Kaiser Trajan als Bauherr
welcher Aufmerksamkeit und Intensität Trajan sein Augenmerk den Wünschen und Bedürfnissen des römischen Volkes gewidmet hatte. Deshalb waren die Instandsetzung und der Ausbau des Circus Maximus für Trajan kein beiläufiges Thema, sondern Teil eines politischen Programms, mit dem der Kaiser auch die unterprivilegierten Massen durch Angebote zu zeitvertreibender Unterhaltung auf seine Seite zu ziehen wusste.
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|77| Die Trajansthermen in Rom
Nachdem im Jahr 104 n. Chr. ein Brand
( Hieronymus, Chronik p. 184
) zu größeren Zerstörungen in dem bis dahin noch nutzbaren Trakt der Domus Aurea von Kaiser Nero auf dem Oppius in Rom geführt hatte, ließ hier Trajan – wie Ziegelstempel bestätigen – durch teilweise Überbauung der Domus Aurea (A in Abb. 27) neben den Titusthermen (B in Abb. 27) eine neue Therme errichten (Abb. 28). Zwar war dies nicht die erste Thermenanlage in diesem Areal, da hier bereits Titus eine Therme errichtet hatte
( Sueton
,
Titus 7.3 )
, doch die Trajansthermen stellten in Größe, Ausstattung und Komfort alles, was es in Rom bisher an Bauten und Einrichtungen dieser Art und Funktion gegeben hatte, bei weitem – wie auch antike Schriftquellen
( Pausanias 5.12.6
) bestätigen – in den Schatten. Zwar waren die finanziellen Aufwendungen nicht nur wegen der umfangreichen Baumaßnahmen, sondern ebenfalls wegen der Kosten für den Unterhalt einer Therme, für Heizmaterial und Wasser, beträchtlich, doch wurden sie vom Publikum offensichtlich so stark frequentiert, dass sich ihr Betrieb selbst bei einem Eintrittspreis von nicht mehr als ¼ As, der für die trajanische Zeit überliefert ist
( Iuvenal
,
Satire 6
,
447 )
, für einen Pächter immer noch lohnte. Da dieser Preis für einen Thermenbesuch nur einem geringen Bruchteil des Tageslohns entsprach (ein einfacher Arbeiter erhielt einen Tageslohn von ca. 16 As), ist ein Thermenbesuch offensichtlich für jedermann ohne besondere Probleme möglich gewesen. Auch deshalb war der Bau einer großen Therme ein Thema von besonders starkem, allgemeinem Interesse, und ist eine Finanzierung ihres Baus durch den Kaiser bestens geeignet gewesen, dessen Liberalitas öffentlich sichtbar und verständlich werden zu lassen. Trajan zeigte sich mit diesem in Rom und für dessen Bürger errichteten öffentlichen Großprojekt als ein Princeps, der die Römer großzügig an seinen Erfolgen teilhaben ließ. Dabei war der Aufwand, der beim Bau einer großen Therme betrieben werden musste, nicht zu unterschätzen, zumal hierzu auch umfangreiche technische Vorrichtungen gehörten. Sie mussten für eine möglichst konstante, wärmende Temperatur in den Räumen der Therme und für einen kontinuierlichen Zufluss von Wasser sorgen und waren deshalb für den Betrieb jeder Therme konstitutiv. |78| Zwar blieben in der weitgehend ausgeraubten Ruine der Trajansthermen von der Heizung so gut wie keine baulichen Reste mehr erhalten, doch wird sie als Hypokaustenheizung und wohl auch als zusätzliche Wandheizung grundsätzlich nicht wesentlich anders gewesen sein, als es dem damaligen Stand der Technik entsprach und wie es durch andere Beispiele hinreichend bekannt ist. Auch von den |79| unabdingbar notwendigen Wasserleitungen blieb zu wenig erhalten, um die Zuleitung und Verteilung von Wasser innerhalb dieser Therme deutlicher erläutern zu können. Dagegen lassen eine mächtige Speicheranlage und ein neuer Aquädukt gut erkennen (siehe S. 93 ff.), dass diese Thermen mit reichlich Wasser versorgt waren.
|78| Abb. 27 Rom, Trajansthermen. Plan in einer Überblendung der Grundrisse eines Haupttraktes der Domus Aurea (A), der Titussthermen (B) und mit den im Text genannten Raumnummern
|79| Abb. 28 Rom, Trajansthermen. Modell der Gesamtanlage
Wie die Geschichte römischer Thermenarchitektur zeigt, waren die Trajansthermen durch eine Kanonisierung des Nutzungsverlaufs und damit der Raumabfolge in großem Maßstab soweit typisiert worden, dass mit dieser ebenso gut verständlichen wie überzeugenden Form für spätere Bauten dieser Art und Funktion ein maßgebliches und als Kaisertherme bezeichnetes Vorbild entstanden ist. Deshalb gehört diese Therme als eines der wichtigsten Bauprojekte Trajans in Rom und zugleich als eines der bedeutendsten Exempel römischer Thermen zu den herausragenden Überlieferungen einer Geschichte der römischen Architektur.
Dass dieses Projekt wohl auch für Trajan besonders wichtig gewesen ist, unterstreichen |80| nicht zuletzt der knappe
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