Kaiser Trajan als Bauherr
zugleich deren Romanisierung voranzutreiben. Darüber hinaus galt das Interesse Roms einer durch die Veteranen möglichst effizient betriebenen Landwirtschaft, die nicht nur zu einem sozialen Frieden, sondern auch zur Versorgung Roms mit Lebensmitteln und weiteren landwirtschaftlichen Gütern beitragen sollte. Dass Trajan innerhalb dieses Bildprogramms auch in Gegenwart jener Götter gezeigt worden ist, deren Fürsorge dem Gedeihen der Früchten auf den Felder galt, entspricht ebenso einer programmatischen Absicht wie auch der dabei evozierte Eindruck, Trajan stehe den Göttern so nahe, als sei er fast schon einer der ihren. Anscheinend entsprach dies einem inzwischen nahezu selbstverständlichen Tenor, der bereits durch Konzeption und Ausführung des Trajansforums mit seinem monumentalen Säulenmonument und einer dabei intensiv angespielten Götternähe Trajans sinnfällig geworden ist (S. 49 f.).
Ein weiteres Relief betont, dass es grundsätzlich eine besondere Qualität sei, dem römischen Reich – gleich in welcher Funktion oder Rechtsstellung – anzugehören. Dies unterstreicht jene Szene, in der Trajan den Handschlag eines an seiner Tracht erkenntlichen Barbaren entgegennimmt und damit dessen durch freiwillige Unterwerfung bekundeter Bitte um Frieden entgegenkommt. Noch deutlicher propagiert diesen Inhalt eine Szene, in der Trajan die nach der Niederlage der Daker als provincia capta vor ihm kniende Dacia auffordert, sich zu erheben, um jetzt als Teil des römischen Reiches eine aufrecht stehende Position einzunehmen. Solche Szenen sollen glaubhaft werden lassen, dass Trajan besiegte Völkerschaften nicht in Knechtschaft darben lässt, sondern unter der Führung Roms positiv auf deren friedliche Integration im römischen Reich baut.
Dieser ganz durch Tatkraft und Stärke, Einsicht und Klugheit sowie Fürsorge und Weitsicht bestimmten Eigenart entsprechen nicht zuletzt Bildinhalte, die auf Trajans eigene Überlegenheit, die gleichsam a priori besteht, verweisen. Eine |113| Szene, in der Trajan eine Weltkugel als Zeichen der Weltherrschaft aus den Händen von Vertretern des römischen Senats entgegennimmt, unterstreicht die Legalität und Legiminität seiner kaiserlichen Macht, die er – so die Bildsprache dieser Szene – rechtmäßig und dem Willen des römischen Vokes entsprechend erhalten hat. Darüber hinaus verweisen die beiden Relieftafeln, die die große Inschrifttafel an der Stadtseite des Bogens rahmen, auf eine Überhöhung der Person Trajans, die wohl kaum noch zu steigern war: Während sich das Thema des einen Reliefs auf eine Ankunft Trajans – wohl in Rom – bezieht, wird in dem zweiten Relief Jupiter, begleitet von einem Kreis von Göttern gezeigt als er auf den im Nachbarrelief gerade ankommenden Trajan deutet. Dadurch entsteht der Eindruck, Jupiter selbst habe – wie auch eine Schriftquelle betont
( Plinius d. J., Panegyricus 1.5
) – Trajan die Macht übertragen. Trajan sei deshalb von höchster göttlicher Instanz zur Herrschaft berufen. Einer solchen, über alle sonstigen Ansprüche hinausreichenden Bildaussage entspricht, dass auch in den übrigen Bogenreliefs Trajan nicht bei einzelnen Taten oder bestimmten und damit zeitlich begrenzten Ereignissen gezeigt wird, sondern vor allem in seinen Eigenschaften als kompetenter Herrscher und |114| fürsorglicher Wohltäter. Es sind dessen pietas und virtus, seine vorbildliche Frömmigkeit und Stärke, denen der Friedenszustand, der die ganze Welt mit einem bleibenden, durch Rom begründeten Wohlstand erfüllt, verdankt wird.
|113| Abb. 43 Der Trajansbogen in Benevent. Nördliches Durchgangsrelief mit der Darstellung Trajans beim Stieropfer
|114| Darüber hinaus schmücken den Bogendurchgang zwei großformatige Reliefs, die das Bildprogramm auf zentrale Aussagen zurückführen. Im nördlichen Durchgangsrelief (Abb. 43) wird Trajan im Habitus eines Priesters, umgeben von Lictoren und mit mehreren Römern sowie mit dem Genius des Senats beim Opfer eines Stiers gezeigt. Vor dem Kaiser stehen zwei knabenhafte Opferdiener, neben denen ein Helfer kniet, der den Kopf des zum Opfer geführten Stiers energisch zu sich zieht. Zwar könnte damit auch jenes rituelle Opfer gemeint sein, das bei der Einweihung der Via Traiana vollzogen worden ist, doch dieses Opfer kann auch als solches und ohne konkreten Anlass auf die Pietas Trajans, eine der unverzichtbaren Tugenden eines Kaisers verweisen. Gegenüber im südlichen Durchgangsrelief (Abb. 44) ist
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