ornamentformen auf hohem künstlerischem Niveau ausgeführte Gestaltung dürften dem Anspruch des Optimus Princeps
( Cassius Dio 68.23.1
) und seinem – von keinem anderen erreichbaren – Rang deutlich entgegen gekommen sein. Allerdings ist der im Innenstadtquartier Roms noch zur Verfügung stehende Baugrund für ein derart aufwendiges Projekt, das eine Fläche von mehr als 50 000 qm für sich in Anspruch nahm, eigentlich viel zu klein gewesen. Im Südosten jenseits des Templum Pacis war keinesfalls an eine Erweiterung dieser Repräsentationszone zu denken, weil dies mit dem dort bereits stehenden Kolosseum zu einem nicht mehr zu lösenden Konflikt führen musste; auch in der Gegenrichtung war das Gebiet bis zum Augustusforum bereits so dicht bebaut, dass höchstens mit Abstrichen nordwestlich von dieser augusteischen Forumsanlage der Bau eines weiteren Kaiserforums erwogen werden konnte. Allerdings stand dort nur noch eine derart begrenzte Fläche zur Verfügung, dass eine großzügig dimensionierte Platzanlage nicht denkbar gewesen wäre. Eingezwängt zwischen dem Hügelzug, der als Geländesattel das Kapitol mit dem Quirinal verbunden hatte und den von Caesar sowie Augustus angelegten Kaiserfora gab es in diesem Terrain keine Baufläche mehr, die für ein Projekt wie das Trajansforum ausreichend gewesen wäre. Trotzdem ließ sich Trajan nicht davon abhalten, mit dem Bau eines neuen Kaiserforums dem hierfür eigentlich untauglichen Gelände seinen Willen aufzuzwingen. Am deutlichsten betont dies die in ihrer Eigenart und Größe vorbildlose, aber für spätere Zeiten vorbildliche Trajanssäule (Abb. 6). In deren Bauinschrift wurde wohl nicht ohne Stolz daran erinnert, dass ihre Größe der Höhe des hier abgetragenen Hügels entspricht
( CIL VI 960
).
|27| Abb. 4 Rom, Trajansforum. Modell der Gesamtanlage
|28| Abb. 5 Rom, Plan des Trajansforums, des Trajanstempels und der übrigen Kaiserfora
|29| Wie auch durch diese Inschrift authentisch überliefert ist, wurde – um genügend Platz für das neue Kaiserforum Trajans zu schaffen – zuerst eine außerordentlich |31| aufwendige Geländekorrektur durchgeführt und dabei der Hügelzug, der hier vom Kapitol zum Quirinal überleitete, so weit abgetragen
( Cassius Dio 68.16.3 )
, dass der Baugrund in die Richtung des Marsfelds erweitert werden konnte. Damit war nicht nur die Zone der Kaiserfora beträchtlich vergrößert worden; zugleich hatte sich die Stadtlandschaft im Zentrum Roms an einer ziemlich empfindlichen Stelle im wahrsten Sinne des Wortes einschneidend verändert. Dies betraf nicht nur die Gestalt der dortigen Topographie, sondern zugleich bestimmte Sinnbezüge, die vor allem mit der hier entlang geführten Servianischen Stadtmauer eng verbunden waren. Zwar ist diese Stadtmauer erst im 4. Jahrhundert v. Chr. entstanden, doch hatte sie sich in ihrem Verlauf wahrscheinlich an der archaischen Stadtmauer Roms orientiert. Für Rom war es dabei vielleicht sogar weniger wichtig, ob der Verlauf dieser Stadtmauer tatsächlich genau der archaischen Gründungsmauer folgte oder ob es nur einer allgemeinen Überzeugung entsprach, dass dem wirklich so sei. Die Stadtmauer konnte deshalb zugleich als jene Grenze verstanden werden, die in früher Vorzeit das Pomerium abgesteckt hatte. Deshalb ist mit dieser topographischen Veränderung zu Gunsten des neuen Kaiserforums zumindest ein Teilstück der für jeden Römer heiligen Stadtgrenze unkenntlich geworden. Zugleich hatte sich Rom an dieser Stelle zu dem vor den Toren der Stadt gelegenen Marsfeld so weit geöffnet, dass dieses als
suburbium
verstandene Vorstadtgebiet ein Teil von Rom selbst geworden zu sein schien. Zwar muss dies – vor allem bei den alten Familien Roms – nicht nur auf ungeteilte Zustimmung gestoßen sein, doch ist nichts von einer nennenswerten Kritik an diesem städtebaulichen Eingriff in die alte Struktur der
urbs
bekannt. Da das Gebiet des Marsfelds ohnehin schon längst und spätestens seit den Baumaßnahmen des Pompeius und weiteren Planungen Agrippas für allgemeine und repräsentative Zwecke genutzt worden ist, scheint es keine besonderen Widerstände gegen
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