Kaiser Trajan als Bauherr
horizontalen, sechseckigen Steinplatte, auf der ein nochmals 11.30m hoher, zweigeschossiger Aufbau steht. Dessen Unterteilung betont ein umlaufendes Profilband, das den 4.90m hohen unteren von dem 6.90m hohen oberen Abschnitt trennt, auf dem abschließend ein überaus monumentales Siegeszeichen steht. Ohne dass mit seiner kriegerischen Gestalt eine wirklich wahrnehmbare Figur nachgezeichnet worden wäre, verbreitet dieses Zeichen mit seiner drastischen Form und monumentalen Größe in einem auf Fernsicht abgestimmten Konzept die Nachricht vom römischen Sieg und die Botschaft von dessen unvergleichlichem Rang.
|67| Abb. 23 Adamklissi. Monumentum Traiani. Relief vom Felderfries mit der Darstellung einer Kampfszene
|68| Soweit die Themen der Reliefs des metopenartigen Felderfrieses, der im oberen Drittel des Monuments dessen massiven Rundkörper umgürtet, zu verstehen sind und deren Bildprogramm gedeutet werden kann – gleiches gilt für die wie Zinnen aufrecht am Dachrand stehenden Reliefstelen –, liegt es angesichts dieses Monuments nahe, dass sie hauptsächlich das Ereignis der Dakerkriege und Roms dabei errungenen Sieg in Szene setzen. Deshalb kann der Bildschmuck des Monuments in Adamklissi auch als ein programmatisches Gegenstück zu einem Bildprogramm, wie es von der Trajanssäule in Rom bekannt ist, bezeichnet werden. Allerdings zeigen der Stil und die Art der Ausführung der Reliefs von Adamklissi sehr deutlich, dass man sich in dieser von Rom weit entfernten Gegend einer völlig anderen Formensprache bediente, deren geringe Qualität zu wünschen übrig lässt. Dabei kann jedes dieser Reliefs zeigen (Abb. 23), dass sie auf nahezu stichwortartig verkürzte Mitteilungen reduziert worden sind und ihre eher hölzerne Darstellungsart einem in Rom gängigen Anspruch an repräsentative Bildkunst gewiss nicht entsprochen haben kann. Der handwerklich und künstlerisch durchaus unbeholfene Umgang mit der Aufgabe, einen solchen Bilderzyklus zu gestalten, lässt daran denken, dass hier einheimische Steinmetzen tätig waren, die nur über geringe oder auch gar keine Erfahrung mit Arbeiten in römischer Reliefkunst verfügten. Angesichts des programmatischen Ranges und der politischen Bedeutung dieses Siegesmonuments gibt es für diese Defizite eigentlich keine plausible Erklärung. Sollte es nicht genügen, die Ausführungsmängel mit fehlendem Fachpersonal und mit nur ungenügend ausgebildeten Steinmetzen zu begründen, ist nicht auszuschließen, dass die ersichtlichen Mängel keineswegs auf Nachlässigkeit oder Desinteresse der Auftraggeber zurückgehen, sondern aus der Sicht selbstbewusster Römer sogar durchaus positiv wahrgenommen worden sind und vielleicht sogar gewollt waren. Zumindest schließt sich hieran die vorerst hypothetische Frage an, ob es vielleicht auch zu der Rache Roms an den Dakern gehörte, dass sie gezwungen wurden, die Bildreliefs, die ihre eigene Niederlage priesen, selbst auszuführen und dabei ihre für jedermann erkennbaren, unzulänglichen Fähigkeiten auf alle Ewigkeit sichtbar in Stein zu meißeln.
Dies gilt in gleicher Weise für den zweiten Reliefzyklus von dem oberen Abschluss des Rundkörpers am Übergang zum zeltartigen Dach, der wie ein Gesims aufgebaut ist. Die Reliefs dieser wie Zinnen hochkant aufragenden Glieder dokumentieren das Los der Daker, die es gewagt hatten, gegen Rom zu agieren und die anscheinend sogar glaubten, sie seien stark genug und könnten es sich erlauben, |69| ohne jede Rücksicht auf Rom ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Die Reliefs sind gleichfalls ziemlich dürr und grob gearbeitet und zeigen gefangene Männer, die jeweils vor einem Baum stehen, an den sie mit ihren nach hinten gezogenen Händen gefesselt sind. Diese Bäume zeigen, dass diese Szenen in einer bewaldeten, äußeren Situation stattgefunden hatten, während die Tracht der gefangenen Daker für Barbaren kennzeichnend war. Deshalb sind die Reliefs des Tropaeum Traiani sowohl in ihrer stichwortartig verkürzten Thematik als auch in ihrer mangelnden Bildqualität nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein authentischer Kommentar zur Widmungsinschrift dieses Monuments.
Darüber hinaus fällt bei dieses Monuments auf, dass bei ihm die aufgetürmte Triumphalarchitektur in einer derart aufdringlichen Form und einem gleichfalls nur als monströs zu bezeichnenden Format ins Blickfeld gerückt worden ist, wie dies von kaum einem zweiten Beispiel vergleichbarer Thematik bekannt ist. Vielleicht
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