Kaiser Trajan als Bauherr
ff.) gehört er zu jenen Ehrenbögen, deren architektonische Form nach dem Vorbild des Titusbogens, der an prominentester Stelle am Forum Romanum steht, ganz auf ihre kompakte Gestalt konzentriert bleiben. Darüber hinaus kann ein Vergleich zwischen diesem Titusbogen und dem Beneventer Bogen zeigen, dass der Trajansbogen nicht nur in seinen allgemeinen Zügen eine typologische Verwandtschaft |110| mit dem Titusbogen erkennen lässt, sondern auch die Größe beider Bogenmonumente einander ähnlich ist. Zumindest weicht die Breite des Beneventer Bogens nur wenig von dem 14.03 m breiten Titusbogen ab. Außerdem wird die Verwandtschaft betont durch die korinthischen Säulen, die den vier Außenecken beider Bögen vorgeblendet sind, die den Baukörpern dieser Bogenmonumente einen formal |111| strukturierten Halt geben und zugleich deren äußere Gestalt in großzügig bemessene Flächen teilen. Darüber hinaus mussten durch diese Säulen nahezu zwangsläufig jene Gebälkverkröpfungen entstehen, die mit ihren Licht- und Schattenkontrasten die strengen Baukörper beider Monumente beleben. Deshalb kann der Beneventer Bogen – alleine durch seine Bauform – auch als ein dem Titusbogen Roms nahezu brüderlich verwandtes Exempel bezeichnet werden und vielleicht ist bei dessen Bau sogar dieselbe Werkstatt tätig gewesen.
|110| Abb. 42 Der Trajansbogen in Benevent. Ansicht der Stadtseite
|111| Trotzdem ist der Beneventer Trajansbogen ein ganz unverwechselbares Monument. Dies bestätigt vor allem sein überaus reichhaltiger Skulpturenschmuck, durch den sich dieser Bogen deutlich von seinem architektonischen Vorbild in Rom unterscheidet. Während sich bei dem Titusbogen der Bildschmuck auf zwei großformatige Reliefs im Bogendurchgang und den Relieffries im verkröpften Gebälk der äußeren Bogenarchitektur beschränkt, sind beim Beneventer Bogen außerdem die Frontseiten der beiden großen Pylone und der Attika dicht mit Reliefszenen bestückt. Dabei sind sowohl zur Land– als auch zur Stadtseite hin die Pylone in jeweils zwei größere und zwei schmalere Reliefbilder unterteilt. Darüber hinaus wird in der Attika an beiden Seiten eine große Inschrifttafel von je zwei Bildfeldern eingerahmt. Deshalb beeindruckt der Beneventer Bogen nicht nur durch die klare Gestalt seines Baukörpers, sondern gleichfalls durch den Reichtum seines Reliefschmucks und die Vielfalt der darin geschilderten Szenen. Angesichts der Fülle an Bildinformationen könnte der Eindruck entstehen, die dem Vorbild in Rom entlehnte Architekturform diene beim Beneventer Bogen nur noch als kostbarer Träger eines besonderen Bildprogramms, dessen Botschaft die Bedeutung der Architektur dieses Bogenmonuments fast in den Hintergrund rückt. Deshalb liegt der Schlüssel zu seinem Verständnis in dessen vielfältigem und vor allem auf die vierzehn großen Relieftafeln verteiltem Bildprogramm.
Dabei lassen die Szenen der Reliefs keinen, episch vorgetragenen Zusammenhang erkennen, sondern konzentrieren sich auf schlagwortartig verkürzte Inhalte, die den von Trajan vertretenen Ansprüchen und Idealen seiner Herrschaft und Macht sinnbildlich Ausdruck geben. Deshalb geht es auch weniger um bestimmte Ereignisse, die gleichsam dokumentarisch in Bildszenen festgehalten worden sind, sondern vor allem um Situationen, die eine Legitimation dieses Kaisers und die besonderen Qualitäten seiner Herrschaft, sowie einen dadurch in Rom und im römischen Reich erreichten Zustand umschreiben. Allerdings wurde deshalb nicht darauf verzichtet, auf eine von diesem Kaiser machtvoll erkämpfte und durch seine Truppen tatkräftig garantierte Friedenszeit aufmerksam zu machen. Deshalb |112| betont das Bildprogramm die Präsenz einer militärischen Stärke, die von den einen als Schutz und von den anderen als Warnung verstanden werden konnte und wohl auch sollte. Es wird sowohl geschildert wie Trajan zur Bestandssicherung des Heeres die Musterung junger Männer beachtet als auch wie er an Beratungen mit Heerführern teilnimmt. Außerdem wird als Gegenstück zur Musterrungsszene in einem weiteren Refieffeld die Entlassung von Veteranen aus dem Militärdient und deren Ansiedelung in eroberten Gebieten gezeigt. Dabei wurden diese Veteranen nicht nur wegen ihrer im Militärdienst für Rom erworbenen Verdienste mit der Zuteilung von einem Stück Land besiegter Völker abgefunden, sondern auch, um durch ihre Sesshaftwerdung die Situation in den von Rom eroberten Gebieten zu stabilisieren und
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