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Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
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diese Speicheranlage ihr signifikantes Gesicht erhalten hat.
    Dabei musste zwar bei den Thermen gewährleistet sein, dass für ihren Betrieb genügend Wasser zur Verfügung stand und hatte hierbei der große Wasserspeicher eine wichtige Funktion übernommen, doch ging es nicht weniger darum, entsprechende Mengen an Wasser überhaupt bis nach Rom zu bringen. Bekanntlich war dies ein Thema, das auch über den mit den Thermen betriebenen, verschwenderischen Luxus hinaus zu den stets aktuellen Problemen dieser Stadt gehörte. Deshalb kam der Wasserversorgung Roms grundsätzlich stets höchste Priorität zu. Eigentlich konnte sich kein Kaiser dieser Aufgabe entziehen, deshalb hatte sie sich auch Trajan engagiert zu eigen gemacht. Dies bezeugt vor allem die gleichzeitig mit dem Bau der großen Thermen angelegte neue Wasserleitung der Aqua Traiana
( CIL VI 1260
). Eine neue Wasserzufuhr war in Rom nicht nur wegen der aufwendigen Trajansthermen aktuell geworden, sondern ist angesichts dieser damals deutlich prosperierenden Stadt mit einer ständig steigenden Bevölkerungszahl und einem auch deshalb kontinuierlich zunehmenden Wasserverbrauch ohnehin – wie authentisch bereits für die augusteische Zeit überliefert ist
( Vitruv
,
8.1   –   6
) – ein stets gegenwärtiges Problem gewesen. Dies bestätigt nicht zuletzt die 97 n. Chr. erfolgte Übertragung damit verbundener Aufgaben an einen so hohen Würdenträgers wie Frontinus, der zuvor schon das Amt eines Praetors und sogar eines Consuls wahrgenommen hatte. Außerdem stand er in dem Ruf, ein außerordentlich tüchtiger Beamter zu sein
( Tacitus, Agricola 17.2 )
. Bereits unter Nerva wurde er mit dem Amt des curator aquarum betraut, war damit für die Versorgung Roms mit Wasser und die Funktionsfähigkeit der Wasserleitungen verantwortlich und deshalb auch Trajan gut bekannt. Da Frontinus seine Kenntisse schriftlich festgehalten hatte
( Sextus Iulius Frontinus
,
de aquis urbis Romae
.
libri II
), sind wesentliche Sachverhalte zu dieser Thematik aus authentischer und besonders kompetenter Sicht überliefert.
    Freilich beließ es Trajan nicht dabei, mit Frontinus dem hierfür wohl qualifiziertesten Zeitgenossen die Wasserversorgung Roms zu übertragen, sondern nahm sich auch selbst dieser Themen an. Offensichtlich gehörten entsprechende Maßnahmen sogar zu den von Trajan in die Wege geleiteten und mit besonderer Priorität geförderten Bauprogrammen
( fasti Ostienses 22.   111.   112 )
. Damit zeigte er sich erneut als ein Kaiser, der nicht nur als allmächtiger Herrscher verstanden sein wollte, sondern nicht weniger als ein Regent, für den ein guter Lebensstandard des |98| römischen Volkes ganz oben auf seiner Agenda stand. Hierzu gehörte, dass er mit dem Bau der Aqua Traiana für eine zusätzliche Wasserzufuhr nach Roms sorgte, durch die täglich mehr als 100   000 cbm Wasser in diese Stadt gebracht werden konnten. Dass er sich dadurch des Wohlgefallens ihrer Bevölkerung gewiss sein konnte, bestätigen Münzen, die 109 n. Chr. anlässlich der Einweihung der Aqua Traiana auf Beschluss des Senats geprägt worden sind (Abb. 35). Deren Münzbild zeigt eine bärtige, unbekleidete Gestalt, die sich halb liegend auf einen Krug stützt, aus dessen Mündung Wasser fließt. Wahrscheinlich stellt diese Gestalt den Genius der Aqua Traiana dar, der hier in personifizierter Form auf den neuen Zufluss von frischem Wasser verweist. Außerdem gehört zu dieser Szene der Teil eines architektonischen Bogens, der die Aqua Traiana wie in einer angedeuteten Sequenz des Aquädukts zitiert.
    Abb. 35 Münzbild mit dem Genius der Aqua Traiana
    Über diesen Aquädukt wurde aus Quellen von der Nordwestseite des Braccianer Sees, des antiken lacus Sabastinus frisches Wasser über eine Distanz von ca. 57 km nach Rom gebracht und versorgte dort auch die Trajansthermen. Dieser Aquädukt, der zuletzt entlang der Via Aurelia verlief, konnte in Rom noch auf eine Strecke von gut 45 m in antiken Befunden festgestellt werden. Nennenswerte Reste ihrer Bogenarchitekturen sind an der Via Aurelia Antica zu erkennen. Sie bestanden hauptsächlich aus qualitativ gutem opus caementitium, das zumindest teilweise mit reticulatem Mauerwerk verkleidet war. Ein Cippus, der in der Nähe der |99| Via Cornelia gefunden wurde und dessen Inschrift
( CIL VI 1260
) sowohl Trajan in dessen 6. Konsulat als auch die Aqua Traiana nennt, sichert die Identifikation dieses Aquädukts und bestätigt zugleich eine Datierung in

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