Kaiserkrieger 2: Der Verrat
ihren Überzeugungen durch Demagogie fehlgeleitet. Ihnen darf nichts geschehen.«
Köhler blickte auf die sich langsam nähernden Boote herab.
»Sie haben keine Waffen«, stellte er nüchtern fest. »Und sie haben nichts, mit dem sie die Reling emporklettern könnten. Wenn ich den Vorschlag machen darf, dann lassen wir sie einfach kommen, sollen sie mit den Fäusten gegen die Wandung trommeln, wie sie wollen.«
Von Klasewitz sah Köhler erstaunt an, als könne er nicht begreifen, dass der Bootsmann eine gescheite Idee haben könnte, doch auch der Offizier erkannte sofort die Eleganz in Köhlers Vorschlag.
»Zieht die Männer von der Reling fort, wir wollen die Priester nicht unnötig provozieren!«, befahl Joergensen. Schnell wurde die Anweisung ausgeführt. Als die ersten beiden Fischerboote mit ihrem Rumpf gegen die Saarbrücken schabten, sahen sich die Offiziere das Spektakel von der Brücke aus an, soweit sie noch Einsicht hatten. Sie hörten das wütende Gezeter der Angreifer, als diese in ihrer Verzweiflung merkten, dass es für sie keinerlei Möglichkeit gab, am hohen und glatten Metallrumpf des Kreuzers emporzuklettern. Das Gezeter wurde lauter, als auch die anderen Boote herankamen und sich die Aufgebrachten offenbar gegenseitig für die Dummheit ihres Planes anzuschreien begannen. Es dauerte etwa zehn Minuten, dann hatte auch der Fanatischste unter ihnen begriffen, dass all dies zu nichts führte. Als dann schließlich auch der Kreuzer zu erzittern begann und Dahms die Maschinen in Gang brachte, gaben sie endgültig auf. Sie wussten nicht, dass die Saarbrücken sich für lange Zeit nicht würde bewegen können, da es einiges dauerte, bis die Maschinen bereit waren. Wüste Drohungen ausstoßend ruderten die Boote zurück an den Pier, wo die Insassen bereits von Rennas Männern in Empfang genommen wurden. Mit Erleichterung stellten die Deutschen fest, dass die Legionäre mittlerweile wieder die volle Kontrolle über die Hafenanlagen hatten. Zwar hatte sich eine nicht unbeträchtliche Menge an Schaulustigen versammelt, diese schienen aber nicht die Absicht zu haben, gewalttätig gegen die mittlerweile gut 200 Bewaffneten vorzugehen. Das Spalier aus in Anschlag gebrachten Speeren, mit dem die Legionäre die Menge im Zaume hielten, trug sicher zu dieser weisen Zurückhaltung bei.
»Ich denke, wir können wieder anlegen«, stellte von Klasewitz schließlich fest und Joergensen gab sofort die entsprechenden Befehle. Die abgetriebene Saarbrücken wieder an den Pier heranzuführen, stellte keine sonderlich einfache Aufgabe dar und erforderte einiges an Manövrieren.
Von Klasewitz schien einige Minuten in Gedanken versunken, dann aber hatte er offenbar einen Entschluss gefasst.
»Joergensen, ich will, dass nachher alle Offiziere in die Messe kommen. Dieser Vorfall hat uns gezeigt, wie prekär unsere Lage im Augenblick ist. Es ist notwendig, einige Entscheidungen zu treffen.«
»Jawohl – aber Kapitän Rheinberg hat uns eingeschärft, diese Menschen im Rahmen ihrer Zeit zu beurteilen, und wir sollten daher nicht …«
»Kapitän Rheinberg hat seine Entscheidungen gefällt, und diese haben ihn an den Hof des Kaisers geführt«, unterbrach von Klasewitz den Zweiten Offizier scharf. »Und er ist nicht hier. Ich habe das Kommando und ich gebe jetzt Befehle. So etwas darf sich nicht wiederholen, es gefährdet die Sicherheit von Schiff und Mannschaft. Darin sind wir uns doch wohl einig, oder?«
»Selbstverständlich.«
»Sehr schön. Dies alles wäre nicht passiert, wenn Rheinberg rechtzeitig auf sehr wichtige religiöse Befindlichkeiten Rücksicht genommen hätte. Noch aber ist nicht alles verloren und wir können diesen Fehler korrigieren. Also: Alle Offiziere in die Messe. Ich vermute, ich muss erst mit einem der römischen Befehlshaber sprechen, aber dann sollten wir unsere eigenen Konsequenzen aus diesem Desaster ziehen!«
Von Klasewitz stelzte von der Brücke. Joergensen sah dem Ersten Offizier nachdenklich hinterher. Er wechselte einen kurzen Blick mit Langenhagen, der kein Wort gesagt hatte.
»Was hat der vor?«, murmelte der Leutnant schließlich.
»Ich weiß es wirklich nicht«, war die Antwort des Zweiten Offiziers. »Aber irgendwie gefällt mir der Tonfall von Klasewitz' nicht. Der führt was im Schilde.«
»Können wir dem Kapitän eine Nachricht schicken?«
»Was würde das nützen? Sicher, das können wir schon, doch bis wir eine Antwort haben, vergehen Wochen. Nein, wir warten ab, was der
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