Kaiser Trajan als Bauherr
ließe sich mit dem berühmten Siegesmonument von La Turbie trotzdem ein Beispiel nennen, das in bestimmten Zügen mit dem Siegesmonument bei Adamklissi verglichen werden könnte. Dies meint allerdings weder die Gebäudeart noch die Qualität des formalen Repertoires oder des dekorativen Schmucks, sondern zusätzlich zum Anlass seiner Errichtung und zu seinen programmatischen Ansprüchen die eigentümliche Struktur des mehrgeschossigen Aufbaues, der in den einzelnen Etagen unterschiedliche Gebäudetypen zitiert, ohne dabei in seiner Gesamtform einem bereits bekannten Typus zu folgen oder den Bau insgesamt in einen bestimmbaren Zusammenhang seiner Gestalt zu integrieren. Stattdessen behauptet sich dieses Monument mit seiner neuartigen Kreation und seinen monumentalen Dimensionen in einem offenen Feld und ohne jegliche bauliche Nachbarschaft nur selbst. Vielleicht könnte den Baumeistern des Tropaeum Traiani und auch ihrem Auftraggeber ein Monument wie es in La Turbie zu sehen war, bekannt gewesen sein. Dies müsste nicht verwundern, weil Bauten Trajans und deren Ausstattung ohnehin mehrfach und nicht nur beiläufig einen deutlichen Bezug zu augusteischer Architektur erkennen lassen. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass bei Konzeption und Entwurf des Tropaeum Traiani ein Exempel das triumphale Monument von La Turbie Auftraggebern und Baumeistern bekannt gewesen ist. Trotzdem bleibt das Monument in Adamklissi ein in seiner Art einzigartiges Exempel, das ebenso den in dieser Gegend Besiegten ihre definitive Niederlage auf Dauer vor Augen führte, wie es die hier sesshaft gewordenen Veteranen ständig an ihren bedeutenden Sieg erinnern konnte. Deshalb ist das Monument nicht nur das Zeichen eines stolzen Sieges des Kaisers und seiner Truppen, |70| sondern zugleich und darüber hinaus ein Zeichen für eine von Trajan großzügig unterstützte Siedlungspolitik und für eine fortschreitende Romanisierung in diesem einst feindlichen und jetzt definitiv dem Imperium Romanum angeschlossenen Gebiet.
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|71| Der Circus Maximus in Rom
Dass sich Trajan nicht nur mit seinem triumphalen Kaiserforum und mit dem Siegesmonument in Adamklissi als erffolgreicher Feldherr bleibende Denkmale gesetzt hat, belegen Baumaßnahmen und Anlagen, die vor allem einer breiteren Allgemeinheit zu Gute gekommen sind. In Rom gehörten hierzu vor allem eine durchgreifende Erneuerung des Circus Maximus, der Bau der großzügig angelegten Trajansthermen und außerdem eine bemerkenswerte Marktanlage.
Wie der Circus Maximus zeigt, kam Trajan – wie einige seiner Vorgänger – bei der Stiftung von Bauwerken auch dem etwas derberen Geschmack der plebs urbana entgegen. Zuletzt hatten in Rom die Flavischen Kaiser mit dem einzigartigen Kolosseum auf eigene Kosten eine Anlage für die bei der Bevölkerung außerordentlich beliebten Massenspektakel geschaffen, die eigentlich durch kein weiteres Bauwerk dieser Art zu übertreffen war. Trotzdem setzte Trajan mit einer durchgreifenden Renovierung und einem Ausbau des Circus Maximus (Abb. 24) ein in Rom kaum zu übersehendes Zeichen, auch wenn er durch diese Stiftung einem Vergleich mit der durch das Kolosseum bezeugten Großzügigkeit seiner Vorgänger eigentlich nicht Stand halten konnte. Er selbst hatte hierzu in aller Bescheidenheit betont, mit dem Ausbau des Circus sei er lediglich einem ohnehin spürbaren Wunsch des römischen Volks entgegengekommen und habe somit den alten Circus nur einem aktuellen Bedarf angepasst
( Cassius Dio 68.7.2 )
. Dies war nicht nur deshalb sehr geschickt, weil die hier veranstalteten Wagenrennen beim Publikum kaum weniger beliebt gewesen sind als die großen Spektakel, die im Kolosseum stattfanden, sondern auch, weil ihm dies zugleich die Gelegenheit bot, sich in einer besonderen und in Rom gut verständlichen Form zu profilieren: schließlich hatte er sich mit der Pflege des Circus Maximus einer Stätte angenommen, die in ihrer traditionsreichen Bedeutung für Rom ein Wert an sich gewesen ist. Nach einer in Rom allgemein verbreiteten Meinung und Überzeugung hatte es den Circus Maximus schon immer und eigentlich von Anfang an gegeben, wenngleich er durch Schriftquellen
( Varro, de lingua Latina 5.153; Livius, ab urbe condita 8.20.2
) erst seit 329 v. Chr. bestätigt ist. Außerdem hatte sich bereits Augustus für |72| einen Ausbau dieser Anlage eingesetzt und dort auf der Spina einen aus Aegypten stammenden Obelisken aufstellen lassen
( Plinius
,
nat. hist. 36.70 f.
).
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