Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaiser Trajan als Bauherr

Kaiser Trajan als Bauherr

Titel: Kaiser Trajan als Bauherr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Knell
Vom Netzwerk:
entsprechend dem abgetreppten Gelände zusätzlich ein weiteres Untergeschoss gehörte. Von dem Gebäude an der gegenüberliegenden Straßenseite sind darüber hinaus noch nennenswerte Teile eines zweiten Obergeschosses erhalten. Darüber hinaus zeigt der Befund, dass sich die verdichtete Geschossarchitektur hangaufwärts fortgesetzt hatte. Dabei weisen die in dem Straßenbild erkennbaren hohen Eingänge, die zur Straßenseite wie in einem repräsentativen Gestus einladend weit geöffnet sind, darauf hin, dass dies wohl kaum Läden für den Einkauf von schlichtem Alltagsbedarf, sonder eher Geschäfte gewesen sind, deren Waren einem deutlich höheren Anspruchsniveau entgegenkamen. Offensichtlich lässt diese Straße in der Sprache ihrer Architektur auch ohne weitere Quellen und Funde erkennen, dass sie zu einem durchaus noblen Geschäftsquartier gehörte. Dem entspricht ihre äußerst prominente Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Trajansforums, mit dem diese Straße sogar ganz direkt verbunden ist. Dies bestätigen nicht nur topographische Bezüge, sondern |104| zugleich Treppen, die von dieser Straße abwärts bis zu der gegen den Hang gelehnten Nord-Ost-Exedra des Trajansforums führen. Deshalb war es möglich, dass Besucher des Marktes auf direktem Weg bis zu dieser Exedra und dem anschließenden Forumsplatz mit dem dort im Zentrum stehenden Monument des Equus Traiani kamen. Dies konnte zumindest dazu beitragen den äußerst repräsentativen Staatsplatz des Trajansforum durch die Betriebsamkeit des Marktes auch belebend in den Alltag zu integrieren.

    |103| Abb. 37 Rom, Trajansmarkt. Schnitt durch die Hanglage von Ost nach West
     

    |104| Abb. 38 Rom, Trajansmarkt. Die Via Biberatica mit Hausfassaden vom Trajansmarkt
    Über die kühne Auseinandersetzung mit Vorgaben der örtlichen Topographie hinaus demonstrieren die noch gut erhaltenen Ruinen den souveränen Umgang mit dieser ungewöhnlichen und zugleich sehr komplizierten Bauaufgabe. Anscheinend wurden Form und Gestalt dieser Märkte in einem baulich gewaltigen Kraftakt einem starken Herrschaftswillen mit besonderen Ansprüchen angepasst und zugleich untergeordnet. Beispielhaft unterstreicht dies jener Straßenabschnitt (Abb. 39), der mit scheinbar einfachen Mitteln in eine große Halle verwandelt und damit zu einem neuen und für die Geschichte der Architektur auch über antike |106| Zeiten hinaus sehr folgenreichen Raumtypus uminterpretiert worden ist. In Höhe der Dachtraufe der Bauten, die diese Straße an beiden Seien begleiten, wurde mit einem Kreuzgewölbe eine Decke eingezogen. Dadurch ist ein geschlossener Straßenraum entstanden, der einer weit gedehnten Halle gleicht. Sie wird gerne – wenngleich nicht ganz zutreffend – als Große Aula bezeichnet. Allerdings spricht viel dafür, dass der Typus, der sehr viel später vor allem durch ein Beispiel wie die Galleria in Mailand weltberühmt geworden ist, auf ein Exempel wie diese Straßenhalle der Trajansmärkte zurückgeführt werden kann. Deshalb gehört dieser Prototypus eines zivilen Nutzgebäudes zu jenen Paradigmen einer Großstadtarchitektur, die zusammen mit den offiziellen Repräsentationsanlagen in einer wirtschaftlich aufblühenden Stadt dazu beitragen, dass ein gehobener Anspruch an sonst eher bescheidene Nutzbauten entsteht. Für das Trajansforum mit seinen höchsten kaiserlichen Ansprüchen konnte die direkte Nachbarschaft zum Markt zugleich bedeuten, dass diese offizielle Staatsarchitektur auch von der Alltagswelt erreicht und vielleicht sogar überlagert werden konnte. Falls dies nicht zufällig oder unwillentlich, sondern mit geplanter Absicht geschehen ist, entsprach dies einer gleichsam programmatischen Kausalität, die der durch das nachbarschaftliche Beieinander formulierten Botschaft erst ihren wirklichen Sinn gegeben hat.

    |105| Abb. 39 Rom, Trajansmarkt. Die große Straßenhalle, sogenannte Aula

[ Menü ]
    |107| Die Via Traiana und der Ehrenbogen
für Trajan in Benevent
    Dass für Trajan der Straßenbau ein besonders wichtiges Thema war, dessen Förderung er nach Kräften und sehr großzügig unterstützte, ist schon zu seiner eigenen Zeit des besonderen Lobes wert gewesen
( Plinius d. J., Panegyricus 29.2 )
. Hierzu gehörte im Rahmen eines aufwendig und engagiert vorangetriebenen Bauprogramms auch jene fast 200 Meilen lange Straße, die von Benevent bis nach Brindisi am südöstlichen Ende Italiens führte. Es war dies ein Abzweig von der bisher von Rom bis nach Benevent

Weitere Kostenlose Bücher