Kaiser Trajan als Bauherr
und zur adriatischen Küste reichenden Via Appia, die jetzt bis nach Brindisi geführt worden ist und damit Rom den direkten Zugang zu den südlich gelegenen Gebieten Italiens (Abb. 40) mit dem strategisch sowie handelspolitisch äußerst wichtigen Hafen in Brindisi eröffnet hat. Entsprechend der besonderen Bedeutung dieser Straße trägt sie als Via Traiana den Namen dieses Kaisers, an diesen Bauherrn erinnerte an ihrem Ende |108| in Brindisi ein großes, wenngleich wahrscheinlich erst nach Trajans Tod errichtetes Säulenmonument.
|107| Abb. 40 Karte mit dem Verlauf der Via Traiana von Benevent nach Brindisi
|108| Abb. 41 Münzbild mit einer allegorischen Darstellung der Via Traiana
Dabei bedurfte es für den Bau dieser Straße beträchtlicher Geldsummen, die ihrerseits betonen, dass der Ausbau dieser Straße zu den für Trajan besonders wichtigen Projekten gehörte. Hierzu ist – den üblichen Kosten entsprechend – mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass für den Bau auch nur einer Straßenmeile nicht weniger als 100 000 Sesterzen aufgewendet wurden. Deshalb mussten für den Ausbau dieser Via Traiana mindestens zwanzig Millionen Sesterzen zur Verfügung gestellt worden sein und damit ein Betrag, der dem Arbeitslohn von etwa vier Millionen Manntagen entspräche.
Zu der besonderen Eigenart dieser Straße gehört ein aufwendig verlegtes Straßenpflaster aus polygon geschnittenen Granitsteinen. Es betont nicht nur die Qualität dieser Straße, sondern unterstreicht auch deren für Trajan besondere Bedeutung. Dies bestätigen Meilensteine, von denen noch mehr als 60 Exemplare gefunden worden sind und auf denen mit den Worten
viam a Benevento
,
Brundisium paecunia sua fecit
ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass Trajan den Bau dieser von Benevent bis nach Brindisi führenden Straße nicht nur veranlasst, sondern auch aus eigenen Mitteln finanziert hat. Da hierbei der Name des Kaisers unter Hinweis auf die von ihm 108 / 109 v. Chr. getragene Titulatur genannt wird, ist mit diesen Meilensteinen zugleich der Bau dieser Straße datierbar. Da außerdem |109| vom Senat anlässlich der Straßeneinweihung im Jahr 112 n. Chr. Münzen geprägt wurden, sind durch die Meilensteine und durch die Münzen sowohl der Beginn als auch der Abschluss der Bauarbeiten dieser Via Traiana zuverlässig überliefert. Danach ergibt sich für sie eine Bauzeit von insgesamt nicht mehr als vier Jahren. Die aus diesem Anlass geprägten Münzen (Abb. 41) zeigen außer der Beischrift mit dem Namen der Via Traiana eine lässig lagernde Frauengestalt, mit der wahrscheinlich eine Personifikation dieser Straße oder der Gegend, die sie erschließt, gemeint ist. Das gegen ihr leicht angezogenes rechtes Bein gelehnte Rad erinnert gleich einem attributiven Zeichen an den Wagenverkehr, dem diese Straße diente.
Dass der Ausbau dieser Straße zu den besonders wichtigen Projekten Trajans gehörte, unterstreicht vor allem der gut erhaltene und mit einem reichen Bildprogramm ausgestattete Ehrenbogen, der in Benevent an der Stelle des Zusammenschlusses der von Rom bis zu dieser Stelle führenden Via Appia und der anschließend beginnenden Via Traiana errichtet worden ist (Abb. 42). Angesichts seiner ungewöhnlich guten Erhaltung und der bemerkenswerten künstlerischen Qualität seiner Ausstattung erstaunt es nicht, dass er wiederholt Gegenstand archäologischer Untersuchungen und Interpretationen gewesen ist. Sie gelten sowohl der Dokumentation seiner Befunde, als auch seiner Datierung und außerdem der Deutung seines Bildprogramms. Dabei gibt die große Attikainschrift des Monuments den entscheidenden Hinweis zu seiner Datierung. Aus den dort genannten Ämtern, die Trajan zur Zeit der Errichtung dieses Bogens innehatte, ergibt sich für dessen Einweihung das Jahr 114 n. Chr., so dass dieser triumphale Ehrenbogen etwa zwei Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten für die Via Traiana errichtet worden ist. Außerdem weist die Inschrift
( CIL IX 1558
) ausdrücklich darauf hin, dass der Senat Roms diesen Bogen zu Ehren Trajans veranlasst hatte. Deshalb war dessen Bau eine offiziell beschlossene Staatsangelegenheit von besonderem Rang.
Dieses Monument ist ein eintoriger, 15.45m hoher Bogen, zu dem ein Durchgang von 4.85m Breite und 6.18m Länge gehört, der mit einem Tonnengewölbe ausgestattetet ist und der von zwei kräftigen Pylonen, die eine mächtige Attika tragen, eingefasst ist. Wie auch der Bogen am Hafen von Ancona (S. 117
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