Kaiser Trajan als Bauherr
einer durch eigenes Handeln wirklich ausgewiesenen und kompetenten Person tätig zu werden.
Dass Plinius in seiner Lobrede betonte, Trajan habe von Anfang an allen für eine Übernahme der kaiserlichen Macht erforderlichen Bedingungen und erwünschten Idealen entsprochen, ergab sich zwar aus Anlass und Funktion dieses Panegyricus, doch blieb Trajan offensichtlich auch als Kaiser bei der Ausübung seiner Herrschaft weitgehend korrekt. Zumindest hütete er sich, zumal ihm als warnendes Exempel das Schicksal des Senatsverächters Domitian gut bekannt gewesen ist, vor offenkundigem Machtmissbrauch. Zugleich war er darum bemüht, sich gegenüber den Senatoren als einer der ihren zu zeigen. Er hat wohl schon deshalb Auseinandersetzungen weitgehend vermieden, damit man im Senat keinen Anlass sehen konnte, seiner Politik und Machtentfaltung im Wege zu stehen. Hierfür hat es wohl auch keinen besonderen Grund gegeben, zumal Trajan der gute Zustand der ihm unterstellten Truppen offensichtlich nicht weniger wichtig gewesen ist als die Zufriedenheit des römischen Volkes, unter das er – wie ein zu diesem Anlass geprägter Sesterz bestätigt – große Geldsummen verteilte
( Plinius d. J., Panegyricus 25.2 – 5 )
. Einer solchen Politik entspricht, dass er viel in zahlreiche, dringend notwendige Bauarbeiten von Straßen, Häfen und sonstigen öffentlichen Gebäuden investiert und außerdem eine außerordentlich großzügige Verteilung von
alimenta ( Plinius d. J.
,
Panegyricus 26.3; 28.4 – 5
) veranlasst hatte. Für deren Finanzierung sind nach einem bestimmten System Gelder aus dem Wirtschaftskreislauf abgeschöpft worden, um in Rom und Städten Italiens Gelder für heranwachsende Kinder und Finanzierungshilfen für die Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus ist für Trajan die Getreideverteilung gegen Hunger und Not der ärmeren Bevölkerung ein andauerndes Thema gewesen
( Plinius d. J.
, |19|
Panegyricus 29.1 )
. Deshalb konnte sich Trajan einer allgemeinen Wertschätzung durch das römische Volk sicher sein.
Trotzdem stützte er seine Machtposition vor allem auf die ihm unter- und ergebenen Truppen, sowie auf die mit ihnen errungenen militärischen Erfolge. Dabei standen neben Maßnahmen zur Grenzsicherung in Germanien und Dakien nicht zuletzt große Offensiven gegen vermeintliche oder tatsächliche Gegner und eine ständige Vergrößerung des römischen Weltreiches durch die Eroberung weiterer Länder auf der Tagesordnung. Offensichtlich dienten diese Eroberungen sowohl einer Stärkung römischer Macht als auch dem Gewinn reicher Beute, von der sowohl der Kaiser als auch Rom und nicht zuletzt die siegreichen Truppen profitierten. Vor allem die beiden Dakerkriege der Jahre 101 – 102 und 105 – 106 n. Chr., von denen die schriftlichen Quellen ausführlich berichten
( Cassius Dio 68.6 – 14 )
, sollten die Vormacht Roms in den Donaugebieten im heutigen Rumänien und damit den offenen Zugang zum Schwarzen Meer sichern. Abgesehen von einer für Rom wichtigen strategischen Bedeutung dieses territorialen Gewinns könnte auch der direkte Zugriff auf die reichen Edelmetallvorkommen im Erzgebirge Siebenbürgens – das berühmte Gold der Daker – besonders attraktiv gewesen sein. Schließlich war nach Aussage einer zuverlässigen Quelle
( Herodot IV 104
) schon seit Jahrhunderten und zumindest bis nach Athen bekannt, dass in diesen Gebieten Erzvorkommen abgebaut wurden, die zu Gold verarbeitet werden konnten.
Offensichtlich scheute Rom keinen Aufwand, um bis in die Gebiete der dort ansässigen Daker vorzudringen. Beispielhaft dokumentiert dies die bereits in antiken Zeiten berühmte Brücke, über die bei Drobeta im heutigen Rumänien die Donau von den Truppen Trajans überquert werden konnte und auch überquert worden ist. Die Brücke selbst, von der zwar nichts mehr erhalten ist, die aber ein technisches und konstruktives Wunderwerk gewesen zu sein scheint, war zugleich das erste Bauwerk, mit dem Trajan als Bauherr auf sich aufmerksam gemacht hatte. Noch dem späteren Biographen Trajans war diese Brücke offensichtlich so gegenwärtig, dass er ihre Größe, Bauform und Leistungsfähigkeit ziemlich genau nennen konnte
( Cassius Dio 68.13.1 – 6
). Hiernach soll die Brücke mehr als einen Kilometer lang und etwa 20 Meter breit gewesen sein. Anscheinend waren mindestens zwanzig bis zu 45 Meter hohe Pfeiler aus Quadersteinen, die tief in das Flussbett eingegraben
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