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Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Kaiserkrieger 2: Der Verrat

Titel: Kaiserkrieger 2: Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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als derjenige, der das Getränk nach Rom einführte … der Vollmatrose hatte während der Wochen seines Aufenthaltes durchaus gelernt, dass ein Beutel voller Solidi in Rom eine mindestens so gute Sache war wie eine Tasche voller Reichsmark zu seiner eigenen Zeit – von beidem konnte man grundsätzlich niemals zu viel haben.
    Oh ja. Kempner lächelte sanft vor sich hin. Er würde ein Café in Ravenna eröffnen und während er noch Dienst auf der Saarbrücken tat, Römer anleiten und lehren. Eine Kaffeerösterei zu bauen dürfte so schwer nicht sein und alles, was er dann noch tun musste, war, den Nachschub an Kaffeebohnen sicherstellen und regelmäßig kassieren. Die Vorstellung wurde mit jedem neuen Planungsdetail attraktiver.
    »Matrose! Schlafen Sie?«
    Die harsche Stimme riss Kempner aus seinen Träumen. Unwillkürlich nahm er Haltung an, hob die Laterne. Mit Schrecken erkannte er vor sich von Klasewitz, der ihn übellaunig anschaute. Kempner bekam einen trockenen Mund. Er hatte gar nicht gewusst, dass der Erste heute Nacht Wache hatte! War nicht Tennberg auf der Brücke gewesen, als er selbst am Bug der Saarbrücken Stellung bezogen hatte? Vielleicht hatte der Erste auch zu viel Kaffee getrunken, für ihn jedenfalls galten die Rationierungen offenbar nicht.
    »Herr Kapitän! Ich habe Sie nicht kommen hören! Ich habe auf den Kai geachtet!«
    »Mich nicht kommen hören, ah ja. Ist das Ihre Auffassung von Pflichterfüllung beim Wachdienst, Matrose? Da hätte sich ja jeder über die Reling an Deck schleichen können, den hätten Sie dann auch nicht kommen hören, was?«
    »Doch, ja, nein, ich meine …« Kempner wurde rot, was man in der Dunkelheit zum Glück nicht sah. Zumindest war er jetzt hellwach.
    Wenn auch nur für einen Augenblick.
    Was er wirklich nicht hörte, da er ganz auf von Klasewitz' Donnerwetter konzentriert war, waren die leisen Schritte hinter ihm. Was er dann noch spürte, war der scharfe Schmerz auf seinem Schädel und daraufhin brach er mit einem Stöhnen zusammen, bewusstlos, direkt in die sofort ausgestreckten Armen des Offiziers.
    »Saubere Arbeit, Schmitt!«, knurrte von Klasewitz und ließ den Ohnmächtigen zu Boden sinken. Oberheizer Josef Schmitt, ein bulliger, zur Fettleibigkeit neigender Mann, grinste den Adligen mit seinem zahnlosen Mund an. Er schob geräuschvoll einen Rest Kautabak zwischen seinen Zahnruinen hin und her, wog den Prügel in seiner behaarten Faust.
    »Der Nächste?«, fragte er nur.
    »Hier vorne ist keiner mehr. Auf der Brücke bei Tennberg hätten wir noch jemanden, dann ist das Deck unser. Der Rest des Kreuzers kommt dann, wenn alle unsere Männer versammelt sind.«
    Schmitt spuckte über die Reling. Ein Fluch auf Latein erklang. Der Heizer schaute in die Dunkelheit hinab und machte ein dummes Gesicht.
    »Hören Sie auf zu glotzen, lassen Sie die Strickleiter herunter!«, stieß von Klasewitz heiser hervor. »Dann auf die Brücke, Tennberg wird Ihnen zeigen, wer noch zu erledigen ist. Da unten kommen unsere Verbündeten!«
    Schmitt grunzte und tat, wie ihm geheißen. Dann verschwand er in der Dunkelheit. Von Klasewitz hob seine Laterne. Der erste Römer, der sich über die Reling schwang, war Petronius. Seine fiebrigen Augen schimmerten im Widerschein des schwachen Lichts. Er sagte nichts, machte sofort Platz für die nachfolgenden Männer. Die gedrungenen, kräftigen Gestalten kletterten lautlos an Bord und füllten die Bugsektion. Von der Brücke machte Tennberg ein Zeichen – auch die letzte Deckwache, die nicht zu den Meuterern gehörte, war unschädlich gemacht worden. Von Klasewitz hob seine Laterne. Petronius hatte seine Glaubensbrüder versammelt, alle trugen sie Mönchskutten. Doch ihre kräftigen Arme mit den schwieligen Händen bewiesen, dass sie ein anderes Leben als das seliger Kontemplation gewöhnt waren und die Art und Weise, wie der eine oder andere den Knüppel oder Schlagstock hielt, ließ einige Interpretationen über die Berufung dieser Männer zu, bevor sie ihr Leben der Kirche gewidmet hatten.
    Petronius hatte ohne Zweifel von den Seinen diejenigen ausgewählt, die ihm heute Nacht am dienlichsten sein konnten. Die beiden Männer nickten sich zu. Einen Abend zuvor noch hatte der Adlige die Verschwörer mit einem Grundriss der Saarbrücken vertraut gemacht. Welche Furcht auch immer diese Männer vor dem dämonischen Werk haben mochten, sie wurde ohne Zweifel durch die Bereitschaft überwogen, alle Kraft in ein heiliges und gottgefälliges

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